Innovative Politik mit Preisen ausgezeichnet

Schriftsteller Blom: In seiner Festrede warnte der Historiker vor zu viel Gelassenheit – die liberale Demokratie sei kein Naturzustand
589 Einreichungen, acht Sieger: Der KURIER unterstützt die "Innovation in Politics Awards".

Veronica Andersson muss sich jetzt erst einmal sammeln. "Ich bin gerade sehr nervös", sagt sie, und das ist nicht überraschend. Die Schwedin steht auf einer Bühne im Wiener Rathaus. Scheinwerfer sind auf sie gerichtet, 500 Menschen hören zu, Frau Andersson hat einen Preis gewonnen.

Sie muss sich also zusammennehmen. Doch spätestens bei der Frage, ob die reichen Familien in Nyköping ihr preisgekröntes Projekt anfangs nicht abgelehnt hätten, ist die Skandinavierin wieder bei sich und sagt ganz selbstverständlich: "Was die reichen Eltern von der Idee gehalten haben, das war uns egal. Wir haben getan, was wir für richtig hielten."

Mittwochabend wurden in Wien zum ersten Mal die "Innovation in Politics"-Awards verliehen. Und unter 589 Einreichungen aus ganz Europa gehörte Anderssons Schulprojekt in "Nyköping" zu den acht Preisträgern.

Konkret wurde die Stadt dafür ausgezeichnet, dass sie den Mut hatte, die Schul-Landschaft umzukrempeln.

Was war passiert? Über viele Jahre hatte Nyköping vier weiterführende Schulen, in denen eine Trennung stattfand: Klassen wurden zu sozialen Ghettos, Kinder aus sozial schwachen Familien gingen in die eine, Begüterte in die andere Schule.

2014 machte die Stadt einen radikalen Schritt: Alle Schulen wurden geschlossen und als "Einheitsschule" wiedereröffnet. In dieser 1400 Kinder zählenden Groß-Schule wurden die Klassen neu gemischt und die Schüler anders gefördert.

Das Ergebnis: Während in der Vier-Schulen-Phase 70 Prozent der Jugendlichen Nyköpings reif waren, höhere Ausbildungseinrichtungen zu besuchen, waren es in der "Einheitsschule" nun 90 Prozent. "Es hat zwei Jahre gedauert bis die Skeptiker den Weg unterstützten", erzählt Andersson. "Aber heute ist er unumstritten."

"Offensichtlich gibt es in Europa mutige und kreative Menschen, die in der Politik neue Wege beschreiten", sagt Edward Strasser.

Strasser ist Mitbegründer des "Innovation in Politics"-Instituts. Das in Wien gegründete Institut richtet die Innovationspreise aus und will eines erreichen: "Wir wollen die Projekte einem großen Publikum vorstellen und mithelfen, dass sie in anderen Ländern umgesetzt werden."

Demokratie in Gefahr

Finanziell unterstützt wird das "Innovation in Politics Institut" von der Kahane Foundation sowie der B & C Privatstiftung; der KURIER tritt als Medienpartner auf.

"Demokratie ist kein Naturzustand", sagt der Schriftsteller und Historiker Philipp Blom. Blom hielt bei der Innovationsgala die Impuls-Rede und plädierte für eine "Politik der Hoffnung". Diese bestehe unter anderem darin, dass sich "die Demokratie der steigenden Flut an Populismus entgegenstemmt".

Wie? Etwa mit Projekten, die den Bürgern den Nutzen der Demokratie vor Augen führen. Projekte also, wie sie beim "Innovation in Politics Award" prämiert werden.

Innovative Politik mit Preisen ausgezeichnet
Innovation: Die Schwedin Veronica Andersson wurde ausgezeichnet. KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter übergab den Preis

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