Karmasin an Minister: Keine Aufträge an Ex-Firma

Eine Frau mit braunen Haaren denkt nach und berührt ihr Kinn mit dem Finger.
Unvereinbarkeit: Sophie Karmasin spricht sich gegen Aufträge aus ihrem und anderen Ministerien an Ehemann aus.

Die neue Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) hat am Freitag klar gestellt, dass es in Zukunft "keine öffentlichen Aufträge an meinen Mann geben wird". Mit "meinem Mann" meint Karmasin ihre Firmen-Anteile an den Meinungsforschungsinstituten Karmasin Motivforschung und der Tochtergesellschaft Gallup, die die Meinungsforscherin aufgrund ihrer Bestellung zur Familienministerin hatte abgeben müssen.

Trotz des Verkaufs sah sich Karmasin der Kritik von Oppositionsparteien ausgesetzt. Tenor: Es sei bedenklich, dass ein Unternehmen, das von öffentlichen Aufträgen profitiere, dem Mann einer Ministerin gehöre.
Karmasin hatte mehrfach erklärt, rechtlich sei die Sache in Ordnung, man erfülle alle Vorgaben des Unvereinbarkeitsgesetzes.

Empfehlung an andere Ministerien

Nun betont Karmasin, dass sie einen Schritt weitergeht: "Wir haben in der Familie eingehend überlegt und sind zum Schluss gekommen, dass es keine öffentlichen Aufträge an meinen Mann geben wird." Das sei ursprünglich immer so geplant gewesen.
Auf die Frage, ob das auch andere Ressorts betrifft, erklärte Karmasin, sie könne Ministern nichts vorschreiben, "aber es wäre meine Empfehlung". Auch ihrer ehemaligen Firma könne sie keine Vorschriften machen. Es sei vor der Angelobung aber dahingehend diskutiert worden, dass keine öffentlichen Aufträge angenommen werden.

Ihre Ernennung zur neuen Familienministerin kam nicht zuletzt für Sophie Karmasin selbst überraschend. Die Meinungsforscherin war der Knalleffekt im Regierungsteam der ÖVP – ist offiziell aber parteilos. Der Preis eines Familienministeriums ist vielen allerdings zu hoch, schließlich ist das eigenständige Wissenschaftsministerium deshalb Geschichte.

Politische Ziele der 47-Jährigen sind bislang keine kommuniziert worden. Mit den Kameras hat sie jedenfalls nach eigenen Angaben Probleme, bei Live-Auftritten plage sie Herzklopfen.

Wieso überhaupt neue Gesichter in die Regierung holen? Das fragen sich auch viele in der ÖVP, nichtsdestotrotz liegt der Zweck auf der Hand: Mehr Pepp, mehr Innovation lautet das verheißungsvolle Versprechen. Parteilose haben zudem den Charme von besonders viel Authentizität – zumindest am Anfang.

Jede Menge Kommunikationswissenschafter

Karmasin entstammt aus einer "Dynastie" von Meinungsforschern. Ob dieser Umstand eine Politikkarriere anheizt oder verheizt, wird sich zeigen. Am 5.1.1967 erblickte sie als Tochter von Fritz († 2013) und Helene Karmasin das Licht der Welt. Ihr Bruder Matthias Karmasin ist Kommunikationswissenschafter an der Universität Klagenfurt. Ihre eigene Studienwahl fiel auf Psychologie und Betriebswirtschaftslehre.

Die 47-jährige Wienerin und Mutter zweier Söhne arbeitete als Produktmanagerin bei Henkel, während sie an ihrer Dissertation schrieb. Außerdem arbeitete sie bei Werbeagenturen.

Schließlich kam sie im Meinungsforschungsinstitut ihrer Eltern, Karmasin Motivforschung Ges.m.b.H., unter, dessen Leitung sie 2006 übernahm. Das Institut erstellt unter anderem Umfragen für verschiedene Medienunternehmen, aber auch für Parteien, darunter die ÖVP. Sophie Karmasin selbst stieg als analysierende Beobachterin ins politische Geschehen ein.

Ab in die Politarena

Am 12. Dezember 2013 ging es für Karmasin statt in die ZiB2 als Wahlbeobachterin ins Regierungsteam als Familien- und Jugendministerin - auf Anregung von ÖVP-Chef Michael Spindelegger.

Eine lächelnde Frau hält ein Dokument, während ein älterer Mann sie ansieht.
Vorher Unternehmerin, jetzt Ministerin: Sophie Karmasin bei der Angelobung bei Bundespräsident Heinz Fischer
Hinter den Kulissen war sie schon lange als Wahlanalystin tätig, ein Stammgast in diversen Nachrichtensendungen, wenn es darum ging eine Wahl, ein politisches Manöver oder gar ein neues Gesicht in der Politik zu analysieren, Stärken und Schwächen zu finden und die Wirkung nach außen zu analysieren. Nun sitzt sie im Käfig und wird beäugt.

Meinungsumfragen wird es jetzt über Frau Karmasin selbst geben.

Bislang waren die Familienagenden meistens Teil eines größeren Ministeriums, allein gab es das Familienministerium nur selten, dementsprechend unklar ist der Aufgabenbereich.

Auf die Frage nach ihrer Motivation das Ministerium zu übernehmen, antwortete sie in einem früheren KURIER-Interview: „Ich habe 20 Jahre mit den Bedürfnissen, Sorgen, Träumen von Frauen und Familien zu tun gehabt. Ich habe auch in meinem Leben erfahren, wie es ist, wenn man einen herausfordernden Job und zwei Kinder auf die Reihe bringen muss. Ich habe ein gutes Bild davon, was sich Frauen wünschen und was Familien brauchen. Jetzt ist die Gelegenheit, das in der Regierung einzubringen. Das hat mich gereizt.“

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