Letzte Umfragen sehen Duell knapper als gedacht

Hofer oder Van der Bellen?
Nach Fehlprognosen werden zwar bis zuletzt Umfragen gemacht, aber nicht veröffentlicht.

In acht Tagen wird ein neuer Bundespräsident gewählt. Umfragen werden zwar bis zuletzt gemacht, aber nicht mehr publiziert (Stand Mitte der Woche war das Duell Hofer gegen Van der Bellen knapper als gedacht). Denn einer der großen Verlierer der ersten Runde der Hofburg-Wahl vor drei Wochen waren – neben den Kandidaten der Koalitionsparteien – die Umfrageinstitute. Zwar hatten wie OGM-Chef Wolfgang Bachmayer für den KURIER kurz vor der Wahl noch signifikanten Aufwind für den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer wahrgenommen, aber kein Institut hatte den haushohen Wahlsieg Hofers (35,1 Prozent vor Van der Bellen mit 21,3 Prozent) prognostiziert.

Warum war das so? "Was der Grund ist, können wir auch heute nicht mit Sicherheit sagen. Da gibt es mehrere Erklärungsversuche. Ich nehme an, dass wir bestimmte Zielgruppen, vor allem die Jüngeren zwischen 16 und 30 Jahren – telefonisch nicht mehr so gut erreichen. Nicht nur am Festnetz, sondern auch am Handy", so Demoskop Peter Hajek. Dazu komme, dass weniger Menschen sich zu Hofer deklariert hätten, als ihn dann gewählt haben. "Es gab also zwei große Probleme, die Stichproben waren nicht richtig und die Deklaration stimmte nicht."

Geheime Test-Umfragen

Anders als Physiker oder Chemiker, erklärt Hajek weiter, könne man Wahlergebnisse nicht simulieren, schon gar nicht bei bundesweiten Wahlen. Sein Institut Hajek Public Opinion Strategies mache derzeit zwei parallel laufende Umfragen, eine rein telefonische und eine mit einem Mix aus Online-Befragung und Telefon. Diese werden aber nicht mehr veröffentlicht. "Wir werden uns dann anschauen, welche Unterschiede es gibt. Es ist besonders wichtig, dass das vor einer Wahl gemacht wird, weil nur der Wahltag gibt uns die Möglichkeit, unsere Instrumente neu zu justieren."

Hajek wehrt sich gegen Vorwürfe, dass Umfragen das Wahlverhalten beeinflussen würden. "Vor 15 Jahren hatten wir dazu im Parlament eine Enquete mit dem Ergebnis: ,Insgesamt sind die Effekte erstens klein und zweitens als völlig unbedenklich einzustufen.‘"

Wie sich zeigt, haben auch die USA ähnliche Probleme: Auch dort bekennen sich deutlich weniger Wähler für den stark polarisierenden Kandidaten Donald Trump, als ihn in den Vorwahlen tatsächlich gewählt haben, berichtet die New York Times.

Auch Karin Cvrtila vom Institut OGM sieht Handlungsbedarf: "Wir müssen an den Methoden arbeiten und sie an die gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen." Das sei nicht immer leicht: "Wir sind zum Beispiel draufgekommen, dass Online-Umfragen in Sachfragen sehr gute Ergebnisse liefern, bei der Sonntagsfrage sind die Ergebnisse aber zum Vergessen."

Hübsches Detail am Rande: Die Wahlforscher standen auch schon 1970 "vor einem Rätsel". – "Dieses Ergebnis konnte man nicht vorhersagen", zitierten die SN Karl Blecha, damals Meinungsforscher, am 3. März 1970. Er entschuldigte die Fehlprognosen der Institute IFES und Fessel, die eine ÖVP Mehrheit prophezeit hatten. Die Wahl gewann damals die SPÖ.

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