"Herr Moser, früher hatten Sie mehr Mumm"

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Reformer-Duell. Strolz hoffte auf einen Verbündeten bei Reformen. Doch Moser enttäuschte ihn.

Sebastian Kurz hätte eine Riege an ausgefuchsten Medienprofis zur Auswahl gehabt, die ihn bei den ORF-Konfrontationen vertreten hätten könnten. Der Außenminister, der beim britischen Außenminister Boris Johnson in London weilte, wollte keinen von der alten Garde. Er schickte Ex-Rechnungshofpräsidenten Josef Moser, der auf Platz drei auf der ÖVP-Bundesliste kandidiert, als Joker in die Debatte mit Neos-Chef Matthias Strolz. Ein Indiz dafür, dass der neue ÖVP-Chef Moser als nächsten Finanzminister aufbauen will?

Medienerfahrung kann Moser noch dringend benötigen . Denn der ehemalige Rechungshofpräsident ist zwar ein lebender Budgetzahlenautomat, verzettelt sich aber gerne in zu viele Details. Detto ist sein Redefluss nur schwer zu stoppen. So erging es auch ORF-Moderator Tarek Leitner. Nach nur rund 20 Minuten Diskussion lag Moser in der Redezeit schon um ein Drittel vor dem Neos-Chef. Was Strolz zu einem kleinen dreiminütigen Monolog verhalf, um auf Gleichstand zu kommen.

In der Kritik an der Silberstein-Affäre der SPÖ waren sich die beiden (wenig überraschend) noch einig. Strolz betonte, dass Wahlkampfstratege Peter Puller, der im Wien-Wahlkampf noch für die Neos tätig war, und jetzt mit Tal Silberstein das "Dirty Campaigning" inszenierte, auf seiner No-Go-Liste steht. "Diese niederträchtige Praxis kommt mir nicht in den Werkzeugkasten." Die Täter-Umkehr von Christian Kern sei "zynisch."

"Lehne Strafen ab"

Beim Föderalismus waren die beiden Freunde der Reformen überraschend nicht auf einer Linie. Mehr noch: Strolz zeigte sich enttäuscht von Moser. "Herr Moser, früher als Rechnungshofpräsident hatten Sie mehr Mumm." Der Neos-Chef wollte mit Moser eine Allianz bilden, dass die Landeshauptleute – oder "Fürsten der Finsternis" wie Strolz sie nennt – bestraft werden, wenn sie künftig die Transparenzdatenbank nicht befüllen, was seit drei Jahren Gesetz ist. 50 Millionen Euro weniger solle es beim Finanzausgleich als Sanktion geben.

Da ging Moser nicht mit. Er "bestrafe nicht, sondern überzeuge lieber". Außerdem sei die "Transparenzdatenbank viel zu kompliziert". Auch bei der Steuerautonomie zog Moser nicht mit Strolz an einem Strang. Der Neos-Spitzenkandidat fordert ein Modell wie in der Schweiz, damit sich die Landeshauptleute "beim Geldausgeben spüren." Moser wolle zuerst die Kompetenzen klären und dann erst die Steuerautonomie einführen. Das Aufbrechen von Verkrustungen stellt sich Strolz anders vor. "Ich habe gehofft, dass Sie ein Verbündeter im Geiste sind. Aber Sie gehen ja jetzt schon in die Knie", provozierte Strolz.

Auch mit Mosers Position zur Pensionsautomatik war Strolz nicht zufrieden. "Herumschwurbeln ist ihre Politik, sie haben schon den Schwurbel-Virus." Interessant war das Finale, wo Strolz in den Raum stellte, eine Minderheitsregierung von Sebastian Kurz zu unterstützen.

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