Was sich die Bürger wünschen
Rochaden in den Regierungsmannschaften, Verhandlungen hinter dicken Polstertüren, die Reform des Gesundheitssystems oder der Verwaltung: All das beschäftigt Bürger bisweilen weniger, als der Politik lieb ist.
Was wünschen sich die "einfachen Bürger", vom Lehrling bis zur Pensionistin, von der Politik im neuen Jahr? Ist die Aufklärung der Hypo-Pleite das drängendste Thema? Sind es die allenfalls als zu hoch empfundenen Steuern, die stets diskutierte Bildungslandschaft, die gerne als träge und überbordend verunglimpfte Verwaltung – oder alles zusammen? Der KURIER hörte sich um – und bekam zwar keine Antworten, die statistisch gesehen als repräsentativ herhalten dürfen. Spannend und überlegenswert sind sie aber allemal.
Die Studentin: "Wohnen muss wieder leistbar werden"
Eigentlich hat Iris Panagiotakis vieles richtig gemacht. Sie hat eine Ausbildung, sprich Lehre als Köchin gemacht. Sie hat sich verschiedene Jobs angesehen, war Flugbegleiterin, Rezeptionistin. Und als klar war, dass ihr das nicht reicht, hat sie die Matura nachgeholt, sich um ein Stipendium bemüht. Nun studiert sie Volkswirtschaft an der Wiener Wirtschaftsuni.
Das Problem ist nur: Es geht sich trotzdem kaum aus. „Die Miete für meine kleine Wohnung frisst de facto mein gesamtes Stipendium auf. Würde ich nicht arbeiten und von meiner Mutter unterstützt werden, könnte ich mir das Leben nicht leisten.“
Die 29-Jährige ist ein klassisches Beispiel für die „Generation Praktikum“, also jene Bevölkerungsgruppe von ambitionierten und qualifizierten Jungen, die sich mit schlecht oder unbezahlten Jobs bzw. Praktika über Wasser halten müssen. „Ich wünsche mir, dass Wohnen für Junge leistbarer wird. Die Mieten müssen einfach runter – und wenn man das staatlich reglementiert“, sagt die Halb-Griechin über ihre politischen Wünsche für das neue Jahr.
Panagiotakis beschäftigt das Auseinanderdriften von Arm und Reich. Und in Kenntnis der Situation in Griechenland („Man will es ja nicht glauben, aber dort werden jetzt im Winter Volksschüler im Unterricht ohnmächtig, weil sie zu wenig zu essen bekommen“) hofft sie auf die Steuerreform und eine fairere Besteuerung von Vermögen. „Wer zwei Land Rover und eine Wohnung mit 250 Quadratmetern besitzt, der muss einfach mehr für das Gemeinwohl beitragen. Das ist eine Frage der Solidarität.“
Die Unternehmerin: "Die Auflagen sind enorm, die Strafen für kleinste Vergehen viel zu hoch"
Im Unterschied zum Finanzamt sei die Sozialversicherung mitunter weit weniger kulant: „Dort interessiert es meistens niemanden, ob ich Aufträge und ein entsprechendes Einkommen als Firma habe oder nicht.“
Was könnte man kurzfristig ändern, um die Situation der Klein-Unternehmer zu verbessern? „Zum Beispiel die Strafen für geringere Vergehen etwas mildern“, sagt Luegger. „Ich finde es überzogen, fehlende Jausenräume oder Waschbecken mit fünfstelligen Euro-Beträgen zu ahnden. Wenn du als Wirtschaftstreibender nur eine Auflage nicht erfüllst, dann sind die Bußgelder mitunter existenzbedrohend.“
Und was wünscht sie sich als Kleinunternehmerin sonst noch von der Politik für das Jahr 2015? „Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Job“, sagt die Mutter eines kleinen Buben. „Wir hätten es uns nicht leisten können, den Betrieb einfach ein, zwei Jahre zu schließen. Deshalb bin ich wenige Wochen nach der Geburt wieder im Geschäft gestanden.“ Doch es war nicht nur die Doppel-Belastung, die Luegger zu schaffen machte. „Vor allem das gesellschaftliche Klima, dieses: ,Wie kannst du das nur machen mit deinem Kind?’ gemeinsam mit den Schwierigkeiten, einen passenden Platz bei einer Tagesmutter zu finden, haben mich belastet.“ Die Lösung: Mehr Unterstützung bei Kinderbetreuungsplätzen für Kleine und Kleinste.
Der Lehrling: "Veraltetes Schulsystem"
Die Pensionistin: "Der Umgang sollte sachlicher werden"
Sedlbauer ist informiert genug um zu wissen, dass das kostet. Woher also nehmen? „Von den Vermögenden. Wer Millionen hat, für den spielt es keine Rolle, wenn er ein halbes Prozent von seinem Besitz als Steuer bezahlt.“ Insgesamt macht sich die eloquente Pensionistin durchaus Sorgen um all das, was da in den nächsten Jahren allenfalls noch auf Österreich zukommt. „Schauen wir doch nach Deutschland. Dort bekommen Rechtsradikalismus und andere Strömungen wieder Zustrom. Auf der anderen Seite nimmt die Toleranz stetig ab – wir müssen wirklich aufpassen“, sagt Sedlbauer.
Insofern hat sie auch ein sensibles Ohr für den Stil und den Ton in der Politik. „Mein Mann und ich verfolgen die Politik im Radio, Fernsehen und auch in Tageszeitungen, aber der Ton ist vielfach immer noch zu persönlich, zu untergriffig und zu hart.“
Das wäre auch noch so ein Wunsch für das neue Jahr: „Der Umgang in der politischen Arena könnte sachlicher und fairer sein.“
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