Hypo Tirol: "Jenseits von Gut und Böse"

Firmenschild Hypo Tirol.
Die Bank verliert in Italien 125 Mio. Euro im Immobiliengeschäft. Die Quote der Not leidenden Kredite liegt über 37 Prozent.

Drei Monate lang haben 30 Mitarbeiter der Task-Force Hypo Tirol Bank akribische Kleinarbeit geleistet. 350 Kreditakten mit einem Ausleihungsvolumen von 750.000 Euro wurden geprüft. Nun liegt das Ergebnis auf dem Tisch: Zwischen 2003 und 2008 wurde das überdurchschnittlich hohe Wachstum mit erhöhten Risiken erkauft. Sprich: Kredite wurden zu locker vergeben.

Im Dezember 2011 ist bekannt geworden, dass die Hypo Tirol, zu 100 Prozent Eigentum des Landes, in ihrem Italiengeschäft Kreditausfälle verzeichnete. Heute steht fest: Der Wertberichtigungsbedarf liegt bei 125 Mio. Euro. Die Quote der Not leidenden Kredite liege über 37 Prozent und sei "jenseits von Gut und Böse", betonte Vorstandsvorsitzender Markus Jochum. Normal seien sechs Prozent.

Die Bank selbst fühlt sich als Betrugsopfer und erstattete Anzeige bei der Finanzmarktaufsicht. Viele Darlehen wurde über Vermittler abgeschlossen, Liegenschaften falsch bewertet. "Es sind Kunstfehler passiert und es wurde mit mangelnder Sorgfalt vorgegangen", so Vorstandsmitglied Johann Kollreider. Die Staatsanwaltschaft prüfe die strafrechtliche Verantwortung der damaligen Vorstände, die Bank zivilrechtliche Ansprüche. Von kriminellen Machenschaften wie noch vor einigen Monaten wollen die Hypo-Vorstände nicht sprechen.

Auswirkungen

Durch die hohen Wertberichtigungen muss das Land der Bank unter die Arme greifen. Bereits im Dezember wurde im Landtag eine Kapitalspritze von 230 Mio. Euro beschlossen. Die EU-Kommission prüft nun, ob es sich um eine wettbewerbsverzerrende Beihilfe handelt.

Fest steht, dass die Hypo Tirol die Vollbank-Lizenz in Italien zurücklegen und die Bank als EU-Filiale weiterführen wird. Es werde "eher weniger als mehr" Bankfilialen geben, so Jochum. Ziel sei es, das bestehende Risiko im Italiengeschäft zu verringern.

Kritik kommt von den Tiroler Grünen. Nicht das ganze Italien-Portfolio sei überprüft worden. Die angekündigten Anzeigen gegen die Verantwortlichen seien ausgeblieben.

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