Frank Stronach: „In einem Jahr ziehe ich mich zurück“

Frank Stronach will mehr Jungpolitiker in die Partei holen und in einem Jahr abtreten.
Der Parteigründer fühlt sich für die Tagespolitik zu alt und kündigt im KURIER-Interview seinen baldigen Rückzug an.

Am Montag kehrte Frank Stronach aus Kanada zurück. Zehn Tage wird er in Österreich bleiben. Heute tagt das neue Parteidirektorium, bei dem die Landesparteien auf mehr Demokratie pochen werden. Zudem wartet das Problem mit Monika Lindner vor der ersten Sitzung des Nationalrats am Dienstag auf eine Lösung.

KURIER: Herr Stronach, es soll noch diese Woche ein Treffen mit Monika Lindner geben ...

Frank Stronach: Es gibt keinen Grund für ein Treffen. Ich hatte Verständnis, dass Lindner wegen Robert Lugars Aussage zurückgetreten ist. Aber ich habe kein Verständnis dafür, dass sie das Mandat annimmt. Ich hoffe aber doch noch, dass sie das Mandat zurückgibt. Macht Lindner es nicht, wäre ich von ihr menschlich enttäuscht.

Heute tagt das neue Parteidirektorium in Oberwaltersdorf. Die Landesparteien wünschen sich nach dem Köpferollen der letzten Wochen mehr demokratische Strukturen. Werden Sie das zulassen?

Wir sind noch nicht ausgereift, wir befinden uns in einem Reinigungsprozess. Aber in den Statuten steht, dass die Bundespartei das Recht hat, die Landesparteiobmänner zu wählen. Und Fakt ist, dass wir uns in keiner Art und Weise in die Landesangelegenheiten sonst eingemischt haben. Auch ich war nicht mit dem Wahlergebnis zufrieden. Ein Fehler war, dass die Spitzenkandidaten nicht überall von den Landesparteiobleuten unterstützt wurden. Und da habe ich gesagt, das kann nicht sein. Deswegen habe ich nach der Wahl die Personalrochaden vollzogen, es handelt sich auch um eine Arbeitsteilung. Die Länder haben das Geld von mir bekommen und dann wollten sie ihr eigenes Spiel machen. Und da habe ich eingegriffen – denn ich lasse mir meine Werte nicht verletzen.

Und Sie haben keine Fehler gemacht? Hätten Sie sich vielleicht doch für die TV-Duelle coachen lassen sollen?

Nein, das war kein Fehler. Vielleicht war ich mit Josef Bucher zu grob. Aber ich weiß, dass ich im TV-Duell mit Werner Faymann und Michael Spindelegger eindeutig besser war. Aber in den Medien wurde die Darstellung meiner Auftritte manipuliert. Ein weiterer Fehler war sicherlich, dass wir bei den Landtagswahlen angetreten sind. Das war zu viel, was wir in einem Jahr als neue Partei bewältigen mussten.

Wie schaut es nun mit Ihrer Zukunft aus? Sie gehen als Abgeordneter ins Parlament. Aber für wie lange?

Ich habe immer gesagt, dass ich nicht weiß, wie lange ich Abgeordneter sein werde. Aber ich gehe ins Parlament, weil in Österreich die Strukturen geändert werden müssen. Mein Plan ist, dass ich jüngere Menschen in die Partei bekomme und dann will ich mich zurückziehen. Die Wähler wollen Politiker, die jünger und ständig in Österreich sind. Und das verstehe ich auch.

Wann wird Ihr Rückzug aus der Politik genau sein?

Ich will mich nicht festlegen. Ich hoffe, es wird nicht länger als ein Jahr dauern. Dann bin ich nur Berater.

Wer soll Ihr Nachfolger werden – Kathrin Nachbaur?

Die Kathrin wird eine wichtige Rolle spielen. Aber wer mein Nachfolger wird, ist noch offen. Das werden die Mitglieder bestimmen. Aber ich habe großen Einfluss auf die Mitglieder (lacht).

Der Wahlkampf war kostenintensiv - gerade das Team Stronach hat am meisten für Parteiwerbung ausgegeben (siehe unten). Nun spült der Parteigründer neues Geld in die Kassen: Frank Stronach schickt fünf Millionen Euro als Spende. Der Betrag wird derzeit dem Rechnungshof gemeldet, ist dort allerdings noch nicht eingelangt, erklärte Anwalt Michael Krüger am Dienstag gegenüber der APA. Die fünf Mio. haben nichts zu tun mit dem noch bestehenden Darlehen über zehn Mio. Euro, betonte er. Die neue Parteispende diene der Liquidität der Partei.

Die Meldung über die neuerliche Spende erfolgte am Montag und befinde sich derzeit auf dem Postweg zum Rechnungshof. Dort wusste man am Dienstagvormittag noch nichts davon, es fand sich somit auch noch keine Meldung auf der Homepage dazu.

Insgesamt 18 Millionen

Die bisherigen an den Rechnungshof gemeldeten Spenden ans Team Stronach belaufen sich auf rund 13,07 Mio. Euro. Mit der nun gemeldeten Spende über fünf Mio. Euro summieren sich die Parteispenden des Milliardärs auf rund 18,07 Mio. Euro. Hinzu kommt noch das verbleibende Darlehen über zehn Mio. Euro. Ob es noch weitere Spenden des Austro-Kanadiers geben wird oder ob das Darlehen in Spenden umgewandelt wird, konnte Krüger nicht sagen.

Aufräumen

Am Mittwoch tritt das Bundesdirektorium der Partei in Oberwaltersdorf zusammen. Dabei könnte über die Finanzen gesprochen werden, ebenso wie über die geplanten neuen Statuten. Zu letzterem erwartet sich Klubchefin Kathrin Nachbaur allerdings noch keine konkreten Ergebnisse der eingesetzten Arbeitsgruppe. "Es wird ein nettes, konstruktives Zusammentreffen", die Anliegen der einzelnen Teilnehmer sollen besprochen werden, erklärte sie gegenüber der APA. Grundsätzlich werde die Agenda "relativ flexibel" gehalten, sei doch auch Frank Stronach dabei.

Lindner, der Dorn im Auge

Frank Stronach: „In einem Jahr ziehe ich mich zurück“
Die Partei pocht auch weiterhin darauf, dass die frühere ORF-Generaldirektorin Monika Lindner auf das bei der Nationalratswahl für das Team Stronach erlangte Mandat verzichtet. "Das wäre fair", meinte Nachbaur. Dass es dieser Tage ein Gespräch zwischen Lindner und Frank Stronach gibt, konnte die Klubchefin nicht bestätigen. Es könnte sein, dass sie selbst noch vor der konstituierenden Nationalratssitzung mit Lindner spricht, so Nachbaur.

Lindner selbst bekräftigte, dass sie keinesfalls vorhat, ihr Mandat aufzugeben. Auch den Beitritt zu einer anderen Parlamentspartei schloss sie fürs erste aus. Ob das Team Stronach Lindner wegen "Täuschung" anzeigt, ist noch nicht fix, erklärte Anwalt Krüger.

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