Pröll: Der Turbo in Niederösterreich

Pröll: Der Turbo in Niederösterreich
Wahlanalyse: Pröll holt für die ÖVP Wählerstimmen, in Kärnten sehnte man sich nach einem Machtwechsel.

Unterschiedlicher könnten die Wählermeinungen zu ihren Landeshauptleuten kaum sein. Während die Niederösterreicher ganz klar für Erwin Pröll votierten, wurde Gerhard Dörfler in Kärnten vernichtend abgewählt.

Pröll: Der Turbo in Niederösterreich
„Die Leute sind mit der Entwicklung des Landes zufrieden und wollen Erwin Pröll weiter als Landeshauptmann“, analysiert Günther Ogris vom Meinungsforschungsinstitut SORA im KURIER-Gespräch den Wahlausgang in Niederösterreich. Bei einer Direktwahl des Landeschefs hätten 53 Prozent für Pröll gestimmt, aber nur 14 Prozent für den SPÖ-Spitzenkandidaten Josef Leitner. Ogris: „Das war eindeutig eine Personenwahl, die ÖVP hat massiv vom Landeshauptmann-Bonus profitiert.“

Ganz anders in Kärnten: „In der Direktwahlfrage führt Peter Kaiser vor Gerhard Dörfler“, analysiert Ogris. „Das ist das erste Mal, dass ein Oppositionskandidat vor dem Amtsinhaber liegt.“ Dörfler sei das stärkste Argument der FPK gewesen: „Das hat nicht gereicht.“

Machtwechsel

Das Ergebnis in Kärnten sei ein klares Signal der Wähler: „Die Bevölkerung wollte einen anderen Landeshauptmann und einen echten Machtwechsel in Kärnten.“ Die herben Verluste für die FPK hätten vor allem der SPÖ genützt: „Der relativ größte Anteil der FPK-Wähler wählt nun wieder SPÖ.“ Untergliedert nach Alter habe die SPÖ vor allem bei den Pensionisten gepunktet: „Ohne Pensionisten hätte die SPÖ den Wahlsieg nicht geschafft.“

Auch Meinungsforscher Peter Hajek ortete in Kärnten eine Sehnsucht nach einem „neuen Stil in der Politik“: „Die FPK ist in den letzten fünf Jahren von einer Gerichtsverhandlung zur nächsten geeilt“, erklärte er auf ATV. Von den häufigen Korruptionsvorwürfen hätten vor allem die Kärntner Grünen profitieren können: „Die Aufdeckung von Korruption war ein Hauptgrund für das gute Abschneiden der Grünen in Kärnten“, so Hajek.

Stronach stoppt FPÖ

Interessant ist das Abschneiden des Team Stronachs in beiden Bundesländern. „Stronach ist auf der Seite der Populisten der, das das Wachstum der FPÖ aufhalten kann“, erklärt Ogris. In beiden Bundesländern habe das Team Stronach der FPÖ Stimmen abgewinnen können. Interessant laut Polit-Berater Thomas Hofer: Stronachs Spitzenkandidat Gerhard Köfer, einst SPÖler, konnte von seiner Ex-Partei kaum Wähler abziehen.

Bei den Wahlkampf-Themen stand in Niederösterreich zwar das Thema Spekulation prominent, bei den Wählern spielte das laut SORA aber kaum eine Rolle. „Vor allem die Themen Arbeitsplätze, Gesundheit und Pflege oder Bildung nannten die Menschen als Wahlthemen“, so Ogris. Anders in Kärnten: Zwar nannten 78 Prozent der Wähler das Thema Arbeitsplätze als „sehr wichtig“ für ihre Wahlentscheidung, mit 73 Prozent aber klar auf Nr. 2: die Bekämpfung von Korruption.“

Die Ergebnisse für alle Gemeinden finden Sie hier.

Acht Parteien wollten die absolute Mehrheit von Niederösterreichs ÖVP-Landeschef Erwin Pröll brechen. Daraus ist nichts geworden. Trotz Stimmenverlusten bleibt der Langzeit-Landeshauptmann im Amt. Pröll verteidigte seine absolute Mehrheit in Stimmen und wird weitere fünf Jahre lang die Geschicke des Landes lenken.

Dabei hatten Prölls Gegner im Wahlkampf jede Menge Staub aufgewirbelt. Mit der umstrittenen Veranlagung der Wohnbaugelder wollten die Parteien der ÖVP zusetzen. Zusätzlich sorgte Frank Stronach mit seiner Kandidatur für ein Spannungselement. Die Rechnung der Herausforderer ist nicht aufgegangen.

Eine schwere Wahlschlappe bezog die SPÖ, die nach schweren Verlusten vor fünf Jahren noch einmal ein ordentliches Minus einfuhr. Die Tage von Spitzenkandidat Josef Leitner sind damit gezählt.

Das Wahlergebnis in Niederösterreich zeigt auch, dass im Land keine Wendestimmung vorhanden war. Pröll wird zugetraut, in schwierigen Zeiten die Probleme zu lösen.

Die Niederösterreicher haben sich damit gegen Verhältnisse wie in Italien und in Kärnten ausgesprochen. Für den Landeschef bedeutet das Ergebnis, dass sein Einfluss auf die Bundespolitik erhalten bleibt.

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