Nun kommt Entscheidungsschlacht zwischen Häupl und Strache

Entscheidung in Wien: Bürgermeister Michael Häupl hat zwei intensive Wahlkampfwochen vor sich
In den nächsten zwei Wochen geht es in Wien um alles – um den Bürgermeister und um den Ruf als Weltstadt.

Im Wiener Rathaus wurde heute interessiert wie nie zuvor die Wahl in Oberösterreich verfolgt. Das Stimmverhalten der Oberösterreicher dient der regierenden Wiener SPÖ als Indiz, ob die Meinungsforscher mit ihren Prognosen recht haben.

Und das "Indiz" ist für die SPÖ alarmierend: Bis auf knapp sechs Prozent ist die FPÖ der ÖVP in Oberösterreich nahe gerückt. Zuvor betrug der Abstand 21 Prozent.

In Wien beträgt er jetzt 18.

Ein Kippen der Mehrheit ist zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen. In der Wiener SPÖ ist die Verunsicherung groß. Der Kurs des Bürgermeisters, die Ausländerfeindlichkeit der FPÖ mit Menschlichkeit gegenüber den Flüchtlingen scharf zu konterkarieren, geht zwar auf – aber offenbar nur in einem Teil der Stadt. Michael Häuplsaugt die Zustimmung all jener Wiener auf, die einen Bürgermeister Heinz Christian Strachevermeiden wollen. Die Folge: Die kleinen Parteien, ÖVP, Grüne und Neos, verlieren in den Umfragen an Zustimmung.

Allerdings bricht die SPÖ in den großen Flächenbezirken ein, wo sehr viele Wähler zur FPÖ tendieren. Es sind dies jene Bezirke entlang der Südosttangente, die die Wiener Hausmacht von Kanzler Werner Faymanndarstellen. "Unsere Funktionäre in den Flächenbezirken laufen zu wenig. Sie sind den populistischen Argumenten der FPÖ oft rhetorisch nicht gewachsen", erzählt ein SPÖler vom laufenden Wahlkampf.

Die SPÖ wird nach dem Oberösterreich-Ergebnis die eingeschlagene Wahlkampflinie beibehalten und die Auseinandersetzung mit der FPÖ weiter zuspitzen. "Es geht um jede Stimme", plakatiert die SPÖ bereits.

Unter den Politikexperten gibt es zwei Denkschulen, wie sich der Erfolg für die FPÖ in Wien auswirken wird.

Die einen glauben, dass die FPÖ nun noch mehr Aufwind bekommen wird. Die anderen glauben, dass Häupl nun noch besser mobilisieren und die Stimmen der FPÖ-Gegner auf sich fokussieren kann.

In Wien geht es nicht nur um den Bürgermeister, sondern auch um den Ruf als Weltstadt. Es gibt berechtigte Befürchtungen, dass ein blauer Vormarsch der Stadt wirtschaftlich schaden könnte – vor allem im Tourismus. 1,5 Millionen Nächtigungen im Jahr bringt in Wien allein der Kongresstourismus, was 17.000 Ganztagsarbeitsplätze sichert. Um die spendierfreudigen Kongresstouristen reißen sich auch andere Metropolen. Offenheit ist ein wichtiges Asset in dem Wettbewerb.

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