Jobs für 35.000 Flüchtlinge gesucht

Jobs für 35.000 Flüchtlinge gesucht
Sonderbudget für Integration und Deutschkurse.

Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab, auf den Arbeits- und Wohnungsmarkt, auf die Schulen und Sozialämter kommen riesige Herausforderungen zu. 2015 sei bewältigbar, aber das kommende Jahr werde ein Härtetest, sagen die Verantwortlichen.

Derzeit kursieren verschiedene Schätzungen, wie viele der 80.000 Asylwerber auch tatsächlich als Flüchtlinge anerkannt werden und damit in absehbarer Zeit Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Das heißt, auf Jobsuche sind und zumindest vorübergehend ein Fall für die Mindestsicherung werden.

Fachkräfte fehlen

Im Arbeitsmarktservice (AMS) geht man von bis zu 35.000 Asylberechtigten aus, für die 2016 eine Beschäftigung gefunden werden muss. Nachdem die Wirtschaft seit Jahren über großen Fachkräftemangel jammert, müsste diese Zahl bewältigbar sein. WIFO-Chef Karl Aiginger hat sogar von 70.000 Flüchtlingen gesprochen, die der Arbeitsmarkt aufnehmen könne. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hat in Alpbach dieses Thema positiv verstärkt und von "Chancen" für Österreich gesprochen. Denn es gebe Bereiche, wo qualifizierte, motivierte Arbeitskräfte benötigt würden. Das Baugewerbe ist so ein Bereich, aber auch die Pflege oder der Tourismus

Leitl beklagt auch, dass die Flüchtlingsdiskussion "so defensiv geführt wird. Da werden Ängste geschürt". Die Aussage, "sie nehmen uns die Arbeitsplätze weg", sei falsch.

Für Deutschkurse und andere Fördermaßnahmen benötigt das AMS jedoch ein Sonderbudget. Die Rede ist von einem "nicht ganz kleinen zweistelligen Millionenbetrag". Derzeit laufen die Budgetverhandlungen aller Ressorts mit Finanzminister Hans Jörg Schelling.

Die Mindestsicherung zahlen wiederum die Länder, auch sie werden bei der Flüchtlingsklausur der Bundesregierung am Freitag in einer Woche ein finanzielles Wörtchen mitreden wollen.

AMS-Chef Johannes Kopf plädiert in diesem Kontext für möglichst rasche Asylverfahren, sonst produziere man nur Langzeitarbeitslosigkeit und konterkariere alle Integrationsbemühungen: "Das muss nicht nur ein humanitäres Anliegen sein, das hat auch einen klaren ökonomischen Grund. Je früher jemand Arbeit findet, desto früher zahlt er Steuern und kostet weniger Mindestsicherung."

Lehrling bei Billa

Hier bewegt sich etwas: Der Handelsriese Rewe (Billa, Merkur, Bipa) schafft heuer 20 bis 30 Lehrstellen und spendet der Caritas 500.000 Euro für die Unterbringung und Begleitung von Kindern und jugendlichen Flüchtlingen. Flüchtlingskoordinator Christian Konrad sagt: "Dieses weitsichtige und langfristige Engagement von Österreichs größtem Lebensmittelhändler ist bemerkenswert und hat hoffentlich Vorbildwirkung für andere Unternehmen in diesem Land."

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