Sobotka: Lorenz K. hat "richtiges Kommunikationsnetz"

Innenminister Wolfgang Sobotka
Nach der Festnahme des Terrorverdächtigen in Wien fordert der Innenminister abermals eine schärfere Überwachung von "Rückkehrern und Gefährdern". Lorenz K. ist in Österreich geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen.

Am vergangenen Freitagabend wurde der Terrorverdächtige Lorenz K. von Spezialisten der Cobra in der Rotenhofgasse in Wien-Favoriten festgenommen. Abou-Chacker, so der Kampfname des 18-Jährigen, soll einen Anschlag in Wien geplant haben. Als mögliches Ziel wurde eine U-Bahnstation in Wien genannt. Die Polizei war gewarnt, weil sich Lorenz K. zuletzt in einem "radikalen albanisch-islamistischen" Milieu bewegte. K.s Eltern stammen aus Albanien, geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er in Österreich, genauer gesagt in Neunkirchen in Niederösterreich. (Mehr dazu hier)

Sobotka: "Richtiges Kommunikationsnetz"

Am Sonntag wurde in Deutschland ein mutmaßlicher Komplize festgenommen. Die beiden könnten in der Wohnung des Deutschen in Neuss (Nordrhein-Westfalen) mit Bauteilen zur Herstellung von Sprengstoff hantiert haben, heißt es aus Polizeikreisen in Österreich. Die Auswertung des Handys von Lorenz K. soll die Ermittler auf die Spur des möglichen Komplizen geführt haben. Er wurde von Spezialeinheiten gemeinsam mit seiner Frau in der Wohnung festgenommen. (Mehr dazu hier)

Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka sagt im Ö1-"Morgenjournal", dass es angesichts der Verhaftungen in Wien und Deutschland "zusätzliche Hausdurchsuchungen" und "zusätzliche Vernehmungen" gebe. Es hätte sehr bald den Hinweis gegeben, dass der mutmaßliche Tatverdächtige ein "richtiges Kommunikationsnetz" in Deutschland und anderen Teilen Europas hat, sagt der VP-Politiker. Lorenz K. sei "nicht nur ein harmloser Tatverdächtiger", er sitze in Untersuchungshaft, weil dahinter "schon etwas steckt". Der 18-Jährige habe "dementsprechend ein Gewicht" in der Szene.

Nun werde allen Hinweisen nachgegangen, Telefonauswertungen durchgeführt und Kontakte überprüft.

Forderung: Verschärfte Überwachung von Rückkehrern

In den Vernehmungen von Lorenz K. habe sich nochmals bestätigt, was Sobotka bereits am Freitag in einer Pressekonferenz sagte. Der 18-Jährige hat einen salafistischen Hintergrund und sich mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" beschäftigt.

Obwohl Lorenz K. in Österreich geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, spricht der Innenminister von einer schärferen Überwachung von "Rückkehrern und Gefährdern" (denen Polizei und Geheimdienste Terrorakte zutrauen). Um mögliche Attentate zu vermeiden, kann sich Sobotka vorstellen, die Fußfessel, die bisher nur im Bereich des Strafvollzugs Anwendung findet, auch zur Überwachung sogenannter Gefährder zu verwenden.

Auch der Datenaustausch mit Telekommunikationsunternehmen soll forciert werden. "Uns geht es nicht um planlose Schnüffelei. Uns geht es um die Ermittlung krimineller Hintergründe", rechtfertigt Sobotka seine Forderung, denn selbst die Observierung von Lorenz K erfolgte nur durch Informationen, also Unterstützung, ausländischer Nachrichtendienste.

Flüchtlinge und Terror?

Auf die Frage, ob Sobotka nicht zu weit ginge, wenn er die Asylbewegung nach Europa mit der Terrorgefahr in Verbindung setzt, antwortet der Innenminister: "Schauen Sie, jede Frage ist mit vielen Fragen verknüpft. Es gibt genügend Flüchtlinge, die ganz sauber und intakt und integer agieren. Ich möchte keine Panik erzeugen."

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