Migrationsbericht: Österreich braucht 50.000 Zuwanderer pro Jahr

 
Innenminister Sobotka will eine Kommission für das Zuwanderungsthema installieren.

Braucht Österreich mehr Zuwanderung? Ein erheblicher Teil der Bevölkerung wird auf diese Frage vermutlich mit einem bestimmten "Nein" antworten. Zu stark waren die Eindrücke, die die Flüchtlingskrise hinterlassen hat.

Rein objektiv betrachtet braucht Österreich freilich sehr wohl eine Netto-Zuwanderung von Zehntausenden Menschen – andernfalls drohen die sozialen Systeme in Schieflage zu geraten. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse, zu denen der Migrationsbericht des Innenministeriums kommt.

Das Land ist zu alt

Am Dienstag erläuterte Innenminister Wolfgang Sobotka vor Journalisten noch einmal die zentralen Thesen des Papiers. Und einmal mehr wird von den Experten die ausnehmend ungünstige demografische Entwicklung Österreichs thematisiert – das Land schrumpft, wird zu alt. "Eine TFR (Total Fertility Rate) von 1,4 Kindern ist auf Dauer gesehen einfach zu wenig", sagt Migrationsexperte Heinz Fassmann .

Um die Zahl der Erwerbsfähigen (15- bis 64-Jährige) konstant zu halten, müsste die Netto-Zuwanderung rund 50.000 Menschen betragen – pro Jahr.

Migrationsbericht: Österreich braucht 50.000 Zuwanderer pro Jahr
Niedersachsen/ Ein Maedchen stellt am Donnerstag (06.09.12) in Osnabrueck in der katholischen Kindertagesstaette Heilig Geist ihre Schuhe in ein Regal. Die Kita Heilig Geist steht exemplarisch fuer den Mangel an Kita-Plaetzen in deutschen Grossstaedten. 60 Kinder stehen fuer die sieben Plaetze auf der Warteliste, die ab August 2013 in der Krippen-Gruppe frei werden. Wie schon in diesem Jahr wird das Los ueber einen Platz fuer ein- bis zweijaehrige Kinder entscheiden. Der Unterschied ab August 2013: es gibt einen Rechtsanspruch auf einen Betreungsplatz. (zu dapd-Text) Foto: David Hecker/dapd
Die politisch heikle Aufgabe, und damit sind wir bei den Aufgaben von Minister Sobotka und der Regierung, besteht nun darin, diese 50.000 "Plätze" mit Menschen zu "füllen", die den Herausforderungen unserer Gesellschaft gewachsen sind, sprich: Sie müssen Werte, Wissen und Sprache entweder bereits teilen oder sich diese schnell aneignen.

Um einen möglichst sachlichen und unaufgeregten Diskurs zu ermöglichen, will Ressortchef Sobotka die Migrationsthematik schon im Kindergarten bzw. in den Schulen thematisieren.

Unter der Führung von Experte Fassmann soll zudem eine fixe Migrationskommission arbeiten, die 2017 eine Migrationsstrategie vorlegt. Verteidigt wurde von Sobotka und den Experten die Rot-Weiß-Rot-Karte. Sie sei "besser als ihr Ruf". Immerhin sei die Zahl der qualifizierten Zuwanderer, die mit ihr nach Österreich kommen, von 700 auf mehr als 1600 pro Jahr angestiegen.

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