ÖVP-Länder: System Kurz verschärft Machtkampf um Mandate

Minister Rupprechter hat mit Wirtschaftsbund-Chef Hörl einen Konkurrenten
In Tirol rittern Bauernbund-Minister Rupprechter & Wirtschaftsbundchef Hörl um Fixticket.

Das Gerangel hat schon vor Wochen begonnen. Seit Montag ist in der Tiroler ÖVP das Rennen um aussichtsreiche Listenplätze für die Nationalratswahlen auch offiziell eröffnet. "Landeshauptmann Platter hat das Pouvoir erhalten, in Absprache mit Sebastian Kurz die Landesliste festzulegen", sagt Parteimanager Martin Malaun. Dass die Nervosität unter den Funktionären steigt, gehöre dazu.

Das neue System Kurz, das den frisch gewählten Bundesparteichef der ÖVP mit einem Durchgriffsrecht bei den Landeslisten ausstattet, wird in Tirol gleich auf eine Probe gestellt. Heute, Dienstag, weilt Kurz im Lande und will gegenüber Touristikern ein offenes Ohr für deren Wehklagen beweisen. Dabei können Günther Platter und Kanzler-Anwärter Sebastian Kurz gleich über die Begehrlichkeiten einer der lautesten Stimme der Branche plaudern.

Wirtschaft vs. Bauern

Der Zillertaler Franz Hörl macht kein Hehl daraus, dass er in den Nationalrat möchte. "Ich bin bereit, zu kandidieren", sagt der Sprecher der österreichischen Seilbahnwirtschaft, der als Unruheherd in der Tiroler ÖVP gilt. Hörl nimmt sich selten ein Blatt vor den Mund und drischt dabei immer wieder auch gerne auf den grünen Koalitionspartner seiner Partei ein.

Das Drängen des 60-Jährigen offenbart exemplarisch die Schwierigkeiten der neuen Spielregeln in der ÖVP. Die Bundesliste will Kurz offenbar nur mit Quereinsteigern besetzen. "Das erhöht natürlich den Druck nach unten", sagt Hörl, der auf der Tiroler Landesliste "am liebsten auf Platz 1" aufscheinen möchte.

Damit steht der Tiroler Wirtschaftsbund-Chef Hörl in direkter Konkurrenz zum Tiroler Landwirtschaftsminister und Bauernbündler Andrä Rupprechter. Platz 2 dürfte dieses Mal zwar angesichts der Wahlprognosen ebenfalls für ein Nationalratsmandat reichen, ist aber für eine Frau reserviert.

Kluges Kurz-Machtwort

Die Balance zwischen Bünden und regionalen Interessen zu finden, bleibt auch in der "Neuen Volkspartei" eine Herausforderung. Möglich, dass Kurz in Tirol ein Machtwort sprechen muss.

Hörl befürwortet die Machtfülle des Parteichefs jedenfalls und ist überzeugt: "Er wird sein Durchgriffsrecht sicher klug einsetzen".

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