Hypo: Mehrheit hält Aderlass bei Gläubigern für richtig

Als Finanzminister Michael Spindelegger jüngst erklärte, wie er die Gläubiger an der Aufarbeitung des Hypo-Alpe-Adria-Desasters beteiligen will, sprachen Bank-Manager und Experten von einem schweren "Tabu-Bruch". Wie berichtet, will die Bundesregierung ein Sondergesetz verabschieden, mit dem sogenannte Nachrang-Gläubiger fast eine Milliarde Euro verlieren – obwohl sie Garantien des Landes Kärnten vorweisen können. Die Republik stehe nicht mehr zu vertraglichen Zusagen, der Ruf des Wirtschaftsstandortes sei in Gefahr, warnten Analysten.
Was die Wähler angeht, hat Spindelegger überwiegend Applaus zu erwarten. Denn laut OGM-Umfrage für den KURIER halten es 44 Prozent der Österreicher – und damit die relative Mehrheit – für richtig, die Hypo-Gläubiger in dieser Art an der Abwicklung zu beteiligen (Grafik).

Heißt das also, den Österreichern ist der Ruf des Finanzplatzes egal? "Bei dem Ergebnis schwingt eine gewisse Grund-Skepsis gegenüber dem Spekulantentum mit", sagt Bachmayer. Generell zeige das Ergebnis vor allem eines: "Die Österreicher sind überzeugt, dass es sich bei den Hypo-Gläubigern um professionelle Investoren handelt, die gewusst haben, dass man nur dann mit absoluter Sicherheit rechnen darf, wenn man bei einer Bank ein Sparbuch anlegt."
Alois Strasser, Analyst der Ratingagentur S&P, sieht die Vorgangsweise als "sehr gewagt". Wenn man die Gläubiger "nicht bedienen will, ist es schon sehr dramatisch". In Europa seien ihm "keine ähnlichen Fälle bekannt".
Experten-Hearing
Bevor über das Hypo-Gesetz abgestimmt wird, kommt es am Dienstag im Finanzausschuss zu einem Experten-Hearing, kündigte Grünen-Finanzsprecher Werner Kogler gegenüber dem KURIER an.
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