ÖVP zieht mit Partei-Rebell Karas in EU-Wahlkampf

Karas (li.) hat es geschafft: Er ist die Nummer 1 der ÖVP für Europa
Karas wird die EU-Wahl 2014 bestreiten. Blümel als Generalsekretär bestätigt.

Es war das ausdrückliche Anliegen von ÖVP-Chef Michael Spindelegger am Freitag, mitten in den Regierungsverhandlungen, den Spitzenkandidaten der Volkspartei für die EU-Wahl 2014 zu präsentieren: Othmar Karas wird als Nummer 1 in den Wahlkampf ziehen. Im Parteivorstand wurde Karas gekürt, dieser bedankte sich für die Nominierung und erklärte bei der anschließenden Pressekonferenz, er wolle ein Kandidat für alle Österreicher sein. Grundsätzlich stelle er sich der Wahl, weil es um eine Richtungsentscheidung gehe, zwischen einer sicheren Zukunft Österreichs in einem gemeinsamen Europa und einem isolierten Österreich, so Karas am Freitag.

Über die anderen Listenplätze will der Parteivorstand später entscheiden, ebenso über Strategie und Kosten des Wahlkampfes. Nach KURIER-Informationen wird der Wahlkampf von der ÖVP-Zentrale gelenkt.

ÖVP zieht mit Partei-Rebell Karas in EU-Wahlkampf
APA15939976-2 - 06122013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Sitzung des ÖVP-Bundesparteivorstandes am Freitag, 06. Dezember 2013, in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Spindelegger streute dem "erfahrenen und bekannten Politiker" Rosen: "Er kennt das Europaparlament wie kein anderer und hat sich einen Ruf erworben über die Fraktion hinaus." Zudem sei Karas einer der Parlamentsvizepräsidenten. Doch räumte der Parteichef ein: "Er macht es sich und anderen nicht immer leicht, auch mir nicht." Aber in Gesprächen habe man die mitunter unterschiedlichen Meinungen aufgearbeitet.

Wirklich innig waren Karas und Spindelegger nie, dem Parteichef hat das eigenständige Agieren von Karas, seine Kritik und sein Auftreten gegen die Parteilinie genervt. So hat Karas etwa der ÖVP-Spitze vorgeworfen, auf Europa-Politik zu verzichten und so das Ansehen als Europa-Partei zu verspielen.

Kleine Genugtuung

Spindelegger hat Karas jetzt monatelang zappeln gelassen, in Ermangelung eines „Wunderkandidaten“ sich aber für Karas entschieden. Mächtige ÖVP-Politiker, wie Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl warben ganz offen für den Niederösterreicher.

Für Karas ist die Nominierung eine kleine Genugtuung. 2009 wurde ihm vom damaligen ÖVP-Parteichef Josef Pröll Ex-Innenminister Ernst Strasser vor die Nase gesetzt. Karas war verbittert, wollte nicht klein beigeben und startete als Listenzweiter einen Vorzugsstimmenwahlkampf. Knapp 113.000 Stimmen machten ihn zum Vorzugsstimmen-Kaiser in Österreich.

Wegen eines Bestechungsskandals musste Strasser am 20. März 2011 als EU-Abgeordneter zurücktreten. Karas, mittlerweile zum Vizepräsidenten des Parlaments aufgestiegen, übernahm die Delegationsleitung der ÖVP-Parlamentarier.

Egal, wen man in Brüssel nach Karas fragt, es gibt eine Antwort: „Er arbeitet sehr diszipliniert, ist fleißig und hat sich wegen seiner inhaltlichen Kompetenz Anerkennung über Parteigrenzen hinweg erworben.“ Sein möglicher Herausforderer 2014, SPÖ-Delegationschef Jörg Leichtfried streut ihm Rosen: „Er ist fair und hat Handschlag-Qualität.“

In allen Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik ist Karas firm: Bankenunion, EZB, die Troika-Arbeit in den Schuldenländern, Karas bearbeitet alles mit Verve.

Karas im Porträt:

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APA/THOMAS SCHMIDTAPA6467332-2 - 13012012 - BRÜSSEL - BELGIEN: ZU APA-TETXT AI - ÖVP-Europaabgeordneter Othmar Karas am Dienstag, 22. März 2011, während eines Pressegesprächs in Brüssel. Othmar Karas wäre mit seiner Wahl zum Vizepräsidenten des EU
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EU-HAUPTAUSSCHUSS DES NATIONALRATES: KARAS

Gut vernetzt

Der bald 56-Jährige – er hat am 24. Dezember Geburtstag – ist EU-weit und international sehr gut vernetzt. Ein Termin bei Kommissionspräsident Barroso oder Währungskommissar Rehn – kein Problem, Karas bekommt unverzüglich das Gespräch und die Hintergrundinformationen, die er für seine Arbeit im Parlament braucht.

Auch zu Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hat er einen sehr guten Draht. Was nur wenige wissen, bei der mächtigsten Frau Europas ist er gern gesehener Gast, ein Anruf genügt und Karas wird empfangen.

Von seiner Bekanntheit auf europäischer Ebene, auch seinem Einfluss in Brüssel, erwartet sich die ÖVP stärkste Partei bei der EU-Wahl zu bleiben. Karas will kämpfen und seine Partei nicht enttäuschen, sagt im vertraulichen Gespräch. Er will es der Partei zeigen, dass er es kann und keine Nervensäge ist.

Nicht nur die Kür von Othmar Karas stand am Freitag auf der Agenda; auch Gernot Blümel wurde vom ÖVP-Vorstand einstimmig zum neuen Generalsekretär gemacht. Das teilte die ÖVP via Twitter mit. Der 32-jährige Niederösterreicher ist ein zumindest in der Öffentlichkeit unbeschriebenes Blatt. Blümel arbeitet im Kabinett von Parteichef und Außenminister Michael Spindelegger und ist als internationaler Sekretär der Jungen ÖVP tätig.

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