Mister Lutz muss nun das Budget aufmöbeln

Mister Lutz muss nun das Budget aufmöbeln
Der neue Finanzminister kämpft mit offenem Visier. Privat ist er auch Winzer im niederösterreichischen Traisental.

Er erwärmt sich für Pasta und Grünen Veltliner. Er urlaubt gerne in Österreich und Spanien. Golfen, Segeln und Kochen sind Hans Jörg Schelling Hobbies. Doch bei seinem Arbeitspensum hat Freizeit Seltenheitswert. Und das wird sich auch als Finanzminister kaum ändern. Dabei ist Schelling multitaskingfähig.

Als Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger kämpfte er seit 2009 einen Mehrfrontenkrieg mit Ärzten, Kassen und Landeshauptleuten um die Sanierung des Gesundheitswesens. Parallel dazu hat Schelling seit 2004 als Vizepräsident in der Wirtschaftskammer Christoph Leitls Strukturreform ("minus 30 Prozent") maßgeblich mit umgesetzt.

Worcaholic

Den Möbelriesen Lutz, dessen Chef er 1992 wurde, hat er zum Branchenführer ausgebaut. Seit 2005 ist er Lutz-Aufsichtsratschef. Der Workaholic ist aber auch als Unternehmensberater aktiv, Mitglied der Bundesleitung im Wirtschaftsbund und hat obendrein noch eine große Leidenschaft.

Das Stiftsweingut Herzogenburg liegt zwischen Schellings Wohnort St. Pölten und Krems und und ist das älteste Weingut im Traisental. Der frühere Top-Manager mit dem markanten Schnauzbart hat das Weingut 2009 für 25 Jahre gepachtet und mit seinem Team, darunter eine seiner beiden Töchter, bereits etliche Erfolge als Winzer eingefahren.

Geboren wurde Schelling am 27. Dezember 1953 in Hohenems (Vorarlberg), er studierte in Linz Betriebswirtschaftslehre und blieb einige Jahre als Assistent und Lektor an der Uni. 1981 wechselte der Marketingexperte zur Leiner/kika-Gruppe unter Herbert Koch, mit dem er sich jedoch überwarf. 1992 wurde er Chef der Welser XXXLutz GmbH. Der scharfe Expansionskurs war von Erfolg gekrönt.

Durch Pröll in Politik

In die Politik kam Schelling durch Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll. Der Wirtschafts-Mann wollte sich einbringen, er war Stadtrat in St. Pölten von 2001 bis 2004, später saß er für die ÖVP kurz im Nationalrat. Bei den Koalitionsverhandlungen Ende 2013 war Schelling bereits an vorderster Front bei den heiklen Themen wie Finanzen und Pensionen dabei. Schon im Herbst wurde er deshalb als möglicher Finanzminister genannt, oder als Wirtschaftskammer-Präsident, für den Fall, dass Leitl Finanzminister wird. Daraus wurde nichts. Michael Spindelegger beanspruchte das Schlüsselressort für sich.

Schelling gilt als "forsch" im Auftritt, er "legt sich gerne mit Kontrahenten an", sagen Leute, die ihn kennen. Politisch wird er dem ausgeprägt wirtschaftsliberalen Lager zugerechnet. Als Lutz-Chef kämpfte er für längere Ladenöffnungszeiten, als Finanzminister wird er für Ausgabenkürzungen und gegen eine Steuerentlastung auf Pump kämpfen. Eine Vermögenssteuer im klassischen Sinn werde es mit Schelling dezidiert nicht geben, heißt es. Die Kompromiss-Suche mit der SPÖ dürfte nicht unbedingt leichter werden. "Schelling kann ganz auf ideologischer Hardliner machen." Gegner erinnern nun an das Steuersparmodell, das in seiner Zeit bei Lutz entwickelt wurde. Es läuft über die Steueroase Malta, dem heimischen Fiskus entgingen dadurch viele Millionen. Als Finanzminister wird er mit solchen Tricks weniger Freude haben können.

Legendär ist der Konflikt mit Erwin Pröll: Schelling nahm als Hauptverbands-Chef die hohen Spitalsausgaben in Niederösterreich ins Visier. Der Landeshauptmann konterte scharf: "Vorschläge von Theoretikern sind nett, aber nicht hilfreich. Die Herrschaften reden groß, müssen aber nichts verantworten." Letzteres hat sich jetzt schlagartig geändert.

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