Griss (noch) ratlos über ihre Zukunft

Wird Griss die Polit-Bühne verlassen? Die Entscheidung ist vertagt
Sie wird von den Parteien umworben, entscheidet aber erst nächste Woche.

Vom Stand weg hat Irmgard Griss 19 Prozent am Wahlsonntag erreicht. Ein Erfolg, der bislang einzigartig in der politischen Landschaft Österreichs ist. Einen Tag nach der Wahl steht die 69-Jährige vor der Frage: Was jetzt? Schluss mit der politischen Kurzzeitkarriere? Oder das Potenzial für eine neue Bewegung nutzen?

Klausur

Am Wahlabend hatte Griss noch keine Zukunftsidee. Montagnachmittag beriet sich Griss mit ihrem jungen Wahlkampfteam. Das Meeting blieb ergebnislos. Die Entscheidung über Wahlempfehlung und Polit-Zukunft wurde vertagt. Kommenden Montag soll die Lösung bei einer Klausur gefunden werden.

Gewissenskonflikt

Griss wirkt ein wenig ratlos. Die ehemalige Höchstrichterin sitzt auf einem Wählerberg von knapp 20 Prozent und wägt nun ganz in richterlicher Manier ab, wie sie ihn nützen soll. In ihr tobt ein Gewissenskonflikt. "Mein Erfolg und das Alleinstellungsmerkmal im Wahlkampf war, dass ich unabhängig und parteilos bin. Das ist eine schwierige Entscheidung, die ich diese Woche noch nicht treffen werde", so Griss.

Furcht vor Glaubwürdigkeitsverlust

Hier liegt genau die Krux: Der Anti-Establishment-Wahlkampf steht Griss jetzt als Hürde im Weg. Denn politisch weiterhin aktiv sein kann die Grazer Spitzenjuristen nur, wenn sie eine eigene Partei gründet oder sich einer anderen politischen Bewegung anschließt. "Eine neue politische Bewegung zu gründen, ist schon einige Male schief gegangen. Und man kann nicht davon ausgehen, dass man meine Wähler einer bestimmten Partei zurechnen kann. Das darf man nicht verwechseln," so die Quereinsteigerin. Griss befürchtet zurecht einen Glaubwürdigkeitsverlust.

G’riss um Griss

Heiß umworben wird das neue politische Zugpferd Griss allemal. Allen voran von Neos-Parteichef Matthias Strolz und dem pinken Abgeordneten und Hotelier Sepp Schellhorn. "Irmgard Griss hat gewiss eine Frische in die Politik gebracht. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir sie für die Neos gewinnen können. Denn sie hat alles am Establishment satt, was wir Neos auch satthaben", streut Schellhorn der Ex-OGH-Richterin Rosen. Detto freut sich Strolz auf Gespräche, wie eine mögliche Zukunft von Griss bei den Neos ausschauen könnte. Er traut ihr auch den Job der Rechnungshofpräsidentin zu. "Das könnte ich mir gut vorstellen", so Strolz.

Andere Polit-Profis wie der Ex-ÖVP-Chef und Griss-Sympathisant Erhard Busek raten ihr nun zur Geduld. "Sich die Zukunftsfrage zustellen, ist viel zu früh. Griss war als Person ein Programm, ob das auch als Partei klappt, ist fraglich. Ob Griss politisch im Spiel bleibt, wird auch davon abhängen, wie ihre Wahlempfehlung ausschaut", meint Busek, der im zweiten Wahlgang Alexander Van der Bellen wählen wird. Auch Ex-Minister Friedhelm Frischenschlager (ehemals FPÖ) warnt vor einer Parteigründung. "Das ist eine schwierige Sache, das habe ich selbst beim Liberalen Forum erlebt. Das durchzuhalten ist noch einmal eine andere Sache."

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