Niessl-Kuvert-Affäre: Zeuge geht in die Offensive

Landeshauptmann Hans Niessl
Ex-Banker Andreas Wecht bleibt dabei: SP-Landeshauptmann Hans Niessl hat 10.000 Euro genommen.

Eigentlich wollte er das nicht. Eigentlich wollte Andreas Wecht nur vor einem Richter aussagen. Den eigenen Name in der Zeitung? Nein, daran hatte er kein Interesse. Doch nachdem in den vergangenen Tagen Bösartiges über den Ex-Banker herumerzählt wurde, sah sich der 52-Jährige gezwungen, in die Offensive zu gehen. "Ich lasse mich nicht mit Dreck bewerfen", sagt er in einem Interview mit dem am Wochenende erscheinenden Nachrichtenmagazin profil.

Darin wiederholt Wecht unter vollem Namen nicht nur seine Vorwürfe, sondern nimmt auch zu allfälligen Unschärfen an seiner Geschichte Stellung.

Laut Wecht war Landeshauptmann Hans Niessl vor der Landtagswahl 2010 – also irgendwann zwischen Oktober und Mai – in Tirol, um von Unternehmer Manfred Swarovski (Swarco) ein Kuvert mit 10.000 Euro Bargeld zu übernehmen. Er, Wecht, habe das Geld von einem Konto in Wattens behoben und zum Termin mitgebracht. Wecht hielt das Geld für eine Parteispende an den wahlkämpfenden Landeshauptmann.

"Das ist Rufmord auf Raten"

profil hat das von Wecht kolportierte Treffen bereits am vergangenen Wochenende thematisiert, doch Swarovski und Niessl bestreiten die bislang anonym vorgebrachten Behauptungen vehement: Der Landeshauptmann sei im erwähnten Zeitraum überhaupt nie bei Swarovski gewesen; schon gar nicht habe er irgendein Geld genommen. "Das ist Rufmord auf Raten", sagte Niessl zum KURIER – und brachte Klage ein.

Wecht bleibt dabei und schildert detailliert, was an jenem Tag passiert sein soll. Niessl sei in Wattens gewesen, man habe ihm den Konzern vorgestellt – in einem "Präsentationsraum mit Videowall. Wir waren vier Leute." Auch der Vierte im Bunde, der Marketingchef, bezeichnet Wechts Version als "haltlos" – es steht also drei gegen einen.

Bleibt die Frage: Was könnte das Motiv sein? Warum sollte sich Andreas Wecht mit schwer beweisbaren Behauptungen so exponieren?

Der Ex-Manager verhehlt zwar nicht, im Unfrieden aus dem Konzern geschieden zu sein ("Wir haben nicht so gut harmoniert"); aber Rache-Gelüste hege er keine. "Warum sollte ich? Was hilft mir das?", sagt er zu profil. Und zumindest damit hat er sicher recht. Er hat nichts davon – bis auf die Tatsache, dass er sich einen Landeshauptmann und einen Großunternehmer zu Feinden machte.

Die Identität der "anonymen Quelle" des Nachrichtenmagazins profil wurde am Freitag bekannt. Wie das Ö1-Mittagsjournal berichtet, soll es sich um Andreas Wecht handeln. Er wirft Hans Niessl vor, seitens des Industriellen Swarovski 10.000 Euro erhalten zu haben. Wecht war von 2002 bis 2006 Vorstandschef der Tiroler Sparkasse, außerdem ist er FPÖ-Mitglied.

Obwohl sein Vertrag dort verlängert wurde, wechselte er in den Vorstand von Manfred Swarovskis Firma Swarco in Wattens. Ende 2010 trennte sich Swarco von Wecht. Laut eigenen Angaben soll er 2009 oder 2010 den Auftrag bekommen haben, Geld für den burgenländischen Landeshauptmann bei der Bank abzuheben und das Geld persönlich im Kuvert zu übergeben. Niessl bestreitet den Vorwurf. Er sei weder zu der Zeit in Tirol gewesen, noch habe er je ein Geldkuvert erhalten.

Laut Ö1, will auch profil den Zeugen in seiner kommenden Ausgabe outen.

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