Gegen eigenes Gebot: Fast nur Berufspolitiker im Team Stronach

Stronach war stets gegen Berufspolitiker. Nun ist die Minderheit in seinem Klub politikfern beschäftigt.

Der Parlamentsklub des Team Stronach erfüllt eine wesentliche Forderung von Parteigründer Frank Stronach nicht mehr: Über die Hälfte der nur mehr sieben Mitglieder hatten nämlich 2014 keinen anderen Job neben ihrem Mandat. Dabei hat doch gerade das Team Stronach seit Bestehen stets scharfe Kritik an "Berufspolitikern" geübt und vor einem Jahr sogar eine "Berufspflicht" für Abgeordnete gefordert.

Laut Transparenz-Liste mit den Abgeordneten-Nebentätigkeiten meldeten drei Abgeordnete für 2014 Einkünfte aus anderen Berufen. Christoph Hagen ist Polizist, verdiente damit allerdings maximal 1.000 Euro pro Monat (gemeldet werden keine genauen Beträge, sondern lediglich Einkommenskategorien). Leo Steinbichler, nach seinem Krach in Sachen oberösterreichischer Landesgruppe nun wieder mit Stronach versöhnt, ist Landwirt und verdiente damit bis 3.500 Euro. Und Ulla Weigerstorfer ist Inhaberin einer Kommunikationsagentur und gab als Einkommen für 2014 voraussichtlich ebenfalls maximal 3.500 Euro an.

Abwanderer

Der neue Klubobmann Robert Lugar unterliegt in dieser Funktion einem Berufsverbot, hatte aber auch für 2014 kein Einkommen gemeldet. Ebenso Waltraud Dietrich, ab Herbst 2014 Klubobfrau, sie hatte das ganze Jahr 2014 über keine Einkünfte. Martina Schenk meldete auch keinen Nebenverdienst, ein besonderer Fall ist Jessi Lintl. Sie verdiente nach eigenen Angaben zwar zwischen 3.501 und 7.000 Euro pro Monat - allerdings in ihrer Funktion als stellvertretende Bezirksvorsteherin in Wien - Innere Stadt, was nicht gerade als politikferner Job zu werten ist.

Mit der Abwanderung von insgesamt vier Abgeordneten zur ÖVP sind dem Team Stronach drei Gutverdiener abhandengekommen: Der Arzt Marcus Franz verdiente im Vorjahr über 10.000 Euro im Monat, Anwalt Georg Vetter bezog bis zu 7.000 Euro im Monat. Kathrin Nachbaur verdiente bei der Stronach Group maximal 10.000 Euro im Monat. Von den Abtrünnigen hatte nur Rouven Ertlschweiger keine Einkünfte gemeldet.

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