Grüne wollen Gebärdensprache als Unterrichtssprache

Derzeit bekämen gehörlose Kinder in Kindergarten und Schule zu wenig Förderung
Derzeit bekämen gehörlose Kinder in Kindergarten und Schule zu wenig Förderung. Lehrpläne sollen adaptiert werden.

Die Grünen wollen die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) als Unterrichtssprache verankern sowie mittels Lehrplanänderung als eigenes Unterrichtsfach etablieren. Außerdem müssten Pädagogen in Integrationsklassen mit gehörlosen Kindern verpflichtet werden, ÖGS-Kompetenzen nachzuweisen, so Behindertensprecherin Helene Jarmer bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Jarmer: "Natürliche Sprache gehörloser Menschen"

Grüne wollen Gebärdensprache als Unterrichtssprache
"Die Gebärdensprache ist die natürliche Sprache gehörloser Menschen, die Lautsprache immer Fremdsprache", erklärte Jarmer. Derzeit bekämen gehörlose Kinder in Kindergarten und Schule zu wenig Förderung. Laut Untersuchung verfügten sie beim Schuleintritt über den Wortschatz eines zweieinhalbjährigen hörenden Kindes und am Ende der Pflichtschule über den Wortschaft eines achtjährigen hörenden Kindes. Von den rund 10.000 Gehörlosen in Österreich verfügten laut Schätzungen nur 100 über eine Matura und 30 über einen Hochschulabschluss.

Zwar sei die ÖGS in der Verfassung verankert, den näheren Umgang damit würden aber die Gesetze bestimmen. "Und dort ist nichts passiert", bemängelte Jarmer. Daher müsse die ÖGS als Unterrichtssprache anerkannt werden: "Kinder sollen endlich das Recht bekommen, Unterricht in der Sprache zu genießen, die sie verstehen und in der sie verstanden werden."

Derzeit gebe es die ÖGS auch nicht als eigenes Unterrichtsfach, wo etwa die Grammatik erklärt wird. Mit Hilfe engagierter Pädagogen und Eltern sei es möglich, dass Kinder vielleicht einmal pro Woche ÖGS-Unterrichts erhielten. "Das reicht nicht." Daher müssten die Lehrpläne adaptiert werden. Vorbild könnte etwa Südtirol sein, wo die Kinder selbstverständlich neben Deutsch auch einige Stunden Italienisch lernen.

Weitere Forderung: Derzeit würden gehörlose Kinder in Integrationsklassen oft Lehrern gegenüberstehen, die keine ÖGS-Kenntnisse haben, bemängelte Jarmer. Die dort eingesetzten Pädagogen sollten aber verpflichtet werden, ÖGS-Kompetenzen nachzuweisen.

Anlässlich der "International Week of the Deaf" hat am Freitag, eine Demonstration stattgefunden, bei der Gehörlose auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht haben. Der Österreichische Gehörlosenbund forderte in einer Aussendung auch die Aufnahme von ÖGS als wählbare Fremdsprache und Maturafachangebot.

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