Häupl stellt sich hinter Kern, Ludwig gibt sich versöhnlich

Streit um Job in SPÖ-Akademie: Ludwig positioniert sich im Machtkampf mit Wehsely um Nachfolge Michael Häupls.
Parteiakademie: Personalentscheid durch, Richtungsstreit schwelt weiter.

"Es ist seine Entscheidung." Das sagt Michael Häupl zur Personalie in der SPÖ-Bildungsakademie. Mit "seine" meint der Wiener SPÖ-Bürgermeister SPÖ-Chef Christian Kern. Er stellt sich damit hinter diesen – und gegen seinen Wiener SPÖ-Stadtrat Michael Ludwig.

Entschieden wurde, dass Kerns Kabinettschefin Maria Maltschnig Direktorin des Renner-Instituts wird. Das ist im gestrigen Bundesparteipräsidium abgesegnet worden. Kern tat hernach kund, "sehr froh" ob Maltschnigs Kür zu sein. Sie werde "neue Akzente setzen und das Renner-Institut als Thinktank noch stärker zur unverzichtbaren Quelle neuer Ideen und Denkanstöße machen".

Turbulenzen

Die Nachbesetzung des Direktorspostens sorgt in der Partei für Verwerfungen. Stadtrat Ludwig ist wegen des Bestellungsprocederes empört. Im KURIER beklagte er, dass klar gewesen sei, dass Maltschnig Direktorin wird, bevor die dafür zuständige "Findungskommission" getagt hatte (der KURIER hatte vorab berichtet, wer das Rennen macht). In dieser sitzen Institutspräsident Alfred Gusenbauer, Vize-Direktorin Barbara Rosenberg, Niedermühlbichler und er. Aus Protest blieb Ludwig am Donnerstag der Kommissionssitzung fern: "Wenn schon feststeht, wer das wird, ist meine Mitwirkung unnötig, hinfällig."

Und so verständigten sich Gusenbauer, Rosenberg und Niedermühlbichler auf die 30-jährige Maltschnig, die Chefin der SPÖ-Studenten, in den Kabinetten der Ex-Staatssekretäre Andreas Schieder und Sonja Steßl und zuletzt Kerns Vorstandsassistentin bei den ÖBB war. Insgesamt 16 Leute hatten sich für den Direktorenjob beworben.In der Bundespartei war der Ärger wegen Ludwigs öffentlichem Tadel groß. "Letztklassig" sei seine Vorgangsweise, hieß.

Gesprächsangebot

Ludwig gab sich gestern wegen dieses Urteils der Bundesgenossen erstaunt – und versöhnlich. Sollte eine Aussprache gewünscht sein, sei er dazu bereit, ließ der Wohnbaustadtrat – von der Architektur-Biennale in Venedig aus – wissen. Und in Richtung der Neuen im Renner-Institut befand er: "Ich werde Frau Maltschnig nach ihren künftigen Leistungen bewerten."

Ob geredet wird, ist offen. Von der Bundespartei wollte sich niemand äußern.

Machtkampf

"Skurril" nennen selbst Rote den Wirbel wegen einer Stellenvergabe in der Partei. Das wäre es, würde es nicht um viel mehr gehen: Zuvorderst darum, welchen flüchtlings- und sicherheitspolitischen Kurs die Wiener SPÖ fortan fahren soll – und um ihr Verhältnis zur FPÖ. Letzteres muss auch die Bundespartei spätetestens nach der kommenden Nationalratswahl klären.

In Wien entzweien die Vorstellungen die Partei. Der linke Flügel, repräsentiert von Stadträtin Sonja Wehsely, will bei der moderaten Linie bleiben – und lehnt einen Pakt mit den Blauen ab. Der rechte Flügel, zu dem Ludwig zählt, will da wie dort eine Korrektur. Verstärkt wird der Konflikt durch die Debatte darüber, wer Häupl an der Spitze folgen soll. Wehsely und Ludwig haben Ambitionen. Bis dato hat Häupl freilich nicht einmal gesagt, wann er in Pension geht. Ludwig sagt zum Machtkampf nur so viel: "Ich glaube, egal was jetzt diskutiert würde, es würde in diesen Zusammenhang gestellt werden."

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