Katzian wirft Leitl "Verhöhnung" Arbeitsloser vor

Ein Mann mit Brille wird interviewt.
WKÖ-Boss solle sich entschuldigen, so der Gewerkschafter. Forderung nach Anhebung des Mindestlohns.

Findet jeder, der arbeiten will, eine Arbeit? Ja, meinte dazu am Dienstag Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl in einem Interview. Nach einer eintägigen Schockstarre üben nun die Gewerkschaften Kritik an dieser Aussage. FSG-Chef Wolfgang Katzian spricht in einer Aussendung von "billigem Populismus" und einer "Verhöhnung" Arbeitssuchender.

"Ich empfehle dem WKÖ-Präsidenten, sich bei allen zu entschuldigen, die verzweifelt Arbeit suchen und auf ihre Bewerbungen oft nicht einmal eine Antwort bekommen", so der Vorsitzende der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter. Und er rechnet vor: "31.119 sofort verfügbaren freien Stellen standen im Juli mehr als zehnmal so viel, nämlich 375.000 Arbeitslose in Österreich gegenüber."

Zur Kritik von Leitl am seiner Meinung nach geringen Unterschied zwischen Mindestsicherung und Arbeitseinkommen empfiehlt Katzian eine Anhebung des Mindestlohnes auf 1.700 Euro brutto. Leitl solle sich dafür in seinen eigenen Reihen stark machen.

"Ich weiß nicht, ob Herr Leitl sein nächstes Autoservice wirklich von einem Bäcker durchführen lassen will."

Kritik an Leitl kam heute auch von der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). "Leitl hat keine Ahnung von der Lebensrealität der Menschen. Vor allem junge Menschen werden demoralisiert, wenn sie zuerst jahrelang in eine gute Ausbildung investieren, um dann branchenfremde, schlecht bezahlte Tätigkeiten anzunehmen. Das hat auch mit Wertschätzung zu tun", betonte ÖGJ-Vorsitzender Sascha Ernszt. Und er stellt sich die Frage: "Ich weiß nicht, ob Herr Leitl sein nächstes Autoservice wirklich von einem Bäcker durchführen lassen will."

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