Grüne: Hinter den Kulissen wird weitergezündelt

Glawischnig stellte sich am Freitag ihren Kritikern aus den Ländern
Alt-Grüne frieren Geld für Junge auch in Ländern ein – bis klar ist, ob sie gehen oder bleiben.

Der Applaus dauerte auffällig lange, als Eva Glawischnig ihre Grüne Partei zu Beginn des Erweiterten Bundesvorstands auf Zusammenhalt einschwor: "Wir treten gemeinsam für die Schwächsten ein, nicht gegeneinander." Gemeint ist der Konflikt mit den Jungen Grünen, der viele an den Führungsqualitäten der Grün-Chefin zweifeln ließ. Glawischnig lud zur Sitzung am Freitag auch Ländervertreter ein – und stellte sich damit ihren Kritikern. "Der Applaus war ein Zeichen, dass wir hinter ihr stehen", erklärt eine Delegierte.

Alles wieder in Ordnung also? Nicht ganz: Diese Woche waren mit dem Zündeln die Steirer Jungen dran. Die Grazer Parteispitze sträubte sich vergeblich gegen die Kandidatur einer Splittergruppe (Grüne Studierende) gegen die offizielle Grün-Liste (GRAS) bei der ÖH-Wahl. Die Alten wurden nicht nur überstimmt, sondern von den Jungen auch zum Rücktritt aufgefordert.

Derlei Provokationen haben System, glaubt ein Alt-Grüner: "Sie wollen sich im ÖH-Wahlkampf profilieren, indem sie uns anpatzen. Da spielen wir nicht mehr mit." Die Partei müsse sich jetzt wieder auf Inhalte konzentrieren – 2018 stehen vier Landtagswahlen an, Nationalratswahl könnte schon früher sein.

10.000 Euro aus Wien

Die Jugend sitzt derweil finanziell auf dem Trockenen: Die Bundesspitze schuldet der Mutter-Partei nach dem Ausschluss 120.000 Euro. Derzeit wird über einen möglichen Vergleich verhandelt, um einen Konkurs zu vermeiden. Die in Ungnade gefallene Flora Petrik bleibt davon unbehelligt: Von der Bundesspitze zieht sie sich zurück, bleibt dem Vernehmen nach Chefin der Wiener Landesorganisation und verfügt dort über 10.000 Euro Förderung. Dieses Geld soll in eine Konferenz der Jungen fließen, wo die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Auch andere Jugend-Landesgruppen sollen dafür Geld aus ihren Budgets zuschießen. Ein KURIER-Rundruf ergibt aber, dass die Alt-Grünen weder etwas davon wissen, noch damit einverstanden sind. Auch, weil vielerorts offen ist, ob sie Teil der Landes-Grünen bleiben, oder ob man sie – wie die Bundes-Grünen – ausschließt und die Finanz-Vorschüsse zurückfordert.

In der Steiermark, wo es jüngst zum Streit kam, sagt ein Klubsprecher unmissverständlich: "Von uns gibt es kein Geld." Auch in Oberösterreich, wo die Splittergruppe bei der ÖH-Wahl kandidiert, sagt Geschäftsführerin Gabriela Schönberger: "Sie wollten ein Darlehen von uns, aber bis geklärt ist, wie es weitergeht, gibt es nichts."

Schweigegelübde

Bei der Sitzung in Wien sei mit den Landesvertretern "durchaus kontrovers" diskutiert worden, am Ende gehe man aber gestärkt aus der Krise, sagt Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik. Er ist der einzige, der am Freitagabend eine Stellungnahme abgibt: Den Landesvertretern hat man das Versprechen abgerungen, den Konflikt nicht weiter zu kommentieren - das bedeutete auch ein Facebook- und Twitterverbot während der Sitzung. Wohl aus Angst, erneut Öl ins Feuer zu gießen.

Die Alt-Grünen haben sich darauf geeinigt, den Jung-Aktivisten die Hand zu reichen. Zu den jüngsten Provokationen sagt Luschnik: "In den Ländern ist gerade ein Klärungsprozess im Gange. Wer bereit ist, den Streit zu beenden, kann mit uns am Grünen Projekt weiterarbeiten."

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