Gesamtschule wieder Streitfall bei Bildungsreform

Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek,Landeschef Wilfried Haslauer: Wie endet die Bildungsreform?
Vier Bundesländer bekunden Interesse an gemeinsamer Schule: Allen voran Vorarlberg und Wien.

Ein Streit an einer Nebenfront beschäftigt die Verhandler der Schulreform. Es geht um die Avancen einiger Landeschefs, ihr Bundesland zu einer Modellregion für die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen zu machen. Dafür braucht es jetzt noch das Okay der Regierung – und einen Beschluss im Parlament. Bald könnte dieser Weg den Ländern offen stehen.

Schwarze Länder

Eigentlich wollte die ÖVP das Thema ausklammern, aber just ÖVP-Landeschefs haben die Gesamtschule nun wieder zum Thema gemacht.

Ländle sagte zu

Vor allem die Wünsche aus Vorarlberg sind eindeutig. Dort ist eine von der ÖVP-dominierten Landesregierung beauftragte wissenschaftliche Kommission zum Schluss gekommen, dass es viel vernünftiger sei, die gemeinsame Schule im ganzen Bundesland einzuführen. Die pragmatischen Schwarzen im Ländle waren vom Ergebnis nicht entzückt, dennoch gibt es schon einen Regierungs- und Landtagsbeschluss, in ganz Vorarlberg dieses Schulmodell umzusetzen.

Tirol will auch

Den Anstoß, in der Bildungsreformkommission über die gemeinsame Schule zu reden, wird aber ein anderer ÖVP-Landeschef geben. Der Tiroler Günther Platter will das Zillertal zur Modellregion für die gemeinsame Schule machen. Und zwar, weil die Tiroler neidig nach Südtirol schauen, wo es seit Jahrzehnten diese Form der Gesamtschule gibt. Südtirol hat bei Bildungs-Vergleichstests wie PISA deutlich bessere Ergebnisse als das Bundesland.

Wien will, Kärnten noch nicht

In Wien hat Bürgermeister Michael Häupl schon des öfteren bekräftigt, dass er ebenfalls großes Interesse hat, Wien zu einer Modellregion der gemeinsamen Schule zu machen – natürlich in allen 23 Bezirken. Auch Kärntens SPÖ-Landeschef Peter Kaiser begrüßt die Diskussion. Persönlich wäre er sofort dafür, ganz Kärnten zur Gesamtschule bis 14 zu machen. Doch dafür, gibt er im Gespräch mit dem KURIER zu bedenken, gäbe es keinen Regierungsbeschluss. Zudem seien die Kassen des Landes aufgrund der Hypo-Heta-Zahlungen klamm. Im Bezirk Hermagor, sagt Kaiser stolz, ist die gemeinsame Schule wegen des Fehlens einer AHS-Unterstufe praktisch realisiert.

Reform wird Chefsache

In die Verhandlungen über die Bildungsreform kommt im Finale ebenfalls Bewegung. Es geht nur mehr um die Schulverwaltung, wer Macht über und Einfluss auf die Lehrer bekommt. Über das Wochenende wird weiterverhandelt, die Reform Chefsache. Sowohl SPÖ-Kanzler Werner Faymann als auch ÖVP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner wollen versuchen, zu vermitteln. Nach KURIER-Informationen sprachen gestern Mitterlehner und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer über die Causa. Der Wille sei groß, eine für alle gesichtswahrende Lösung zu finden, heißt es.

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