Landespartei beugt sich Stronachs Machtwort

APA11153106 - 25012013 - OBERWALTERSDORF - ÖSTERREICH: Frank Stronach am Freitag, 25. Jänner 2012, nach der Pressekonferenz anl. "Team Stronach/Kandidaten für die Landtagswahl NÖ" in Oberwaltersdorf.. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Die Revolution ist abgesagt: Personalwünsche des Parteigründers werden akzeptiert.

Frank Stronach, der Pendler zwischen Österreich und Kanada, ist auf Österreich-Tour. Auf keiner angenehmen. Parteieigene Baustellen muss er beseitigen – in Niederösterreich und Tirol.

Jüngst hat er in Innsbruck versucht, Frieden zu stiften. Gelungen ist das nicht (siehe unten). Gestern war er in Niederösterreich zur Aussprache mit den Seinen.

Dort ist es gelaufen, wie er wollte. Stronach hat sich mit seinen Personalvorgaben durchgesetzt. Seit der Wahl am 3. März gärte es in der Landesgruppe. Auf die Freude über das gute Ergebnis – 9,84 Prozent, fünf Mandate, ein Regierungssitz – folgte Empörung. Darüber, dass Stronach den Ex-Rechnungshofbeamten Walter Laki zum Klubchef im Landtag bestimmte. Viele Funktionäre wollten Landeschef Ernest Gabmann junior weiter in diesem Amt. Er hatte es interimistisch inne. Laki, Achter auf der Liste, hatte nicht einmal ein Mandat. Er soll das von Stronach bekommen, weil es dieser nicht will.

Sinneswandel

Gestern wurde Laki plötzlich als Klubchef akzeptiert. Die Abgeordneten stimmten mit 3: 2 für ihn. Auch Stronachs Wunschkandidat für den Bundesrat ging durch: Gerald Zelina. Gewollt hatte die Landesgruppe einen anderen, den Gewinner des Vorzugsstimmenwettbewerbs Thomas Heigl. Und Walter Naderer bekommt das Landtagsmandat von Elisabeth Kaufmann-Bruckberger, die in die Landesregierung geht. Damit hat Stronach alle seine Leute durchgebracht.

Dabei hatte ein Parteigänger dem KURIER vor der Zusammenkunft mitgeteilt, dass nicht angehe, dass Stronach bestimme, wer Fraktionschef wird: „In der Landesverfassung ist festgelegt, dass die Abgeordneten ihren Klubobmann wählen. Dieses freie Mandat darf nicht eingeschränkt werden.“

Warum der Sinneswandel? Parlamentsklubobmann Robert Lugar habe die Abgeordneten bekniet, nicht zu opponieren, heißt es. Er habe auf die Situation in Tirol verwiesen, wo ob der Turbulenzen 820 Leute aus der Partei ausgetreten sind. So etwas könne man sich in Niederösterreich nicht leisten. Immerhin habe die Landesgruppe auch viel Geld von Stronach bekommen.

Zuvor hatte Lugar dem KURIER gesagt: „Es ist alles auf Schiene. Gabmann ist Obmann, Laki Klubchef, Kaufmann-Bruckberger Landesrätin. Wenn das Einzelne gerne anders hätten, ist das eine interessante Information, wird aber nichts ändern.“

Eine andere Personalie war gestern ebenfalls Thema. Stronach traf auch Stefan Wehinger, Ex-Westbahn-Chef und bisheriger „General Manager“ des „Team Stronach“. Diesen Job hat er wegen der Entscheidungen in Tirol vergangene Woche geschmissen. Wehinger tat Stronach kund, er bleibe dabei, er werde sich zurückziehen.

Machtkämpfe, Intrigen – und kein Ende in Sicht. Und das, obwohl Frank Stronach vergangene Woche mit seinem Privatjet nach Tirol geflogen ist, um seine Landesgruppe zu befrieden. Die war da aber schon heillos zerstritten und ins Chaos abgedriftet.

Zuerst flogen die Fetzen, weil drei verschiedene Landeslisten für die Wahl am 28. April eingereicht worden sind. Die Wahlbehörde ließ schließlich die Liste von Hans-Peter Mayr zu, der jedoch erst nachträglich die Unterstützung von Stronach bekam. Die Polit-Soap geht nun aber in die nächste Runde. Etliche Kandidaten auf den Bezirkswahllisten distanzieren sich laut Sonja Ulmer nämlich von Mayr. Ulmer war Erste auf der ursprünglich von Stronach gewünschten Liste gewesen.

Vom Tiroler Team Stronach sollen sich bereits mehr als 800 Personen abgewandt haben. Mit der Unterschrift unter eine Petition sollen Mayr-Gegner nun ihren Unmut ausdrücken können.

Und auch das Thema Wahlanfechtung steht weiter im Raum. Hans Moser, ein Mitstreiter Ulmers, sagt. „Wir haben seit zwei Tagen einen Geldgeber, der das finanzieren würde.“

Stronach wollte die Arzthelferin Sonja Ulmer und ihre Mitstreiter eigentlich wieder ins Boot holen. Aber Ulmer bekräftigte gestern bei einer Pressekonferenz: „Wir akzeptieren den Kompromiss nicht.“ Ihre Gruppe hätte sich an einem Bürgerrat beteiligen sollen, der Mayr und seinem Team künftig auf die Finger schaut.

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