Neue FP-Kampagne: "Liebe Deine Nächsten"

Neue FP-Kampagne: "Liebe Deine Nächsten"
Die Blauen haben am Montag ihre Plakate präsentiert - und legen dabei das Gebot der Nächstenliebe sehr selektiv aus.

Die FP nennt es Positivwahlkampf, die Kritiker werden das wohl nicht so sehen: Parteichef HC Strache hat am Montag die Plakatserie für die bevorstehende Nationalratswahl präsentiert – die Slogans geben eine deutliche Richtung vor: „Liebe deine Nächsten - für mich sind das unsere Österreicher“ lautet der eine, „Höchste Zeit für 'Nächstenliebe‘“ der andere.

Zu sehen ist darauf Spitzenkandidat Strache, einmal mit einer fürsorglich wirkenden älteren Dame, einmal mit einem jungen Mädchen. Inhaltlich widmet sich die FP neben dem Thema der Nächstenliebe auch der EU: Sujets mit Sprüchen wie „Wir kürzen unsere EU-Beiträge - SPÖVP Pflege- und Familiengeld“ oder „Wir senken Mieten, Steuern und Gebühren - SPÖVP Löhne & Pensionen“ werden außerdem affichiert. 3000 Plakate und 50.000 Kleinflächen sollen österreichweit hängen.

Motto: Gerechtigkeit

Damit geht man ab von der bisherigen Form der Slogans, die mit Reimen wie „Daham statt Islam“ oder „Pummerin statt Muezzin“ polarisiert haben, ab. Strache argumentiert, die FP setze damit die Linie fort, „die wir schon bei unserer Plakatkampagne im Frühjahr hatten, die unter dem Motto der Gerechtigkeit stand.“ Dass die Nächstenliebe sich auf Österreicher beschränke, erklärt er so: „Meine Nächsten sind für mich als österreichischer Politiker nun einmal unsere Österreicherinnen und Österreicher.“ Inhaltlich positioniert man sich dann in zwei Tagen: Am Mittwoch soll das Wahlprogramm der FP präsentiert werden.

Kirchen-Kritik

Weniger lang hat's gedauert, bis sich die ersten Kritiker öffentlich zu Wort gemeldet haben: Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und Oberkirchenrätin Hannelore Reiner warfen der FPÖ eine "missbräuchliche" Verwendung des Begriffes Nächstenliebe vor, die nichts mit dem christlichen Verständnis davon zu tun habe. "Offenbar kann es die FPÖ nicht lassen, auf ihren Wahlplakaten auf religiöse Symbole zurückzugreifen", meinte Bünker. Nächstenliebe könne und dürfe nicht auf "unsere Österreicher" verengt werden, unterstrich Reiner.

Für Diakonie-Direktor Michael Chalupka ist Nächstenliebe "keine Abstandsmessung, sondern eine Aufgabe, die sich Christinnen und Christen täglich aufs Neue stellen kann". Im christlichen Verständnis habe die Nächstenliebe einen viel weiteren Horizont als bei der FPÖ. "Die Frage ist nicht, wer ist uns nah, sondern, sind wir bereit, selbst zum Nächsten zu werden?"

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