Glawischnig empört ihre Ex-Kollegen
"Tipp: Wennst dich für jemanden in die Schusslinie stellst, schau drauf, dass du dich ein Jahr später nicht wie ein Volltrottel fühlst."
Dieser Text stammt vom grünen EU-Parlamentarier Michel Reimon. Er ist einer von etlichen Ex-Kollegen Eva Glawischnigs, die der Wechsel der einstigen Oppositionspolitikerin zum Spielautomaten-Konzern Novomatic massiv aufregt. Brisant: Reimon zählte zu den Vertrauten Glawischnigs, wurde von ihr in den Grünen-Vorstand geholt und verteidigte sie wortreich in den öffentlichen Debatten vor ihrem Rücktritt.
Glawischnig verabschiedet sich komplett
Noch schärfer formulierte es Ex-Abgeordnete Berivan Aslan: "Heute wird mir alles nochmals klar, warum ich ihr Stiefkind war. Ich kann euch gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin." Der steirische Grünen-Chef Lambert Schönleitner forderte unmittelbar nach Bekanntwerden von Glawischnigs Frontenwechsel Parteichef Werner Kogler auf, Glawischnigs Parteimitgliedschaft ruhend zu stellen - am frühen Nachmittag wurde Kogler die Entscheidung dann abgenommen. Glawischnig trat von sich aus aus der Partei aus (mehr dazu hier).
Ebenfalls in die Riege der Kritiker reihte sich Ex-Abgeordnete Sigrid Maurer ein: "Da kämpft man jahrelang für das Verbot des kleinen Glücksspiels und dann sowas." Sie kündigte allerdings an, weiter gegen Novormatic vorgehen zu wollen: "Dann bekämpfen wir die Praktiken von Novomatic halt auch gegen eine Nachhaltigkeitsmanagerin Eva Glawischnig." Die Entscheidung der ehemaligen Politikerin sorgte für rege Diskussionen auf Twitter, viele User zeigten ihr Unverständnis. Die satirische Seite Die Tagespresse, laut eigener Aussage Österreichs seriöseste Onlinezeitung und bekannt für erfundene Meldungen, veröffentlichte die Meldung der APA.
Grüne kämpften jahrelang gegen Novomatic
Die Beziehung zwischen den Grünen und dem Glücksspielkonzern Novomatic ist eine ganz besondere - und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Besonders die Wiener Landespartei kämpft bereits seit 2005 gegen das Glücksspiel an. Schon 2007 forderte der damalige Stadtrat David Ellensohn das sofortige Aus für das „kleine Glücksspiel“. Für ihn sei es unerträglich, „dass die Stadt Wien immer noch am ‚Kleinen Glücksspiel‘ verdient, das das Leben tausender Menschen zerstört“, hieß es damals in einer Aussendung.
2010 war es dann Peter Pilz, der bei der Korruptions-Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Novomatic wegen Verdachts der Anstiftung zum Amtsmissbrauch und der Bestechung einbrachte. Doch nicht nur er, auch die niederösterreichischen Grünen – in Person von Thomas Huber – brachten in diesem Jahr Anzeigen gegen den Konzern bei den zuständigen Behörden ein. „Wir sind überzeugt, dass mit der Spielsucht kein Geschäft gemacht werden soll", sagte Ellensohn dann auch Ende 2014.
Seit dem 1. Jänner 2015 ist das kleine Glücksspiel in Wien nun endgültig verboten. „Unser jahrelanger Einsatz für Jugend- und SpielerInnenschutz hat sich ausgezahlt. Wir haben uns gegenüber der Automatenlobby durchgesetzt, jetzt auch mit Rückendeckung der Verfassungsrichterinnen und Verfassungsrichter“, freute sich Ellensohn damals.
Aktuell sind Glücksspielautomaten in Wien, Tirol, Salzburg und Vorarlberg generell verboten. In den restlichen fünf Bundesländern ist es noch erlaubt. Eine Situation, die die Grünen ganz entscheidend als ihren Verdienst ansehen.
Grüne Kritik an Wechsel Glawischnigs zu Novomatic
Es geht um die Machenschaften des gesamten Novomatic-Konzerns
Spannend wird die Auseinandersetzung in Niederösterreich, wo sich die Grüne Landespartei ein Beispiel an Wien nehmen will. Erst im Dezember vergangenen Jahres wünschte sich Helga Krismer ein „gänzliches Verbot“ in Niederösterreich, das man nach der Wahl forcieren wolle.
Dass nun ausgerechnet die ehemalige Parteichefin Eva Glawischnig zu Novomatic wechselt, kommentierte Ellensohn am Freitag in einer Aussendung so: „Uns geht es nicht um einzelne MitarbeiterInnen, uns geht es um die Machenschaften des gesamten Novomatic-Konzerns. Spielsucht zerstört tausende Familien und zieht Kriminalität nach sich.“ Und: „Die Grünen Wien haben in Wien erfolgreich das kleine Glücksspiel bekämpft, das werden wir auch weiterhin tun.“
Kommentare