Die letzte Chance: Nachlese zur TV-Debatte
Die Rollen waren vor der heutigen TV-Debatte klar verteilt: Während die Vertreter der Regierungsparteien, Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) auf ein Wunder hoffen mussten, waren alle Augen auf die drei Spitzenreiter in den Umfragen gerichtet: Alexander Van der Bellen, Norbert Hofer (FPÖ) und Irmgard Griss - aller Voraussicht nach werden zwei von ihnen in die Stichwahl kommen. Und dann war da auch noch Richard Lugner, der selbst ernannte Kasperl.
Um 20:15 begrüßte Ingrid Thurnher auf ORF2 die Kandidaten, aus der KURIER-Redaktion haben Sie Yvonne Widler und Thomas Trescher durch die Debatte begleitet. Ihren Liveticker gibt es hier zur Nachlese:
Die letzte Chance: Nachlese zur TV-Debatte
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Oje, ich fürchte, das war jetzt das Schlusswort. Danke für die Aufmerksamkeit. Und wie das Amen im Gebet ist Peter Filzmaier auch schon da.
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Wahlargument für Lugner: "Ich würds am billigsten machen", und Van der Bellen rechnet mit einem Dreier. Ich hoffe, alle Minderjährigen sind schon im Bett.
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Lugner macht die Stimmung kaputt und zeigt noch ein Taferl her. Na super.
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Hofer schaut Van der Bellen ein bisschen verliebt an und wünscht sich ihn als Gegner in der Stichwahl. Das ist doch ein versöhnlicher Ausklang.
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Hundstorfer ist es egal, auf wen er in der Stichwahl trifft. Er zieht das durch. Wer da ist, ist da. Ihm ist ein jeder recht. Das sei klar.
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Griss äußert sich nicht zu einem möglichen Gegner in der Stichwahl. Man werde sehen.
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Es ist schon fast vorbei. Thurnher bittet um kurze Antworten mit Blick auf die Uhr. Schauen wir mal, wie viele Kandidaten sich daran halten und auf ihre Uhr blicken.
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Lugner fragt, ob wir Kommunismus wollen. Ich glaub eh nicht.
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Griss würde es am meisten Freuen, programmatische Reden zu halten. Ihr Hauptanliegen wäre die Polarisierung in der Gesellschaft zu überwinden, also eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen.
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Hofer will allen gedenken, die im Krieg umgekommen sind und Thurnher fragt nicht nochmal nach. Das hätte jetzt schon sein müssen.
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Khol ist orden- und ehrenzeichenbefriedigt, sagt er.
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Hundstorfer geht auf 16 bis 17 Bälle pro Jahr. Mein Letzter war übrigens der Maturaball.
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Hundstorfer geht pro Jahr auf 16, 17 Bälle neben dem Opernball. Nicht weil es Pflichtprogramm ist, sondern weil es ihm Spaß macht.
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Van der Bellen freut sich auf die Salzburger Festspiele, und auf den Opernball auch. Und dass ihm niemand absagen kann, wen er einlädt.
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Thurnher spricht dezent sein Alter an: "Herr Lugner, Sie sind sicher der mit den intensivsten Erinnerungen an die Kriegszeit in der Runde."
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Lugner meint, Frauen haben Kinder zu kriegen.
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"Sie haben ja auch den Hundstorfer gefragt...", sagt Hofer zu Thurnher. Hofer höflich wie immer.
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"Kampf gegen den Islamischen Staat, Herr Hofer?"
"Das kommt nicht in Frage!"
Ich mag die Hofer-Thurnher-Dialoge.
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Khol spricht, Hundstorfer wippt mit seinem Kopf auf und ab. Er will einfach nach Hause, denke ich.
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Und wenn Sie sich gerade wundern, warum Hundstorfer "Battle Troops" so komisch ausspricht: Er hat sich nach eigenen Angaben englisch selbst beigebracht.
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Hundstorfer schaut schon wieder so genervt.
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Was sich in der Zwischezeit getan hat: Hofer hat die Quelle zu einem Vorwurf gefunden, den er beim TV-Duell in der Vorwoche an Van der Bellen hatte.
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Hofer glaubt, dass der Wehrdienst der richtige Weg ist. Das Bundesheer wurde ausgehungert, das Budget muss erhöht werden, denn die Unversehrtheit unseres Staatsgebietes müsse geschützt werden.
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"Ich bin der Oberbefehlshaber des Bundesheeres", sagt Khol gerade. Das ist auch eher Wunschdenken,
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"Wir bleiben bei der Wehrpflicht", sagt Hundstorfer. Und glaubt auch nicht an eine neuerliche Volksabstimmung zum Thema. Noch spannender: Er spricht von seiner Funktionsperiode als Bundespräsident. Das nenn ich Optimismus.
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Van der Bellen weist seine Frage als spekulativ zurück. Glück gehabt, ich hab grad nicht zugehört.
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Seit wann sagt man im Fußball "narrisch guat"?
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Im Iran gäbe es viele Aufträge für europäische Firmen, sagt Lugner. Aber der Iran sei "ein schwieriges Land", er spricht von der Macht der Religionsführer. Das Verdecken von nackten Statuen wie in Rom sei "eine Fleißaufgabe". Das hätte jetzt so ähnlich auch von allen anderen kommen können, muss man sagen.
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Van der Bellen will als Erstes nach Frankreich, um sich die Österreicher im Finale der EM anzuschauen. Er hat ein bisschen Populismus gelernt.
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Hofer: "Für mich kommt ein Beitritt der Türkei zur EU nicht in Frage"
Thurnher: "Das hab ich Sie gar nicht gefragt"
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Der Bundespräsident fährt traditionell als erstes in die Schweiz. Sollte man das beibehalten, will Thurnher wissen. Hundstorfer will nach Deutschland, Khol nach Brüssel zur EU. Khol klärt Thurnher auf, dass das nicht so einfach ist, wie sie da suggeriert.
- "Man braucht da eine Einladung"
- "Die kriegt man schon"
- "Nein"
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PR-Experte Stefan Albin Sengl meint:
Griss: frisch, positiv, überrascht, auf schwankende Wähler fokussiert
Hofer: kernwählerorientiert
Khol: relativ aggressiv, fast zu angreifend
Van der Bellen: versucht, präsidentiell ruhig zu sein
Hundstorfer: genervt
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Thurnher macht sich über Lugner lustig und nennt ihn auch noch irrtümlich Herr Hofer.
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Van der Bellen spricht, Khol schaut auf die Uhr. Bald hat er es überstanden. Der New Yorker hat vor kurzem einen (satirischen) Beitrag veröffentlicht, dass sich der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat Ben Carson nicht mehr daran erinnern kann/will, jemals kandidiert zu haben. Könnte Khol auch passieren.
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Politologe Wolfgang Bachmayer ist bei uns in der Redaktion zu Gast, seine Einschätzung zur Halbzeit:
Griss sendet heute wichtige nonverbale Botschaften. Die helle Kleidung erinnert an eine "Lichtgestalt", sie verkauft sich sehr gut, lächelt viel und wirkt sehr energetisch. Diese Bilder sind gut für sie. Hinzu kommt, der sehr starke Sager, dass es unter ihr als Bundespräsidentin keine "Postenschacher" geben wird. Schlau war auch, vor einer grün-blauen Polarisierung zu warnen.
Hofer verschwendet keine Zeit auf amt- oder verfassungsrechtliche Themen, die ohnehin keiner versteht. Er fokussiert auf die typischen FPÖ-Themen, wie Türkei, TTIP oder Asyl-Grenzen. Er verfolgt ein solides Eigenwählerkonzept.
Hundstorfer wirkt sehr defensiv und fast ein bisschen frustriert. Nac hdem er meinte, bei ihm hätte es keine Interventionen gegeben, löste er Lacher bis hin zur Moderatorin aus, das war sehr schlecht für ihn.
Khol betont wie immer seine Erfahrung, neigt aber zum Oberlehrer sein und dozieren. Sein unglücklichster Sager in der Sendung: Lernen Sie Verfassung, Frau Thurnher.
Van der Bellen gibt sich sehr vorsichtig - als zurückhaltender und vermittelnder Bundespräsident. Er will seinen ersten Platz nicht gefährden.
Lugner schlägt sich erstaunlich gut.
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Für Griss würde der Schwerpunkt auf Afrika liegen. Weil von dort viele Migranten erwartet werden. Das wirkt irgendwie unglücklich, einen Kontinent darauf zu reduzieren.
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Lugner fällt kein Beispiel eines internationalen Konfliktes ein, das der Bundespräsident lösen könnte, sondern nur solche, die er nicht lösen kann. Ziemlich realistische Einschätzung.
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Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner meldet sich per Telefon, um nochmal zu sagen, was er vergangene Woche schon gesagt hat: Dass wir Heinz Fischer noch vermissen werden. Jetzt hab ich deshalb glatt den Einspieler verpasst.
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Van der Bellen muss jetzt sagen, ob er Straftäter begnadigen will. Er will, aber nur auf Vorschlag des Justizministers.
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Thurnher fragt Lugner, ob er ein neues Ehrenzeichen erfinden will. Warum sie das tut? Weil er in der Redezeit so weit hinten ist. Das ist jetzt schon eher gemein.
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Jetzt ist Lugner dran. Der muss jetzt nachlegen, was den Humorfaktor betrifft, er hat sich ja als Kasperl ins Rennen geworfen.
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"Es gab bei mir nie Interventionen", sagt Hundstorfer und erstmals lacht das Publikum. Der vielsagenste Moment bislang.
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Vierzig Kompetenzen hat der Bundespräsident. Welche davon sind wichtig, will Thurnher wissen? Hofer spricht TTIP an, und dass er es als Bundespräsident verhindern kann. Das möchten übrigens alle Kandidaten. Die Krone ist übrigens auch gegen TTIP. Ob es da einen Zusammenhang gibt, müssen Sie selbst entscheiden.
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"Es geht nichts mehr weiter", sagt Lugner. Immerhin rappt er nicht.
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Die Leute haben von Rot und Schwarz alles "bis zur Nase" voll, sagt Lugner.
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Griss verweist auf die Macht des Amtes des Bundespräsidenten, Spitzenbeamte zu besetzen und spricht sich gegen Parteibuchwirtschaft aus.
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Fun Fact: 4,66% unserer Umfrageteilnehmer hat übrigens bislang Richard Lugner am meisten überzeugt.
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Griss sei "ein bisschen rosa", sagt Lugner. Nein, ich weiss auch nicht, was er damit meint.
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"Sie werden sich wundern, was alles gehen wird", sagt Norbert Hofer über seine Absichten als Bundespräsident.
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Angeblich seien viele Journalisten nicht mit der Bundesverfassung vertraut, sagt Van der Bellen.
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