"Inakzeptabel und respektlos": Streit um Häupl eskaliert erneut

Faymann, Häupl, Martina Ludwig, (Physiker Gruber), Gerhard Schmid: Freundschaft in Brüchen
Mit einer Drohung gegenüber Kritikern von Bürgermeister Häupl heizt die Bundes-SPÖ die Debatte in Wien neu an.

In der Wiener SPÖ treibt der Konflikt um Bürgermeister Michael Häupl einem neuen Höhepunkt zu. Hatte nach der Einsetzung eines Streitschlichtungskomitees einige Wochen Ruhe geherrscht, tritt jetzt ausgerechnet die Bundes-SPÖ die Debatte erneut los.

Am Wochenende ging SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler in die Austria Presse Agentur und drohte den Häupl-Kritikern: "Bevor man den Michael Häupl mürbe kriegt, muss schon viel Wasser die Donau runterrinnen. Ich würde niemandem empfehlen, sich mit Häupl anzulegen. Da geht bei ihm die Post ab, und da können sich alle warm anziehen." Niedermühlbichler warnte die Häupl-Kritiker, den Bürgermeister auf dem bevorstehenden SPÖ-Parteitag bei der Wahl zum Wiener Parteivorsitzenden zu streichen: "Diese Taktik hielte ich für hinterhältig und einer Sozialdemokratie unwürdig. Ich gehe nicht davon aus, dass jemand so unvernünftig ist, das zu tun."

Häupls Kritiker in der Partei reagierten am Montag erbost auf diese Aussagen. "Die Wortmeldung war entbehrlich, die Wortwahl inakzeptabel", sagt Gerhard Schmid, SPÖ-Bundesgeschäftsführer unter Werner Faymann, gegenüber dem KURIER. "Diejenigen, die sich bisher zu Wort gemeldet haben, haben das ausschließlich aus Sorge um das Schicksal der Wiener SPÖ gemacht", sagt Schmid. Daher sei es von "Häupl-Mann" Niedermühlbichler "respektlos", diesen Kritikern auszurichten, sie sollten sich "warm anziehen". Es gehe darum, die Partei für 2020, wenn die nächste Gemeinderatswahl stattfindet, "gut aufzustellen".

Die Wiener SPÖ habe extra eine Arbeitsgruppe eingesetzt, damit die Personaldiskussion intern und nicht "auf dem Balkon" ausgetragen wird. Schmid: "Und nun geht Niedermühlbichler hinaus und ruft vom Balkon herab den anderen zu, sie sollen sich warm anziehen." Damit erweise er niemandem einen guten Dienst.

Außer Schmid protestiert auch Gemeinderat Christian Deutsch. Er wirft Niedermühlbichler "skandalöse Wortwahl" und "offene Drohung" vor.

Hintergrund des Streits ist die ungeklärte Häupl-Nachfolge. Der Bürgermeister will sich auf dem Parteitag am 29. April verlängern lassen (der nächste Wahlparteitag wäre dann erst 2019). Immer breitere Kreise in der SPÖ-Wien sind aber der Meinung, Häupl solle seine Nachfolge regeln. Die genannten Kritiker favorisieren Wohnbaustadtrat Michael Ludwig als künftigen Bürgermeister.

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