Grünen-Chefin Felipe: Sobotka wäre No-Go

Öko-Allianz fordert von Felipe Absage an Kaunertal-Ausbau.
Felipe kann sich keine Koalitionsregierung mit der ÖVP und Sobotka als Minister vorstellen. Es gebe aber Teile der ÖVP, mit denen sie gut könne. Die Arbeit des parteiintern nicht unumstrittenen Peter Pilz schätze sie sehr.

Für die designierte Grünen-Bundessprecherin und Tiroler LHStv. Ingrid Felipe wäre ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotka ein No-Go für eine etwaige Zusammenarbeit mit der Volkspartei nach der Nationalratswahl am 15. Oktober. "Mit ihm kann ich mir das nicht vorstellen", sagte Felipe im APA-Interview: "Es gibt aber Teile der ÖVP, mit denen ich gut kann".

Zunächst müsse aber einmal abgewartet werden, welchem Flügel sich der designierte ÖVP-Chef, Außenminister Sebastian Kurz, zuwenden wird. "Aber auch mit anderen Parteien gibt es Schnittmengen - bis auf die FPÖ", betonte Felipe. Es werde generell darum gehen, mit den "progressiven Kräften bzw. den Reformkräften der anderen Parteien zum Wohle Österreichs zusammenzuarbeiten", so die designierte Bundessprecherin: "Und darum, dass wir keine Rechtspopulisten in der Regierung haben - und ich sage bewusst Rechtspopulisten, und meine damit nicht nur die FPÖ". Dafür werde es die Grünen in der Regierung brauchen, zeigte sie sich überzeugt.

Felipe: Es braucht die Grünen für Umweltschutz

Die Grünen seien die einzigen, die für "Offenheit, Internationalität und Solidarität" stünden. "Mit (der designierten Spitzenkandidatin, Anm.) Ulrike Lunacek als Europäerin und Frau haben wir jemanden, der seit Jahrzehnten für Gleichstellung und Gleichberechtigung eingetreten ist", betonte die 38-Jährige. Und für etliche Herausforderung wie etwa jene des Klimawandels brauche es Internationalität und Vernetzung, so Felipe: "Denn alleine können wir das nicht lösen". Obwohl die Themen Umweltschutz und Ökologie von vielen anderen Parteien mittlerweile übernommen wurden, und die Zivilgesellschaft in diesem Bereich vieles geleistet habe, brauche es die Grünen, um diese Errungenschaften zu verteidigen. Denn ständig fänden Angriffe auf das eigentlich bereits Selbstverständliche statt, meinte Felipe und verwies auf US-Präsident Donald Trump und den angekündigten Rückzug der Vereinigten Staaten vom Pariser Klimaabkommen sowie auf die Diskussion über die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes (BVwG) in Sachen 3. Flughafenpiste.

Auch werde es um die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts gehen, sagte Felipe: "Wie können alle Menschen in Österreich - im Sinne von existenzgesichert - gut leben". In der Kopftuchfrage plädiert sie für Zwangs- und Verbotsfreiheit: "Es darf nicht sein, dass Frauen gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen. Aber ein Kopftuchverbot ist keine Antwort auf diesen Zwang", so die Argumentation. Schließlich gebe es genug Frauen, die es aus Überzeugung tragen würden, so Felipe: "Frauen sollen selbstbestimmt entscheiden dürfen".

Dönmez-Austritt "nicht überraschend"

Dass die Grünen in Integrationsfragen zu dogmatisch seien, wies die designierte Bundessprecherin zurück. Vielmehr würden die Grünen in jenen Ländern, in denen sie in Regierungsverantwortung sind, beweisen, wie "pragmatisch" sie mit diesem Thema umgehen. "Wir müssen die Rahmenbedingungen definieren, wie wir gut miteinander leben können, und jeder an der Gesellschaft teilhaben kann". Die Kritik des ehemaligen grünen Bundesrats Efgani Dönmez, dass die Ökopartei zu einer Sekte mutiert sei, könne sie nicht nachvollziehen. Dass er angekündigt hat, die Grünen zu verlassen, sei für Felipe nicht überraschend gekommen. Schließlich habe es viele Ereignisse gegeben, die gezeigt hätten, dass er nicht mit grünen Werten leben könne.

Lob, aber keine Wahlempfehlung für Peter Pilz

Felipe bezeichnete den Abgeordneten Peter Pilz als einen "erfahrenen Teil unserer grünen Truppe". Sie schätze seine Arbeit sehr, insbesondere jene im Eurofighter-Untersuchungsausschuss, sagte die designierte Grünen-Bundessprecherin und Tiroler LHStv. im APA-Interview. Eine Wahlempfehlung für Pilz für den Bundeskongress am 25. Juni in Linz wolle sie dennoch nicht abgeben.

"Ich gehe aber davon aus, dass es für ihn nicht schwierig sein wird, wieder im Team zu sein", so Felipe: "Ich würde meinen, dass sich das für den Peter leicht ausgeht". Sie selbst wünscht sich am Bundeskongress eine "breite Zustimmung" als Bundessprecherin. Ein Wunschergebnis bzw. eine untere Schranke wollte sie nicht definieren. Vom Bundeskongress erwarte sie sich insgesamt eine "Aufbruchsstimmung" und eine "bunte Liste". Bei ihr selbst bleibe es - wie angekündigt - bei einer "Solidaritätskandidatur - weit weg von einem wählbaren Listenplatz". Schließlich wolle sie bei der Tiroler Landtagswahl als Spitzenkandidatin antreten und die Grünen dort erneut in die Regierung führen

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