Neuer Nationalrat wird jünger und weiblicher

Sitzung des Nationalrates im Ausweichquartier in der Hofburg
Auch wenn keine Partei 50 Prozent Frauenanteil erreicht, steigt der Anteil weiblicher Abgeordneter zumindest. Pilz und Kopf sind die neuen "Saurier".

Der Frauenanteil im Nationalrat wird nach dem Aus der Grünen und der Steigerung der FPÖ zwar nur unwesentlich von 31 Prozent auf etwa ein Drittel steigen, jedoch können die drei größeren Parteien allesamt ein Plus verbuchen. Das ergibt sich aus einem Blick auf die wahrscheinliche Zusammensetzung der fünf Parlamentsklubs. Die beste Quote sollte demnach diesmal die SPÖ mit etwa 44 Prozent erreichen.

Am Ende der abgelaufenen Legislativperiode war bei den Sozialdemokraten bloß ein Drittel der Abgeordneten weiblich. Etliche Polit-Pensionierungen vor allem in Niederösterreich machten nun den Weg frei für eine Steigerung der Quote. Die parteiinterne Vorgabe von 40 Prozent wird jedenfalls übersprungen.

Bei der ÖVP versuchte man es diesmal mit einem Misch-System aus Reißverschluss-Prinzip und Vorzugsstimmen-Bevorzugung. Heraus kommen wird vermutlich knapp ein Drittel an weiblichen Mandataren. Immerhin wäre auch das ein Plus gegen über den derzeitigen rund 28 Prozent. Dabei ist bei der ÖVP auffällig, dass der allergrößte Teil der Frauen im künftigen Klub neu ist. Einzig die drei Niederösterreicherinnen Eva-Maria Himmelbauer, Angela Fichtinger und Martina Diesner-Wais sowie die Oberösterreicherin Angelika Winzig waren schon in der vergangenen Gesetzgebungsperiode Abgeordnete. Dazu dürften etwa 16 neue Mandatarinnen kommen.

Blaues Schlusslicht

Die größten Quoten-Defizite haben traditionell die Freiheitlichen - und sie bilden auch 2017 das Schlusslicht. Vermutlich sind im 51 Köpfe umfassenden FPÖ-Klub nur zehn Mandatare weiblich. Immerhin würde die Quote von knapp 16 auf gut 19,5 Prozent steigen. Freilich droht sie rasch wieder zu sinken. Denn die Salzburger Parteiobfrau Marlene Svazek plant bei der Landtagswahl im Frühling schon wieder einen Wechsel in Landtag oder Landesregierung.

Stark zugelegt haben die NEOS, die in ihrer ersten Periode zwischenzeitlich nur noch eine weibliche Abgeordnete hatten. Nunmehr sind es vier von zehn, was eine 40-Prozent-Quote ergibt. Knapp dahinter folgt die Liste Pilz mit 37,5 Prozent. Drei jüngere Mandatarinnen ergänzen drei Über-60-Jährige Ex-Grüne plus Anwalt Alfred Noll (58).

Fix sind diese Zahlen allesamt noch nicht. Denn vor allem bei den größeren Parteien steht noch nicht endgültig fest, wer das ihr oder ihm zugewiesene Mandat tatsächlich annimmt. Zusätzlich haben etliche Kandidaten auf mehreren Ebenen (Wahlkreis, Landes- und Bundesliste) Sitze erreicht und noch Zeit festzulegen, welches Mandat sie annehmen, was wiederum angesichts der Nachrücker Einfluss auf die Zusammensetzung der Klubs hat.

Kopf und Pilz sind die neuen "Saurier"

Mit dem vorläufigen Endergebnis inklusive Wahlkarten steht großteils fest, welche Abgeordnete dem künftigen Nationalrat angehören. Eine Änderung gibt es, was die längst dienenden Mandatare betrifft. Nach dem freiwilligen Rückzug von Jakob Auer und dem von Wähler und Partei verfügten unfreiwilligen Abtritt von Josef Cap sind nun je nach Zählart Karlheinz Kopf oder Peter Pilz die neuen "Saurier".

Der VP-Mandatar Auer und der langjährige SP-Klubchef Cap hatten dem Nationalrat seit 1983 angehört und damit rund 34 Jahre. Nicht viel später, nämlich 1986 zog Peter Pilz mit der ersten Generation der Grünen ins Parlament ein. Allerdings war er Ende 1991 wieder weg, weil er sich in der Wiener Kommunalpolitik engagierte, und das immerhin bis 1999. Seither gehörte er für die Grünen wieder dem Nationalrat an, künftig für die nach ihm benannte Namensliste.

Diese bis Sonntag 8.384 Tage sind natürlich beachtlich, dennoch sind sie nicht der Top-Wert. Denn der Zweite Nationalratspräsident und frühere VP-Klubobmann Karlheinz Kopf gehört dem Nationalrat 8.385 Tagen an und damit einen Tag länger als Pilz. Was bei Kopf dazu kommt, er ist seit 23 Jahren durchgehend im Nationalrat präsent. Genauso lange wie Kopf ist Werner Amon Parlamentarier ist im ÖVP-Klub. Allerdings musste der Steirer nach Wahlen immer wieder einige Monate pausieren, bis er nach der Regierungsbildung wieder nachrücken durfte.

Von der SPÖ-Riege ist Doris Bures die erste, die das Hohe Haus als Abgeordnete betreten durfte, nämlich im Jahr 1990. Durch ihre Zeit als Frauen- und Infrastrukturministerin hatte die scheidende (Erste) Nationalratspräsidentin allerdings zwischendurch ein paar Jahre Parlamentspause. Am längsten durchgehend im Nationalrat ist somit Justizsprecher Hannes Jarolim, der seit 1997 einen Sessel innehat. Davor war er schon zwischen 1994 und 1995 einmal rund ein Jahr Abgeordneter. Immerhin schon seit 1999 ununterbrochen dabei ist die frühere Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl.

Bei der FPÖ hat die zwischenzeitliche Parteispaltung ihre Spuren hinterlassen. Niemand ist länger als seit 2006 durchgehend im Nationalrat, dazu gehört Partei- und Klubobmann Heinz-Christian Strache. Allerdings kommen mit dieser Wahl zwei Mandatare wieder, die schon in den 1990er-Jahren dem Nationalrat angehörten. Zunächst ist das Martin Graf. Der frühere Dritte Nationalratspräsident war von 1994 bis 2002 sowie von 2006 bis 2013 schon Abgeordneter. Eine deutlich längere Pause hatte Brigitte Povysil, die von 1996 bis 2002 Parlamentarierin war. Der Vorarlberger Landesobmann Reinhard Bösch wurde erstmals 1999 gewählt, musste aber von 2008 bis 2013 eine Pause einlegen.

Junge NEOS, erfahrene Pilzler

Relativ einfach ist es bei den NEOS, da sie erstmals vor vier Jahren einzogen und keiner davor Erfahrung als Abgeordneter hatte. Somit gibt es ein Quartett, das von Anfang an dabei war, angeführt von Klub- und Parteiobmann Matthias Strolz. Ebenfalls von NEOS-Parlamentstag eins dabei waren Gerald Loacker, Nikolaus Scherak und Michael Bernhard, damals freilich noch unter dem Namen Pock. Anders schaut es bei der Liste Pilz aus. Neben dem Listenersten gibt es nämlich noch zwei andere Mandatare, die jede Menge parlamentarische Erfahrung aufweisen. Wolfgang Zinggl ist seit 2004 pausenlos Abgeordneter, Bruno Rossmann seit 2006, allerdings mit vier Jahren Pause.

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