Gusenbauer lobt Arbeit des Skandal-Beraters und will bleiben

Will Akademie-Chef bleiben: Alfred Gusenbauer
Die SPÖ-Akademie will Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer weiter leiten, sein Engagement in der "Sozialistischen Internationalen" (SI) nennen Parteikenner "fast privat".

Die Kritik an Alfred Gusenbauer reißt nicht ab: Selbst die deutsche Bild-Zeitung nahm sich den Geschäften des Ex-Kanzlers mit dem verhafteten Ex-SPÖ-Berater Tal Silberstein an und titelte in Anspielung auf die umstrittenen Jobs von Altkanzler Gerd Schröder im Dunstkreis Putins: "Jetzt haben auch die Ösis ihren Fall Schröder". SPÖ-intern mehren sich die Stimmen, Gusenbauer solle sich von seinen Funktionen – allen voran der Leitung der roten politischen Akademie, dem Renner -Institut – verabschieden. Damit, so eine hinter halbvorgehaltener Hand geäußerte These, würde er den Schaden für Christian Kern reduzieren – zumal er Silberstein empfohlen hatte. Gusenbauer denkt freilich nach wie vor nicht an Rückzug: "Ich wüsste nicht, wieso", sagte er zum Falter. Die Arbeit des Skandal-Beraters Silberstein finde er nach wie vor "gut". Gusenbauer geht noch weiter: Ein Abgang seines Ex-Wahlkampfberaters Silberstein vor ein paar Monaten wäre für die SPÖ "sicherlich unangenehmer gewesen" – nun aber sei die Kampagne ja so gut wie fertig, so der Ex-SPÖ-Chef.

"Fast privates" SI-Engagement

Zudem pikant: In Gusenbauers zweiter prestigeträchtiger SPÖ-Funktion, der Vizepräsidentschaft in der "Sozialistischen Internationalen" (SI), agiert der Ex-Kanzler laut einem SPÖ-Insider "fast privat". Der Hintergrund: Gusenbauer sitzt dort zwar auf einem SPÖ-Ticket, die Partei hat ihre Mitgliedschaft im einstmals wichtigen Zusammenschluss linker Parteien aus aller Welt aber auf Eis gelegt. Weil die SPÖ – wie auch die SPD – die Entwicklung der von Bruno Kreisky und Willy Brandt einst repräsentierten Vereinigung mangels Reformfreudigkeit und Demokratieverständnis nicht goutiere, überweist sie nur noch einen symbolischen Mitgliedsbeitrag. Ein weiterer stellvertretender Vorsitzender der SI ist etwa der massiven Korruptionsvorwürfen ausgesetzte Machthaber Südafrikas, Jacob Zuma. "Die SPÖ", so ein Parteikenner, "hat mit der Sozialistischen Internationalen de facto nichts mehr zu tun" – das Augenmerk liege auf dem 2013 gegründeten SI-Pendant "Progressive Alliance".

In der SPÖ gibt es nun erste Stimmen zur Verteidigung Gusenbauers: Wiens Bürgermeister Michael Häupl etwa sagte, Gusenbauer schade der SPÖ "gar nicht". Der einst von Gusenbauer unsanft abmontierte Ex-SPÖ-Manager und heutige PR-Unternehmer Josef Kalina sagte indes zum KURIER, er orte eine "Neiddebatte" rund um den "international erfolgreichen" roten Altkanzler.

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