Nervosität vor Jahrestag der Anschläge

Soldaten im Zentralbahnhof von Brüssel.
"Minute des Lärms" - Brüssel gedenkt der Opfer; Behörden besorgt über nicht gefundene Waffen.

Zwei belgische Soldaten steigen in die Brüsseler U-Bahn ein. Das Schnellfeuergewehr vor der Brust, die Pistole im Halfter, Splitterschutzweste, Helm – als würden sie in den Krieg ziehen. Auf Brüssels wichtigsten Straßen, Plätzen, Bahnhöfen und U-Bahnkotenpunkten gehören sie mittlerweile zum Stadtbild: die rund 1100 belgischen Soldaten, die rund um die Uhr patrouillieren.

Sie sollen den Menschen die Sicherheit vermitteln, dass eine Katastrophe nicht mehr geschehen kann, wie sie das Herz Europas vor genau einem Jahr ereilte. Bei koordinierten Terroranschlägen auf den Brüsseler Flughafen Zaventem und auf einer U-Bahnlinie starben damals 35 Menschen, darunter die drei radikal-islamischen Attentäter. Mehr als 300 wurden teils schwerst verletzt.

Fieberhafte Suche

Am Tag vor den Anschlägen hatten zwei der Terroristen, alle Anhänger des "Islamischen Staates", mit einem Verbindungsmann in Syrien telefoniert und ihm angekündigt: Sie müssten jetzt zuschlagen, nachdem kurz zuvor im Stadtteil Moelenbeek einige jener Terroristen verhaftet worden waren, die die Novemberanschläge von Paris geplant und ausgeführt hatten. Und noch eines sagten die beiden Männer, was Belgiens Sicherheitsbehörden nicht zur Ruhe kommen lässt: Sie sprachen über Waffen in Brüssel – die bis heute nicht gefunden wurden. Und: "Ja, es gibt noch andere Brüder nach uns....."

Zahlreiche Verhaftungen wurden seither vorgenommen, die Sicherheitsmaßnahmen extrem verschärft. Auf einer vierstufigen Bedrohungsskala bleibt die Warnstufe weiter auf drei, also "ernst". Sorgen bereiten die radikalisierten Rückkehrer und "Gefährder", die nicht alle rund um die Uhr beacht werden.

Ist Brüssel heute sicherer als vor einem Jahr? "Die Frage ist eher, ob Brüssel sicherer oder unsicherer ist als irgendeine andere europäische Hauptstadt", sagte der Sicherheitsexperte John Duhig der Brussel Times. Nur wenn die nationalen Geheimdienste bereit seien, ihre Informationen mit Belgiens Behörden zu teilen, könne die Terrorgefahr erheblich reduziert werden.

Im Gedenken an die Opfer ruft Brüssel nach einer Minute des Schweigen zu einer "Minute des Lärms auf". Heute um 09:11 Uhr werden alle Busse und Straßenbahnlinien stehen bleiben und hupen. Alle Insassen sind aufgefordert zu klatschen – in Erinnerung an die 32 Todesopfer.

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