Leitl will EU-Jugendarbeitslosigkeit bis 2020 halbieren

Leitl will EU-Jugendarbeitslosigkeit bis 2020 halbieren
Der WKÖ-Chef will das duale Ausbildungssystem in andere Länder exportieren.

Die Jugendarbeitslosigkeit in der EU, von der rund sechs Millionen Menschen betroffen sind, lässt sich nach Ansicht von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl bis zum Jahr 2020 halbieren. Dazu sollte das in Österreich und Deutschland mit Erfolg eingesetzte duale Berufsausbildungssystem auch in andere Länder exportiert werden und Firmenvertreter als Emissäre ausrücken, um Betrieben in anderen Staaten die Vorteile eines Training on the Job schmackhaft machen. Dabei helfen könnten auch die erweiterten Garantien für KMU aus dem EU-Budget und jene 8 Mrd. Euro, die beim letzten EU-Gipfel fixiert wurden, um die junge Generation rascher in Arbeit zu bringen, sagte Leitl vor seiner Abreise zum Jugendarbeitslosigkeits-Gipfel am Mittwoch in Berlin.

Den organisatorischen Rahmen für die Einbeziehung der jungen Menschen in die Betriebe solle die Brüsseler Kommission unter Ägide von EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor schaffen. Kommission, Kammern und Gewerkschaften sowie nationale Arbeitsmarktinstitutionen wie das AMS sollten jetzt konkrete Umsetzungsschritte vornehmen, die geplanten Budgetmittel einsetzen und dem EU-Rat halbjährlich über die Fortschritte berichten, lautet die Botschaft des WKÖ-Präsidenten an den Berliner Gipfel, an dem aus Österreich neben Leitl auch Kanzler Werner Faymann und Sozialminister Rudolf Hundstorfer teilnehmen.

Bindeglied

Beim Ziel, die Zahl junger Arbeitsloser in der EU bis 2020 von 6 auf 3 Mio. zu halbieren, komme den Wirtschaftskammern als Bindeglied zwischen Betrieben und Staat eine besonders wichtige Verantwortung zu. Schon heute seien 60 Prozent der Kammern in Europa für berufliche Aus- und Weiterbildung verantwortlich. Jetzt sollten Patenschaften formiert werden nach dem Motto "Wir zeigen euch, wie es geht." Vor allem vom dualen Bildungssystem sollten andere Länder Anleihen nehmen, plädiert Leitl: "In Staaten wie Österreich und Deutschland beträgt die Jugendarbeitslosenrate mit 8 Prozent nur ein Drittel wie in Ländern ohne ein solches System, dort liegt sie bei 25 Prozent."

Für Firmen, die Berufsausbildungsplätze für junge Menschen schaffen, könnten auch Mittel genutzt werden aus der - ebenfalls vom letzten EU-Gipfel beschlossenen - Garantieplattform für eine einfachere und bessere KMU-Finanzierung. Aus den dazu bereits ab 2014 operativen Garantien sollten ja rund 10 Mrd. Euro zur Verfügung stehen, und bei dem hier üblichen Hebel 1:10 könnten damit 100 Mrd. Euro mobilisiert werden, argumentiert Leitl. Diese Garantien könnten für Wachstumsimpulse sorgen und damit neue Jobs für Junge ermöglichen.

Belohnung für Ausbilder

Konkret schlägt der WKÖ-Präsident vor, jedem Betrieb, der einen arbeitslosen Jugendlichen ausbildet und beschäftigt, eine Garantie in Höhe von 10.000 Euro zu geben. Zudem sollten diese Firmen im ersten Ausbildungsjahr gänzlich von allen Abgaben und Steuern für diesen Jugendlichen befreit sein. Im zweiten (Lehr-) Jahr sollte das Unternehmen dann schon Steuern zahlen, aber von Abgaben noch ein weiteres Mal verschont bleiben. Auch das wolle er heute in Berlin einbringen, sagte Leitl zur APA.

Beim heutigen Gipfel in Berlin zum Kampf gegen die EU-Jugendarbeitslosigkeit wird Leitl am Nachmittag von 14 bis 17 Uhr an der großen Runde unter Leitung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel teilnehmen. Davor ist er bereits Gast bei einem gemeinsamen Mittagessen auf Einladung der deutschen Arbeitsministerin Ursula von der Leyen.

Erwartet werden in Berlin neben Staats- und Regierungschefs auch Arbeitsminister und Chefs der Arbeitsämter aus den 28 EU-Staaten sowie auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und der Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), Werner Hoyer.

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