Kulturschaffende setzen sich für Ostermayer ein

Schauspieler Peter Simonischek und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ)
Prominente Unterzeichner einer Initiative schreiben: Ablöse wäre "schwerer Schlag" und "unersetzlicher Verlust".

Es gab zuletzt eher Proteste gegen SPÖ-Politiker, neuerdings gibt es positiven Rückenwind für ein Mitglied aus dem Faymann-Kabinett. Künstler und Kulturschaffende haben eine Initiative zum Verbleib von Josef Ostermayer (SPÖ) als Kulturminister gestartet. Als langjähriger Vertrauter des zurückgetretenen Bundeskanzlers gilt auch Ostermayer als möglicher Ablösekandidat.

Ostermayer genieße aber das Vertrauen der Kunstschaffenden und habe für stabile Verhältnisse im Kunst- und Kulturbetrieb sorgen können. Seine Ablöse wäre "ein schwerer Schlag und ein für den Rest der Legislaturperiode unersetzlicher Verlust", heißt es in einer Aussendung vom Mittwoch.

Von Meyer bis Simonischek

Ostermayer sei seit seinem Amtsantritt in seiner Funktion präsent gewesen, sein Arbeitspensum und die Ergebnisse seiner Arbeit hätten "zu großer Anerkennung unter den Kunst- und Kulturschaffenden und im Kunst- und Kulturbetrieb geführt", heißt es in dem Aufruf. Unterzeichnet wurde dieser u.a. vom Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren Gerhard Ruiss, den Schriftstellern Michael Köhlmeier und Josef Winkler, dem Filmproduzenten Veit Heiduschka, den Regisseuren Ulrich Seidl, Robert Dornhelm und Veronika Franz, den Schauspielern Peter Simonischek, Felix Dvorak, Petra Morzé und Michael Heltau, der Komponistin Olga Neuwirth, von Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer, Staatsoperndirektor Dominique Meyer und Bundestheater Holding-Chef Christian Kircher.

Sie befürchten, dass durch den Rücktritt von Bundeskanzler Werner Faymann auch Ostermayer als Kulturminister ausscheiden könnte. "Ein Kunst- und Kulturminister, der das Vertrauen der Kunst- und Kulturschaffenden und des Kunst- und Kulturbetriebs besitzt, sollte jedoch nicht in Frage stehen", heißt es in dem Aufruf.

Der Rücktritt von Werner Faymann als Kanzler könnte auch das Ende von Josef Ostermayer (SPÖ) als Kunst- und Kulturminister bedeuten. Allerdings nicht wegen Erfolglosigkeit: Der erst zu bestimmende neue SPÖ-Vorsitzende wird darauf Wert legen, sich sein Regierungsteam selber zusammenzustellen. Ein Kulturminister, der das Vertrauen der Kunst- und Kulturschaffenden und des Kunst- und Kulturbetriebs besitzt, sollte jedoch nicht in Frage stehen. Dies meint jedenfalls jene Gruppe von Kunst- und Kulturschaffenden rund um Gerhard Ruiss, die in der Nacht zum Mittwoch eine Initiative für den Verbleib von Ostermayer gestartet haben.

In der Presseerklärung heißt es: "Josef Ostermayer zeichnet sich nicht nur durch seine hohe Kompetenz und ressort- und fraktionsübergreifende Arbeitsweise aus, er ist auch ein ständiger und aufmerksamer Gesprächspartner der Kunst- und Kulturschaffenden. Ihm ist das Kunststück gelungen, trotz der immer knapper werdenden öffentlichen Mittel, ständig steigendem Finanzbedarf und zunehmenden Verteilungsauseinandersetzungen für stabile Verhältnisse und positive Weiterentwicklungen im Kunst- und Kulturbereich zu sorgen." Man erwarte daher, "dass das Amt des Kunst- und Kulturministers nicht zur Disposition gestellt wird".

Die Petition wurde bisher u.a. unterzeichnet von: Michael Köhlmeier (Autor), Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems), Eva Schlegel (Künstlerin), Rudi Dolezal (Regisseur), Reinhold Bilgeri (Musiker), Tone Fink (Künstler), Tomas Zierhofer-Kin (designierter Intendant der Wiener Festwochen), Josef Winkler (Autor und Präsident des Österreichischen Kunstsenats), Robert Dornhelm (Filmregisseur), Olga Neuwirth (Komponistin), Michael Heltau (Doyen des Burgtheaters), Peter Weibel (Medienkünstler und Direktor ZKM Karlsruhe), Lilli Hollein (Vienna Design Week), Petra Morzé, Dorothee Hartinger und Peter Simonischek (Burgschauspieler)

Auf der Liste stehen allerdings auch Vertreter von großen Subventionsempfängern (z.B. Andreas Großbauer, Vorstand Wiener Philharmoniker und Veit Heiduschka, Filmproduzent Wega Film) und Mitarbeiter von Bundeseinrichtungen, für die Ostermayer zuständig ist: Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater Holding, Christian Strasser, Direktor des MQ, Alfred Weidinger, Vizedirektor des Belvedere, und Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper – dessen Posten Ostermayer im Herbst ausschreiben wollte.

(Thomas Trenkler)

Darf man als Künstlerin/als Künstler politisch Partei ergreifen? Man muss sogar. Vor allem in schwierigen Zeiten ist es für sensible Beobachter unerlässlich, Stellung zu beziehen.

Aber darf man sich als Künstlerin/als Künstler auch ganz konkret für den Verbleib des Kulturministers, also jener Person, die in letzter Konsequenz auch für Förderungen oder Personalbestellungen zuständig ist, einsetzen? Selbstverständlich. Dadurch wird man nicht zu einem sogenannten „Staatskünstler“, was auch immer das sein mag.

Josef Ostermayer ist der beste Kulturminister, den es in Österreich seit langem gab – man muss schon bis zu Rudolf Scholten zurückgehen, um ein solches Engagement, gepaart mit Anerkennung in der Künstlerschaft, zu finden. Er hat sich, zumindest gewann man den Eindruck, stets für die Sache, für Inhalte eingesetzt. Sein Interesse für die Materie ist glaubhaft und wirkt nie geheuchelt. Vor allem aber gab es für die Künstlerschaft zuletzt wieder einen klare Ansprechpartner und kein Kompetenzen-Wirrwarr.

Ostermayer mag knallhart in der Durchsetzung seiner Ziele sein. Ja, er hat den Faymann-Stempel in seinem Pass und war dem zurückgetretenen Kanzler gegenüber immer loyal (schlecht?). Er besitzt jedenfalls definitiv hohe diplomatische Fähigkeiten und ist fähig, selbst dort Kompromisse zu erzielen, wo andere a priori zum Scheitern verurteilt sind (siehe Kärntner Ortstafelstreit).

Es wäre schade, wenn es einen solchen Rückhalt für die Künstlerschaft in der Regierung künftig nicht mehr gäbe.

(Gert Korentschnig)

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