Ministerrat bei der neuen Regierung künftig am Mittwoch

Erster Ministerrat von Türkis-blau: Strache, Kurz und Launsky-Tieffenthal
Sebastian Kurz hat mittlerweile das "Kreisky-Zimmer" am Ballhausplatz bezogen.

Die neue Bundesregierung bringt eine weitere Neuerung ins innenpolitische Getriebe. Anstatt wie bisher am Dienstagvormittag tritt sie zum wöchentlichen Ministerrat künftig am Mittwoch zusammen. Die Uhrzeit bleibt voraussichtlich bei 10.00 Uhr im Bundeskanzleramt, hieß es aus eben diesem gegenüber der APA. Der Ablauf werde damit optimiert, lautete die Begründung für die Änderung.

Der neue Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist übrigens ins sogenannte Kreisky-Zimmer am Ballhausplatz eingezogen. Seit Wolfgang Schüssel (ÖVP) residierten etliche Regierungschefs im Metternich-Zimmer, da dieses heller ist als der holzvertäfelte Raum, in dem Bruno Kreisky (SPÖ) sein Büro hatte und dieses "Zigarren-Kistl" nannte. Auch Kurz' unmittelbarer Vorgänger Christian Kern (SPÖ) arbeitete im Metternich-Zimmer. Der ÖVP-Obmann möchte nun das repräsentative Kreisky-Zimmer wiederbeleben, da es das ursprüngliche Kanzlerzimmer sei.

Jeder Kanzler kann sich das Zimmer am Wiener Ballhausplatz aussuchen, in dem er residieren möchte. Während die letzten "roten" Regierungschefs im sogenannten Metternich-Zimmer saßen, entschied sich ausgerechnet Sebastian Kurz für das Kreisky-Zimmer, mit dem Hinweis, dass er Bruno Kreisky, "der das Landgeprägt hat", sehr schätze.

Seit Schüssel verwaist

Der Arbeits- und Repräsentationsraum der ersten acht Bundeskanzler der Zweiten Republik könnte ebenso gut Figl- oder Raab-Zimmer heißen, da auch diese beiden Regierungschefs in dem holzgetäfelten Salon ihren Amtsgeschäften nachgingen. Aber nach der langen Regentschaft des "Sonnenkönigs" blieb das Zimmer wohl für alle Zeiten mit seinem Namen verbunden, seit 2007 heißt es offiziell Kreisky-Zimmer. Nach Kreisky wurde der eher düstere Raum noch von den Kanzlern Sinowatz, Vranitzky und Klima verwendet, seit Schüssel war das Kreisky-Zimmer verwaist.

Das rund 70 Quadratmeter große Büro in der Beletage der Staatskanzlei war – infolge der fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – nach 1945 vom Wiener Architekten Oswald Haerdtl neu gestaltet und dem Geschmack der Nachkriegszeit entsprechend mit dunklem Nussholz vertäfelt worden. Wie Leopold Figl und Julius Raab das Zimmer gefallen hat, ist nicht überliefert, von Bruno Kreisky weiß man aber, dass er die drückende Atmosphäre des Raumes, in dem er immerhin 13 Jahre zubrachte, keineswegs mochte. Er selbst bezeichnete das Zimmer als "Zigarrenkistl" – wohl eine Anspielung darauf, dass Oswald Haerdtl auch die Zigarettenpackungen für die Österreichische Tabakregie entworfen hatte.

Für Prinz Charles

Wolfgang Schüssel verließ das Kreisky-Zimmer, um – wie alle seine bisherigen Nachfolger – in dem helleren und seither mit modernen Möbeln ausgestatteten ehemaligen Arbeitsraum des Staatskanzlers Metternich zu residieren. Das Kreisky-Zimmer mit seinem großen ovalen Tisch, den dunklen Wandintarsien, der hohen Kassettendecke und dem prunkvollen Kristallluster diente fortan für Besprechungen. Christian Kern öffnete das Kreisky-Zimmer darüber hinaus für besondere Anlässe, wie etwa für den Empfang des britischen Thronfolgers Prinz Charles oder zur Ehrung von Hugo Portisch aus Anlass seines 90. Geburtstags.

An das Kreisky-Zimmer schließt ein kleines Kabinett an, von dessen Existenz kaum jemand weiß und das mit einem schmalen Bett und einer Dusche ausgestattet ist. Zur Erholung und Erfrischung des jeweiligen Regierungschefs.

von Georg Markus

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Das Kreisky-Zimmer im Kanzleramt

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