Strache und der geklaute Türken-Brief aus dem Web
Noch nie war es so einfach, offene Briefe über das Internet zu verbreiten. So tat es auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Montag – und zwar auf Facebook, der idealen Plattform, um sich Gehör zu verschaffen und wo Strache rund 600.000 FB-Nutzer direkt ansprechen kann. Sein Schreiben, im Boulevard als "Wutbrief" tituliert, richtete sich an die Anhänger des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Österreich und Deutschland. Strache äußert sich kritisch und teilweise zynisch und rät den Adressaten schließlich, zurück in die Türkei zu gehen, wo Erdogan alle Unterstützung brauchen kann.
Das alles klingt nach einem normalen Kommentar von Heinz-Christian Strache. Aber: Das Facebook-Posting stammt nicht aus der Feder des FPÖ-Chefs, zumindest große Teile davon. Veröffentlicht wurde der Text von einer gewissen Paula Bengtzon auf dem rechtsextremen Blog Journalistenwatch – und das bereits Anfang März 2017. Strache selbst hat nur einige Passagen hinzugefügt und Stellen anders formuliert. Aber im Großen und Ganzen ist das Posting kopiert - ohne Quellenangabe.
Der KURIER hat die kopierten Stellen markiert (links: Paula Bengtzon; rechts: Strache; hier in Originalgröße)
Wer verbirgt sich hinter Paula Bengtzon? So genau wissen wir das nicht. Es dürfte sich aber um die Bochumer Autorin Gabriele Brinkmann (geboren 1954) handeln, die unter mehreren Künstler-Pseudonymen - unter anderem auch unter Paula Bengtzon - Essays und Bücher verfasst. Im Herbst 2009 nahm der Düsseldorfer Droste-Verlag Brinkmanns Krimi "Wem Ehre gebührt" aus dem Programm – Grund waren angeblich islamfeindliche Äußerungen.
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