Nach Flüchtlings-Posting: Sendepause für den "EU-Bauern"

Manfred Tisal als "EU-Bauer" beim "Villacher Fasching"
Nach einem Posting gegen Flüchtlinge legt der ORF die Zusammenarbeit mit dem Kabarettisten Manfred Tisal vorübergehend auf Eis.

Flüchtlinge? „Menschen, die als politisch legitimierte Sozialschmarotzer über uns herfallen.“ Die Mindestsicherung? „Nicht verdient“.

Der Kabarettist Manfred Tisal, bekannt als „EU-Bauer“ aus dem Villacher Fasching, hat mit einer Reihe von Postings zur causa prima des Wahlkampfes für kontroverse Reaktionen gesorgt.

Tagtäglich sehe er von seinem Balkon aus, „wie Asylanten mit Adidasschuhen, Nike-Leiberln und Diesel-Jeans mit Smartphone und nagelneuen Bikes“ diskutierend vorbeigehen. „Mich frisst ein bisschen der Neid“, schreibt Tisal in einem seiner „KUHmentare“ auf Facebook „Nicht weil ich das nicht habe, sondern weil sie es gratis bekommen.“

Allein dieses Posting wurde bis Montag 1.176 Mal geteilt und verzeichnete insgesamt mehr als 4000 "Gefällt mir"-Angaben.

"Traumatisierter als die Flüchtlinge"

Bereits vergangenen Donnerstag hatte Tisal die Debatte angestoßen, als er in einem weiteren KUHmentar schrieb, er glaube "schön langsam, dass wir traumatisierter sind als unsere 'Zuwanderer'". Die rund acht Milliarden (8,1 Mrd. Euro), die laut aktuellem Integrationsbericht zwischen 2015 bis 2019 an Flüchtlingskosten anfallen, glaubt Tisal ohnehin nicht. „Ich glaube (…), dass dies nur eine Dunkelziffer ist“, schreibt der Kabarettist, der auch als freier Mitarbeiter beim ORF Kärnten arbeitet.

Wie die Kleine Zeitung heute berichtet, hat dieser die Zusammenarbeit mit Tisal deshalb nun auf Eis gelegt. Die regelmäßigen KUHmentare werden vorerst ausgesetzt, bestätigte der ORF gegenüber dem KURIER. Nach der Rückkehr der Landesdirektorin, die sich gerade im Urlaub befände, werde man kommende Woche über die Zukunft des Formats entscheiden.

"Bauernopfer"

Was den Verbleib Tisals beim Villacher Fasching betrifft, hält sich Kuno Kunz, der Kanzler der Faschingsgilde gegenüber der Kleinen Zeitung bedeckt. "Wir geben dazu keine Stellung ab. Was Tisal gesagt hat, ist seine Privatmeinung."

Gerüchte über Gratis-Smartphones für Flüchtlinge halten sich seit Jahren, entbehren aber jeglicher Grundlage. Das wurde unter anderem durch die Telekom Austria, die Handys kostenfrei verteilt haben soll, mehrfach klargestellt.

Das scheint Tisal jedoch nicht zu beeindrucken. Er sieht sich als "Bauernopfer einer Politik, die nicht selbst imstande ist, Lösungen herzuführen." Es sei "unfassbar, mit welchen verbalen Untergriffen und Drohungen" agiert werde, schrieb Tisal noch heute Nachmittag. Inzwischen ist sein Profil auf Facebook auf "privat" gestellt.

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