Islamkindergärten: Aslan gibt Prüfbericht nicht frei

Islamwissenschafter Ednan Aslan
Ednan Aslan erteilt der Universität Wien keine Zustimmung zur Veröffentlichung des OeAWI-Gutachtens zu seiner umstrittenen Studie über Islamkindergärten. Grund sei eine Klage gegen ihn. Die MA 11 bestätigt, im Oktober Klage gegen Aslan eingebracht zu haben.

(*Update: Bei der Klage, auf die Aslan verweist, handelt es sich um eine Klage der Wiener Magistratsabteilung MA 11*)

Die sogenannte Islamkindergartenstudie des Religionswissenschafters Ednan Aslan sorgt erneut für Wirbel. Wie die Universität Wien dem KURIER am Donnerstag mitteilte, werde sie vorerst von einer Veröffentlichung des schriftlichen Prüfberichts zur Studie absehen. Aslan habe seine Zustimmung kurzfristig zurückgezogen. Dies habe vor allem damit zu tun, dass gegen den Studienautor eine Klage von dritter Seite eingebracht wurde, erklärte eine Sprecherin der Universität. "Zur Wahrung seiner rechtlichen Interessen wurde dem Studienautor von seiner Rechtsvertretung empfohlen, die Zustimmung zur Veröffentlichung bis auf weiteres zurückzuziehen", schrieb die Universität dann auf ihrer Homepage.

Die Uni Wien hatte die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI) beauftragt, die umstrittene, vom Integrationsministerium in Auftrag gegebene und finanzierte "Pilotstudie" zu islamischen Kindergärten zu prüfen. Der Grund waren Vorwürfe, die Studie entspreche nicht den "Standards der guten wissenschaftlichen Praxis" und der Verdacht, dass die Studie im Integrationsministerium umgeschrieben bzw. inhaltlich zugespitzt wurde. Aslan hatte dies stets bestritten.

Veröffentlichung der Detailergebnisse war für Freitag geplant

Als am 8. November die Ergebnisse der wissenschaftlichen Überprüfung vorgestellt wurden, kündigte die Uni Wien an, die 32 Seiten starke Expertise, die auf mehreren externen Gutachten fußt, zu veröffentlichen, sofern der Studienautor zustimme. Aslan könne seine Zustimmung zu einer Veröffentlichung in vollem Umfang und Wortlaut aber erst nach der Rückkehr von einer Auslandsreise erteilen. Diese Zustimmung ist seitdem nicht erfolgt. Auf Nachfrage des KURIER hieß es zuletzt vonseiten der Uni, eine Veröffentlichung der OeAWI-Stellungnahme wäre morgen, Freitag, geplant gewesen. Nun kamen allerdings die neuen Entwicklungen dazwischen.

Das Einholen der Zustimmung Aslans sei deshalb notwendig gewesen, "weil sich der konkrete Sachverhalt im Spannungsfeld zwischen einem öffentlichen Informationsinteresse einerseits und dem von der Universität Wien als Arbeitgeberin zu beachtenden Persönlichkeitsschutz eines Mitarbeiters andererseits liegt", erklärt man bei der Universität.

Informationen darüber, auf wessen Klage sich Aslan bezogen habe, konnte die Universität nicht geben, da sie dazu nicht berechtigt sei.

MA 11: Klage hat nichts mit Prüfbericht zu tun

Der KURIER kontaktierte die MA 11 der Stadt Wien (Jugend und Familie), die im August mit schweren Vorwürfen Aslans konfrontiert war. Man habe am 10. Oktober eine Klage auf Widerruf gegen den Islamforscher beim Handelsgericht Wien eingebracht, bestätigt der Rechtsexperte der Magistratsabteilung, Josef Hiebl, gegenüber dem KURIER. Diese Klage habe aber nichts mit der Prüfung von Aslans "Pilotstudie" zu islamischen Kindergärten zu tun. Sie beziehe sich ausschließlich auf das Interview Aslans, in dem er mehrere Vorwürfe gegen die MA 11 erhoben hatte.

Der Islamforscher hatte im August gegenüber der APA behauptet, dass Beamte der für Kindergärten zuständigen Magistratsabteilung eine ehemalige Mitarbeiterin von ihm unter Druck gesetzt hätten. Aslan stellte zudem den Vorwurf der Manipulation von Aktenvermerken in den Raum und warf der Stadt Wien vor, eine "Rufmordkampagne" gegen ihn zu führen. Diese Aussagen hat die MA 11 auf Widerruf geklagt. "Wir wollen, dass Herr Aslan diese Behauptungen und schweren Vorwürfe, die unsere Mitarbeiter betreffen, richtig stellt", sagt Hiebl.

Mehrere Zustellversuche

Die Klage wurde am 10. Oktober eingebracht und damit vor der Pressekonferenz, in der die Prüfergebnisse der OeAWI von der Uni Wien präsentiert wurden.

Erst am 13. November habe das Magistrat eine Bestätigung darüber bekommen, dass Aslan die Klage erhalten hat. Es sei davor zu zwei Zustellversuchen gekommen, bei denen der MA 11 beschieden worden sei, Aslan sei verzogen.

Die Universität Wien gab an, Aslan sei nach der Pressekonferenz am 8. November länger als erwartet nicht erreichbar gewesen.

Aslan wurde dazu vom KURIER kontaktiert, war aber nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Aslan bestätigt Zusammenhang mit MA-11-Klage

Gegenüber dem Standard bestätigte Aslan am Donnerstagabend, dass die Klage der Stadt Wien ausschlaggebend für seine Entscheidung war, weil diese das OeAWI-Gutachten inkludiere. Er brauche etwas Zeit, um sich über die Konsequenzen einer Veröffentlichung für einen allfälligen Prozess beraten zu lassen.

Er stehe weiterhin zu einer Veröffentlichung, wolle aber "eine kleine Einleitung voranstellen, wie wir so weit gekommen sind", sagte er dem Standard. Inhaltlich sei der Prüfbericht für ihn aber "okay".

Vorwürfe

Die Kindergartenstudie Aslans hat nicht nur durch den Streit mit der MA 11 ordentlich Staub aufgewirbelt: Zuerst das Ergebnis der Vorstudie 2015, dass in "islamischen Kindergärten" in Wien Parallelgesellschaften herangezüchtet würden. Dann der Vorwurf, dass Mitarbeiter des Außen- und Integrationsministeriums einzelne Passagen der nicht mehr so scharfen Langfassung frisiert oder zugespitzt hätten. Weil der Uni Wien, an der Aslan lehrt, die Causa zu heikel war, wurde die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI) mit der externen Prüfung beauftragt.

Laut dem OeAWI lag im juristischen Sinn "kein wissenschaftliches Fehlverhalten" vor. "Sehr deutliche Kritik" wurde hingegen an an der Güte der Studie und am Abschlussbericht geübt. Außer Zweifel stehe, dass es Einfluss des Außen- und Integrationsministeriums als Fördergeber gab, erklärte Kommissionsleiter Stephan Rixen.

Mehr über die mündliche Präsentation des Prüfberichts vom 8.11. finden Sie hier.

Prüfung der "Kindergartenstudie": "Korrekt, aber keine große Güte"

Kommentare