EU-Kommissar Hahn für Neuwahlen wegen EU-Vorsitz

Johannes Hahn: „Ich weiß, dass Bürgermeister Häupl ein überzeugter Europäer ist“.
Neuwahlen wären aus einer europäischen Perspektive zu befürworten, vor allem wegen der EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte 2018, sagte Hahn

Für EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn (ÖVP) ist die Übernahme der Parteiführung durch Außenminister Sebastian Kurz "fast alternativlos". Der ÖVP-Politiker Hahn sagte am Samstag im Gespräch mit der APA: "Ich bin zutiefst überzeugt, dass er mit Abstand die beste Wahl ist. Das wird ja auch von niemandem in Zweifel gezogen."

Neuwahlen wären aus einer europäischen Perspektive zu befürworten, vor allem wegen der EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte 2018, sagte Hahn, der am ÖVP-Bundesvorstand am Sonntag nicht teilnimmt. "Wenn man nicht im Herbst wählt und eine neue Regierung hat, dann kommt jede Regierung entweder unvorbereitet in die Präsidentschaft, oder die Wahlen finden während der Präsidentschaft statt. Wann man sich auf den Vorsitz in Europa vorbereiten möchte - das wird ja in einer Periode sein, wo die Brexit-Verhandlungen zu einem Ende kommen und wo man beginnt, den nächsten EU-Finanzrahmen zu diskutieren, also zwei sehr wichtige Themen - dann sollte man volle Aufmerksamkeit darauf haben."

Wenn Neuwahlen im Parlament eine Mehrheit finden, sei dies zu respektieren. Umgekehrt seien Minderheitsregierungen, "noch dazu wo wir in Österreich keine Tradition haben", nicht etwas Sicheres. Bei der EU-Ratspräsidentschaft gehe es um wichtige europäische Entscheidungen und auch um den Ruf Österreichs. "Die letzte Präsidentschaft 2006 war eine sehr erfolgreiche, und insofern hat Österreich da einen gewissen Ruf zu verteidigen", mahnte Hahn.

Hahn hofft auf positiven Trend

Angesprochen auf Kurz kritische Positionen, etwa zu Beitrittsverhandlungen mit der Türkei oder zu Einsparungen im EU-Haushalt, betonte Hahn, dass Kurz zur Türkei die Regierungslinie vertrete, die auch das österreichische Parlament beschlossen habe. Was die Budgetfragen anbelange, stehe die EU noch am Beginn der Diskussionen. "Hier muss man einmal die Diskussion abwarten, die wir als Kommission mit dem Weißbuch ausgelöst haben, wo die Frage ist, in welche Richtung sich die Union in den nächsten Jahren entwickeln soll, welche Aufgaben sie wahrzunehmen hat." Hier sollten zunächst die Aufgaben definiert und dann die Finanzierung geklärt werden. Kurz werde den gleichen Zugang verfolgen, dieser sei "der einzig rationale", sagte Hahn.

Hahn hofft, dass sich im österreichischen Wahlkampf und in den bevorstehenden Urnengängen in Frankreich und Deutschland ein positiver Trend gegenüber Europa fortsetzt. "Überall spielt Europa eine Rolle, aber zusehens in einer konstruktiven, wenn auch da und dort kritischen Form. Ich denke, wenn es zu Europafragen kommt, wird da eine ähnliche Haltung in Österreich sein. Hier ist doch eine geänderte Position festzustellen."

"Wichtigkeit der Europäischen Union"

Es werde zunehmend klar, "dass man die Wichtigkeit der Europäischen Union erkennt, auch als eine Sicherung für ein kleines oder mittleres Land wie Österreich, um in einer zunehmend globalisierten Welt überleben zu können", sagte Hahn. "Mein Eindruck ist, dass auch unter dem Brexit ein gewisser Ruck durchs Land gegangen ist." Was Österreich an Lebensstandard und sozialer Absicherung geschaffen habe, könne nur im Rahmen der Europäischen Union sichergestellt werden. Dazu komme, dass Österreich zu den exportstärksten Ländern in Europa zähle, und auch vor diesem Hintergrund jegliche Form der Absicherung sinnvoll sei. "Das hat man mittlerweile verstanden, Österreich ist ja auch geografisch in der Mitte Europas."

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