Lob und Kritik für Kerns Auftritt in der "Box-Arena"
Mittwoch, Punkt 17:30 Uhr: Kanzler Christian Kern ( SPÖ) erklimmt die drei Stufen – die erste rot, die zweite weiß, die dritte wieder rot – zum Podium, das mitten in der Halle 21 am Gelände der Welser Messe platziert worden ist. Eine in dunklem Rot gehaltene Saalbeleuchtung, vereinzelt rot-weiß-rote Fahnen. Schon beim Weg in die Halle wird auf Plakatwänden die Frage gestellt: "Worauf warten wir noch? Zeit, die Dinge neu zu ordnen."
Lob und Kritik
Die Inszenierung weckt Erinnerungen an US-Wahlkämpfe und lässt die deutsche Welt titeln: "Warum Österreichs Kanzler auf einmal klingt wie Donald Trump". Timing und Setting der Grundsatzrede seien "geradezu perfekt" gewesen, sagt Wolfgang Bachmayer, Chef des Meinungsforschungsintituts OGM. Das Bühnenbild eine "Mischung aus freundlicher Boxarena und Kirche", das dunkelrot gehaltene Setting ansprechend. "Was mir etwas gefehlt hat, war die Emotion."
Für Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell von der Uni Wien war Kerns Auftritt "sehr professionell inszeniert". Jede Inszenierung brauche "Inhalt und Stimmigkeit, sonst fällt sie durch". "Der Auftritt Kerns hat auf beiden Ebenen den Willen vermittelt, vom Verwalter des Status quo wieder zu einem politischen Gestalter werden zu wollen", erklärt Hausjell im Gespräch mit kurier.at. Dass Kern auf ein Rednerpult verzichtet hat, sieht er durchwegs positiv: "Damit symbolisiert Kern Nähe, Transparenz und Angreifbarkeit - letzteres durchaus im doppelten Wortsinn."
Wie geht es weiter?
Für Yussi Pick stellt sich am Tag nach der Grundsatzrede auch die Frage nach der Nachhaltigkeit. Es sei für ihn nicht ersichtlich gewesen, ob man in der SPÖ eine Strategie über den 11. Jänner hinaus habe. So könne man Sympathisanten, die der "Plan A" anspricht, stärker einbinden und auch kleine Fehler in der Inszenierung ausbessern. Die in der Rede angesprochenen Personen ließen sich etwa auch noch im Nachhinein greifbarer machen, etwa durch Videobeiträge auf der Website.
Dass sich Auftritte wie der gestrige in der heimischen Politik wiederholen, hält Politikberater Pick durchaus für möglich. Die Parteien müssten allerdings sehr genau schauen, dass der Stil zum jeweiligen Kandidaten passe. Kommunikationswissenschafter Hausjell geht noch einen Schritt weiter: "Die Frage wird immer sein: Wie stimmig ist die Inszenierung mit dem politischen Handeln?"
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