Im Scheinwerfer: Politik-Figuren 2015

Angela Merkel und Werner Faymann.
Wer hat überrascht, wer enttäuscht – und auf wen warten 2016 ganz besondere Herausforderungen? Der KURIER gibt einen Überblick.

Merkel / Faymann: Paarlauf des Jahres

"Ich mag ihn. Er kommt ohne Meinung und geht dann mit meiner wieder." Ob er je so gefallen ist, dieser Satz, den Angela Merkel angeblich über Werner Faymann gesagt haben soll? Er wird jedenfalls weidlich zitiert – besonders in Österreich. Bei aller Kritik am Regierungschef ist eines offenkundig: In der Flüchtlingsfrage hält Faymann Linie. Dass er sich stark an Berlin orientiert bzw. von Merkel abhängt, ist offensichtlich – trotzdem aber eine klare Haltung.

Michael Häupl: Polit-Comeback des Jahres

Im Scheinwerfer: Politik-Figuren 2015
Epa04974071 Vienna's mayor Michael Haeupl from the The Social Democratic Party (SPOe) celebrates with supporters during the Vienna City elections in Vienna, Austria, 11 October 2015. Austria's rightist Freedom Party (FPOe) missed its goal of wresting control of the capital from the Social Democrats, according to a first projection based on counted votes. While the far-right won nearly 31 per cent of the ballots and gained 5 percentage points compared to the previous election in 2010, the result was significantly below the 10-point gain predicted by pollsters. The Social Democratic Party (SPOe) of Mayor Michael Haeupl shed five percentage points and collected nearly 40 per cent of votes. EPA/ROLAND SCHLAGER

Wer wird nächster Wiener Bürgermeister? Vor Monaten schon beschäftigte diese Frage die innenpolitischen Zirkel. In einer unbequemen Ausgangssituation (Flüchtlingskrise, rot-blaue Koalition im Burgenland, Streit mit dem grünen Regierungspartner) entschied sich Michael Häupl für einen kompromisslosen Anti-FPÖ-Wahlkampf und obsiegte. Wer ihm nachfolgt ist jetzt kaum Thema – Häupl schaffte für seine totgesagte SPÖ noch einmal ein Comeback.

Gerald Klug / Mikl-Leitner: Streithähne des Jahres

Im Scheinwerfer: Politik-Figuren 2015
ABD0143_20151022 - SPIELFELD - ÖSTERREICH: (v.l.) Verteidigungsminister Gerald Klug und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Donnerstag, 22. Oktober 2015, im Sammelzentrum an der Slowenisch-Österreichischen Grenze im Gebiet von Spielfeld. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU

Gerald Klug und Johanna Mikl-Leitner waren nicht die einzigen Politiker, die die Flüchtlingskrise an ihre Leistungsgrenzen führte. Der SPÖ-Mann und sein ÖVP-Gegenüber ließen zudem aber keine Gelegenheit aus, sich das politischen Leben gegenseitig zu vermiesen – und das, obwohl sie eigentlich Koalitions-Partner sind. Das Resultat: Die Bundesregierung stritt ohne fremdes Zutun um ein paar Kilometer Grenzzaun. Am Ende stehen beide als Verlierer da.

Kurz / Wehsely: der TV-Auftritt des Jahres

Im Scheinwerfer: Politik-Figuren 2015
ABD0080_20151210 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0417 VOM 10.12.2015 - (v.l.) Außenminister Sebastian Kurz, Islamwissenschafter Ednan Aslan, und SP-Stadträtinnen Sonja Wehsely (Jugend) und Sandra Frauenberger (Integration und Bildung) am Donnerstag, 10. Dezember 2015, anlässlich eines Treffens zu islamischen Kindergärten in Wien. - FOTO: APA/AUSSENMINISTERIUM/DRAGAN TATIC

Mit 35 Sekunden knapp geraten, aber authentisch wie wenige Auftritte 2015: Nachdem Sebastian Kurz die Stadt Wien ob ihrer islamischen Kindergärten kritisiert hatte, traf er Sonja Wehsely zur Aussprache. Beim gemeinsamen Medienauftritt unterbrach die SPÖ-Stadträtin Kurz’ Eingangsstatement vor laufenden Kameras: „Es geht um die Kinder – und nicht um ihre persönliche Profilierung, Herr Minister.“ Damit ist fast alles über das Binnen-Verhältnis gesagt.

Irmgard Griss: Einsteigerin des Jahres

Im Scheinwerfer: Politik-Figuren 2015
Streitgespräch mit Werner Kogler und Irmgard Griss zu dem Thema "Ist der Hypo-U-Ausschuss ein Flop?" in Wien am 11.12.2015.

Sie hat plötzlich Lust bekommen, Politik zu machen – das wurde bei Irmgard Griss zuletzt mehr als deutlich. Bereits kurz nachdem die Juristin der institutionalisierten Politik mit dem Hypo-Bericht die Leviten gelesen hatte, wollten sie manche in der Hofburg sehen. Genau das will die frühere Höchstrichterin jetzt. Ihre Chancen? Mittelprächtig. Die Politik folgt eigenen Gesetzen. Diese als Einzelkämpferin in einem Wahlkampf zu lernen, wird harte Arbeit.

Hans Niessl: Der Tabubruch des Jahres

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ABD0161_20150603 - EISENSTADT - ÖSTERREICH: ZU APA0600 VOM 3.6.2015 - (v.l.) FPÖ-Landesparteiobmann Johann Tschürtz und Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) am Mittwoch, 3. Juni 2015, während einer PK anl. von Koalitionsverhandlungen in Eisenstadt. - FOTO: APA/CHRISTIAN GMASZ

Es gibt Freiheitliche und es gibt andere Freiheitliche – zum Beispiel die, die sich bei der Landtagswahl fast verdoppelt haben. So oder so ähnlich sieht Landeshauptmann Hans Niessl (re.) die Welt. Sein Credo: Die FPÖ ist ein ernsthaftes Gegenüber. So kam es, dass der burgenländische SPÖ-Chef geltende Beschlüsse der Partei ignorierte – und mit FPÖ-Mann Johann Tschürtz (li.) eine Koalition einging, die in wie außerhalb der SPÖ für Irritationen sorgte.

Hermann Schützenhöfer: Gewinner 2015

Im Scheinwerfer: Politik-Figuren 2015
ABD0020_20150617 - WIEN - ÖSTERREICH: BP Heinz Fischer (R) und der neue LH der Steiermark, Hermann Schützenhöfer am Mittwoch, 17. Juni 2015, während seiner Angelobung in der Präsidentschaftskanzlei in Wien. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH

Er habe nicht gepokert und schon gar nicht habe er seinen Freund, SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves, mit Schwarz-Blau erpresst, sagt Hermann Schützenhöfer. Fakt ist: Der steirische ÖVP-Chef und ewige Stellvertreter hat es geschafft, von seinem politischen Lebensabschnittspartner den Landeshauptmann zu erben. Ganz ohne Stimmenmehrheit, ganz ohne Zugewinne bei der Wahl – ein politischer Lottosieg gewissermaßen.

Gernot Blümel: Himmelfahrtskommando 2015

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ABD0044_20151015 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.) Stadtrat Manfred Juraczka (ÖVP) und der neue ÖVP-Landesparteichef Gernot Blümel am Donnerstag, 15. Oktober 2015, nach einem Parteiengespräch mit der SPÖ im Wiener Rathaus. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

Wer will Chef einer Partei sein, die es geschafft hat, von 35 Prozent auf knapp ein Viertel zu schrumpfen? Gernot Blümel will – oder muss, je nach Lesart. Der Generalsekretär der ÖVP gab seinen Job als Parteimanager ab und soll die Stadt-Partei aus der Einstelligkeit führen. Gleich zu Beginn verletzte er sich böse, ein Gipsfuß diktierte sein Bewegungstempo. Ein Omen? Vielleicht. Jedenfalls gilt der Job des 34-Jährigen als Himmelfahrtskommando.

Ursula Stenzel: Die Überläuferin des Jahres

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Ursula Stenzel, Heinz-Christian Strache, Geburtstagsfeier, Parlament

Sie wollte nicht weg aus ihrem Job: Erst am Dienstag, zweieinhalb Monate nach der Abwahl, geht Ursula Stenzel als Bezirksvorsteherin der Wiener Innenstadt. Mit der überlangen Übergabe endet eine überraschend blau gewordene Karriere. Denn nachdem die ÖVP Stenzel die Wiederkandidatur als City-Chefin versagte, heuerte die bekennende Konservative just bei der FPÖ an. Jetzt ist sie als einfache Gemeinderätin den Job und ihren Ruf los.

Pröll und Van der Bellen: Die Taktierer 2015

Im Scheinwerfer: Politik-Figuren 2015

Machen sie’s, machen sie’s nicht: Seit Wochen lassen das ÖVP-Schwergewicht Erwin Pröll (re.) und der frühere Grünen-Boss Alexander Van der Bellen die interessierte Öffentlichkeit spekulieren, ob sie bei der Wahl zum Bundespräsidenten antreten. Bei beiden gilt ein „Ja“ wahrscheinlicher als ein „Nein“. Warum er sich noch nicht deklariert, sondern möglicherweise bis 2016 zuwartet, erklärte Pröll zuletzt so – ein Frühstart sei ein Fehlstart.

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