Kurz für einheitliche Koran-Übersetzung

Für Kurz muss eine einheitliche Übersetzung her
Der Integrationsminister konkretisiert seine Vorschläge, extremistische Tendenzen zu bekämpfen.

Integrationsminister Sebastian Kurz hatte schon vor Kurzem mit einem Plan gegen Dschihadismus aufhorchen lassen. Nun schlägt er vor, im Islamgesetz auch eine einheitliche deutsche Koran-Übersetzung für Österreich zu verankern. Dies sagte er am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal". "Offizielle Stelle" dafür solle die Islamische Glaubensgemeinschaftin Österreich (IGGiÖ) sein, führte er aus. Denn auch sie leide unter "teilweisen Fehlinterpretationen" des Koran, die Extremismus fördern könnten.

Kurz für einheitliche Koran-Übersetzung
Außenminister Sebastian Kurz hatte Anfang Juli einen Nahost-Friedensappell veröffentlicht, zahlreiche verhetzende Postings folgten.
"Wir werden da mit Nachdruck dahinter sein", betonte Kurz, der eine entsprechende Bestimmung in der bald erwarteten Neufassung des Islamgesetzes verankert sehen will. "Es gibt unzählige Übersetzungen, unzählige Interpretationen" des Koran. Doch zum einen habe "es sich die Mehrheitsbevölkerung verdient, zu wissen, was der Glaubensinhalt ist", andererseits sei es auch im Interesse der Glaubensgemeinschaft, dass nicht "viele Worte falsch interpretiert und wiedergegeben werden".

Die IGGiÖ sei für die Regierung der "wichtigste Partner" in der Bekämpfung von islamistischen Entwicklungen, betonte Kurz weiters - auch wenn er verstehe, dass sie "die Erwartungen nicht zu hoch legen möchte". Zuletzt hatte der Vorsitzende der Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, ja deren Einfluss auf radikale Strömungen in Österreich als nur begrenzt geschildert.

"Bedeutungsspektrum"

Die IGGIÖ hat den Vorstoß dann auch vorsichtig kommentiert. Es gebe ein "gemeinsames Interesse" gegen den Missbrauch religiöser Texte und Begriffe, sagte Sprecherin Carla Amina Baghajati am Samstag zur APA. Doch es sei kaum möglich, die eine, "richtige" Koran-Übersetzung zu finden. Man führe mit Kurz einen offenen Dialog in "positiver Stimmung" und werde dies daher beim nächsten Treffen mit dem Integrationsminister erörtern, so Baghajati. Es handle sich aber um ein "sehr komplexes Thema", das auch innerhalb der Glaubensgemeinschaft besprochen werden müsse. Komplex nicht zuletzt aus linguistischen Gründen: Im Arabischen hätten Wörter oft ein viel größeres "Bedeutungsspektrum", eine allgemeingültige Übersetzung sei da kaum zu finden.

Wichtig sei es daher, sowohl die Exegese, also die Auslegung der Schriften, als auch den Kontext miteinzubeziehen. Mit der Bibel verhalte es sich ja ähnlich, argumentiert man - seit Jahrhunderten werden theologische wie linguistische Diskussionen über deren Texte geführt. Bedürfnis nach entsprechenden Empfehlungen gebe es aber unter den Gläubigen, berichtete Baghajati. Nicht zuletzt deshalb und weil man des Ministers Wunsch, "hier mehr Transparenz zu schaffen", für "nachvollziehbar" hält, will die IGGiÖ darüber sprechen. "Es muss ein gemeinsames Interesse geben, dass man Extremismus auch dadurch verhindert, dass man dem Missbrauch von islamischen Wörtern, von religiösen Grundsätzen, entgegentritt", hielt Baghajati fest.

"Skurril"

FPÖ und Grüne werfen der Regierung vor, Radikalisierungstendenzen hilflos gegenüber zu stehen. Die Grüne Menschenrechtssprecherin Alev Korun nannte Kurz' Ansinnen in einer Aussendung "skurril", FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache würde dies zu wenig weit gehen. Er forderte "Null Toleranz gegenüber radikal-islamischen Strömungen und Einrichtungen in Österreich". Korun dagegen findet es "grenzenlos naiv", anzunehmen, "dass Hetzer zuerst in einem Gesetz nachschauen, bevor sie ihre menschenverachtende Propaganda starten.

Kommentare