Graf: "Dann haben wir eine Alleinregierung dort"

Eine Kandidatur bei der kommenden Nationalratswahl ist für Graf so gut wie fix.
Im Unterschied zum Parteichef hält Graf den Milliardär „Frankie“ für einen passenden Partner.

Der Parteichef Heinz-Christian Strache hält wenig vom Parteichef Frank Stronach, das ist kein großes Geheimnis. Zwei Wochen ist es her, da zog der blauen Parteichef beim Neujahrstreffen ordentlich über den austro-kanadischen Milliardär vom Leder: Stronach sei ein „Teilzeit-Österreicher“ mit Schweizer Steuernummer; er habe eine „feine Nase für den eigenen Vorteil, aber kein Gespür für Politik und Menschen“; und weil Stronach offensichtlich glaube, man könne sich mit Geld alles kaufen, gab Strache allen FPÖ-Fans einen guten Rat: „Wählt das freiheitliche Original – und nicht die billige Kopie.“

Die Distanz zum politischen Quer-Einsteiger ist nur logisch, die FPÖ und das Team Stronach fischen teils im selben Wählersegment.

Umso bemerkenswerter ist es, dass sich am Sonntag Martin Graf aufmachte, die bisherige Stronach-Linie seiner Partei zu konterkarieren: In einem Interview mit der Austria Presse Agentur äußerte sich der Dritte Nationalratspräsident nicht nur ausnehmend positiv über Stronach, den er freundschaftlich „Frankie“ nennt.

Graf wünscht sich sogar, dass die Freiheitlichen nach der Kärntner Landtagswahl mit dem Team Stronach koalieren: „Dann, würde ich einmal meinen, haben wir eine Alleinregierung dort.“

Im Bund kann sich der Dritte Nationalratspräsident zwar nicht vorstellen, dass sich eine Mehrheit rein rechnerisch ausgeht. Aber im Unterschied zu Strache streut Graf dem Polit-Milliardär Rosen: „Wenn Stronach mit seiner Mannschaft ins Parlament einzieht, dann freue ich mich, dass wir einen zusätzlichen Partner haben.“

Kein Wort vom „Teilzeit-Österreicher“, keine Rede davon, dass Stronach das Gespür für die Menschen fehle.

Spricht Graf für die Partei? Oder tobt im Hintergrund ein Richtungsstreit? FPÖ-Boss Strache war gestern für den KURIER nicht zu erreichen.

In der FPÖ war man um Schadensbegrenzung bemüht. „Grafs Äußerung ist kein Kurswechsel“, sagt FP-Generalsekretär Harald Vilimsky. „Wer mit wem koaliert, das entscheidet der Wähler. Wir grenzen niemanden aus – aber das haben wir auch schon vor Stronachs Antreten so gesagt.“

BZÖ-Obmann Josef Bucher rechnet trotz schwacher Umfragewerte für seine Partei nicht damit, dass weitere Abgeordnete seinen Parlamentsklub in Richtung "Team Stronach" verlassen. Bei der Kärntner Landtagswahl hofft Bucher auf ein zweistelliges Ergebnis und einen Regierungssitz. Letzteren würde er selbst einnehmen, das BZÖ aber trotzdem als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl führen, sagte Bucher am Sonntag in der ORF-Pressestunde.

Als sein persönliches Wahlziel für die Kärntner Landtagswahl am 3. März bezeichnete Bucher ein zweistelliges Ergebnis. Sollte das BZÖ einen Regierungssitz erhalten, würde er selbst nach Kärnten wechseln. Weiterhin strebt Bucher auch den Landeshauptmannposten an, auch wenn das noch länger dauern könnte, wie er meinte.

Vorstellen könnte sich Bucher, Gerhard Dörfler wieder zum Landeshauptmann zu wählen - allerdings nur, wenn die Brüder Kurt und Uwe Scheuch in der FPK keine Rolle mehr spielen. Den umstrittenen Kinospot, in dem das BZÖ die FPK-Spitze in eine Reihe mit gestürzten Diktatoren wie Hosni Mubarak und Nicolae Ceausescu stellt, verteidigte Bucher: Man wolle zwar niemanden in die Nähe von Diktatoren rücken, aber in Kärnten herrsche eine "regimeähnliche Machtkonzentration".

Mit dem Abgang weiterer oranger Abgeordneter in Richtung "Team Stronach" rechnet Bucher nicht: "Da wird sich Herr Stronach die letzten Zähne ausbeißen." Er lege für alle 13 verbliebenen BZÖ-Abgeordneten die Hand ins Feuer und werde jeden einzelnen von ihnen bei der Nationalrats-Wahlliste berücksichtigen, kündigte Bucher an. Außerdem fürchte er sich nicht vor Frank Stronach, zumal dessen Umfragen schon wieder nach unten zeigen würden.

Einen politischen Hintergrund vermutet Bucher hinter der Beschädigung seines Autos in der Nacht auf Mittwoch. Der Wagen wurde beschmiert, die Reifen aufgestochen. "Es ist naheliegend, dass das mit dem Kärntner Wahlkampf zusammenhängt, weil ich bisher noch nie Opfer einer Sachbeschädigung geworden bin", meint Bucher. Auch die Polizei gehe von einem bewussten Vandalenakt aus.

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