Hofer: "Strache ist ein besserer Parteichef, als ich es je sein werde"

Ist’s Zeit für einen Wechsel von Strache zum 47 Prozent-Mann Hofer?
Norbert Hofer will nicht FPÖ-Boss werden, sagt er. Ob die Blauen Wahlkampfkosten einklagen, ist offen. Experten sehen gute Chancen.

Es geht doch nichts über Eintracht und Zusammenhalt. Und genau deshalb traten sie an diesem Tag zu dritt auf: Parteichef Heinz-Christian Strache, sein Spitzenkandidat Norbert Hofer und auch Kampagnenleiter und Generalsekretär Herbert Kickl.

Am Dienstag zog das blaue Spitzentrio zum ersten Mal Bilanz über die verloren gegangene Hofburg-Wahl.

Und an den Beginn stellten die drei fast erwartungsgemäß die Kritik: An allen anderen Parteien; an "den Medien", "Staatskünstlern" und "Möchtegern-Promis", die sich – so die Lesart – verschworen hatten, Norbert Hofer als Bundespräsident zu verhindern.

Fast ein wenig trotzig versicherte Strache, man werde nicht "depressiv im Winkerl seine Wunden lecken", nein: Die Zeit sei eben nicht reif, noch nicht. Aber: 2017 werde das Jahr der FPÖ, ganz sicher.

So viel zur Analyse des Ergebnisses vom Sonntag.

Nicht zuletzt ob der enormen Präsenz von ausländischen Journalisten (der Auftritt wurde von Berichterstattern aus Asien, Russland und dem angloamerikanischen Raum vor Ort verfolgt) sah sich Strache genötigt, auch das naheliegendste Thema anzusprechen, nämlich: Die auffallende Diskrepanz des Hofer’schen Hofburg-Ergebnisses und jener Wahl-Resultate, die er, Strache, als Frontmann bislang für die FPÖ eingefahren hat.

Personaldebatte

Gibt es wirklich keine Personaldebatte, wollten Journalisten wissen. Überlegt tatsächlich niemand in der FPÖ, ob man mit einem rhetorisch gemäßigteren Kurs und Auftreten vielleicht noch mehr erreichen könnte?

Sowohl der in den Vertrauens-Rankings weit vor seinem Parteichef rangierende Norbert Hofer wie auch Strache selbst sind längst routiniert im Abwiegeln dieser Fragen. "Heinz-Christian Strache ist der wesentlich bessere Parteichef. Viel besser, als ich es je sein könnte", sagte also der 47 Prozent-Mann Hofer. Ein Schelm, wer einwendet, dass der Burgenländer auch kurz vor seinem tatsächlichen Antreten noch erklärte, er sei zu jung für Amt und Kandidatur.

Die Frage, ob man sich die zusätzlichen Wahlkampf-Kosten, die die überraschende Verschiebung des Wahltermins von Oktober auf Dezember verursacht hat, nun via Regress zurückholen will, stellt sich für die FPÖ noch nicht, heißt es. "Damit haben wir uns noch nicht beschäftigt", erklärte Wahlkampfleiter Kickl auf entsprechende Nachfrage des KURIER.

Laut Verfassungsjurist Heinz Mayer wäre ein solcher Regress durchaus denkbar. "In dem Fall könnte Amtshaftung geltend gemacht werden, es handelt sich ja tatsächlich um schuldhaftes und rechtswidriges Verhalten (des Innenministeriums), das hier stattgefunden hat." Allerdings könnte der entsprechende Zivilprozess Monate, wenn nicht Jahre dauern. Es sei denn, das Ministerium anerkennt Schuld und Schaden – und zahlt.

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