Im Gefängnis kam Hocheggers Entschluss zum Geständnis

Peter Hochegger
Das Geständnis von Peter Hochegger bringt Karl-Heinz Grasser ordentlich in die Bredouille.

Seine seelische Läuterung passierte im Gefängnis. Fünfeinhalb Monate war Ex-Lobbyist Peter Hochegger in der Justizanstalt Hirtenberg hinter Gittern – gleich am Beginn der Haftstrafe übte er sich in Selbstreflexion. Eines wurde für ihn klar: "Wenn ich einen Neuanfang will, dann muss ich mit der Vergangenheit abschließen und reinen Tisch machen."

Dieses Versprechen, das er sich damals einsam in der Zelle gab, löste Hochegger gestern ein. Bereits in den Morgenstunden elektrisierte ein Gerücht die Atmosphäre im Großen Schwurgerichtssaal. Hochegger, so wurde in den Sitzreihen getuschelt, könnte ein Teilgeständnis in der Causa BUWOG ablegen. Der Angeklagte, stets leger im Pullover gekleidet, meinte nur kryptisch: "Das Plädoyer meines Anwalts wird sehr kurz werden."

Zehn brisante Minuten

Das sollte kein leeres Versprechen bleiben. Zehn Minuten dauerte es. Zwei Sätze, die Anwalt Leonhard Kregcjk aussprach, pulversierten den sechsstündigen Verteidigungsmarathon, den Grassers Anwalt Norbert Wess am Vortag hingelegt hatte: "Mein Mandant bekennt sich teilschuldig. Hochegger hat gewusst, dass von der BUWOG-Provision 2,4 Millionen Euro an Grasser, 2,4 Millionen Euro an Plech und 2,4 Millionen Euro an Meischberger weiterüberwiesen wurden. Es war alles andere als supersauber."

Erst in der zweiten Jahreshälfte 2005 bekam Hochegger die Information, dass Grasser involviert war. Trotz seines Wissens erledigte er die Überweisungen. Der Tatbestand der Beitragstäterschaft zur Untreue ist somit für Hochegger nach wie vor gegeben. Ein frühes Geständnis ist freilich der größte Milderungsgrund beim Strafmaß. Noch dazu, wenn sich der Angeklagte wie Hochegger selbst belastet. Im zweiten Anklagepunkt "Terminal Tower" bekannte sich der Ex-Lobbyist allerdings "nicht schuldig".

Ganz anders stehen jetzt die Aktien beim Ex-Finanzminister und seinem Trauzeugen Meischberger: Mit dieser überraschenden Wendung wird die Luft dünn. In den Stunden vor dem Geständnis sprachen die Verteidiger noch zynisch, dass die Anklage bereits am dritten Prozesstag wie ein Kartenhaus zusammengefallen sei.

Um 13.03 Uhr – manche Gerichtsexperten sprachen von einem historischen Moment – wurden die Karten neu gemischt. "Grasser, Meischberger und Plech sind sicherlich aus allen Wolken gefallen, denn mit meinem Geständnis konnten sie nicht rechnen", meinte Hochegger gegenüber dem KURIER.

Warum? Wieder einmal spielt der Zufall eine entscheidende Rolle in der Causa BUWOG. So war es ein Glücksfall, dass die Ermittler überhaupt auf die Provisionsmillionen stießen. Detto erfuhr Hochegger völlig unverhofft, wem die drei Liechtensteiner Konten, auf die er jeweils 2,4 Millionen überwies, zugeordnet werden können.

Wie, wann und wo Hochegger die schicksalhaften Informationen entdeckte, will er erst vor der Richterin auspacken. Voraussichtlich Anfang Jänner wird er vor Marion Hohenecker aussagen. "Meischberger hat mich nie eingeweiht. Und ich habe Meischberger auch nie darüber informiert, dass ich diese Fakten kenne", so Hochegger.

Geschockt

Der Schock über diese Erkenntnis saß tief. Blitzschnell waren Grasser, Meischberger und Plech hinter der Tür des Angeklagtenzimmers verschwunden.

Und was sagte der wortgewaltige Grasser-Anwalt Manfred Ainedter? "Ich bin überrascht und verwundert. Hochegger glaubt, sich durch eine Unwahrheit seine Position verbessern zu müssen." Als Motivation stellte Ainedter die Vermutung in den Raum, dass Hochegger in der Haft "weichgekocht worden ist".

Aus dem Archiv: Knalleffekt im Buwog-Prozess

Grasser schwer belastet

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