Früherer Nationalratspräsident Pöder gestorben

APA13152364 - 10062013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 0151 II - Der ehemalige Nationalratspräsident Rudolf Pöder aufgenommen am 8.11.2005 anlässlich seiner 80. Geburtstagsfeier im Parlament in Wien (ARCHIVBILD). Pöder ist in seinem 89. Lebensjahr gestorben. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Der SPÖ-Grande Rudolf Pöder starb im 89. Lebensjahr.

Der frühere Nationalratspräsident Rudolf Pöder ist im 89. Lebensjahr gestorben, wie der SPÖ-Pensionistenverband bekanntgab, dessen Präsident Pöder bis 1991 war. Das war die letzte einer Vielzahl von Spitzenfunktionen, die der gelernte Flugmotorenmechaniker ausübte. Seine politischen Wurzeln hatte er in der Gewerkschaft und der SPÖ Wien.

1947 startete Pöder (geboren am 3. Februar 1925) seine steile politische Karriere mit dem Eintritt in den Dienst der Stadt Wien. Über die Funktion des Dienststellen-Vertrauensmannes kam er zur Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, wo er mehr als vier Jahrzehnte lang Funktionen ausübte, von 1975 bis 1991 als Vorsitzender und gleichzeitig Vizepräsident des ÖGB. Parallel dazu zog der überzeugte Vertreter der Sozialpartnerschaft 1969 für die SPÖ in den Wiener Gemeinderat und Landtag ein, von 1978 bis 1983 war er Gemeinderats-Vorsitzender. Verankert war Pöder in der SPÖ Alsergrund, wo er ebenfalls - von 1973 bis 1987 - Vorsitzender war. Vom Gemeinderat wechselte Pöder in den Nationalrat, wo er es wieder ganz an die Spitze schaffte: Als Nachfolger von Leopold Gratz wurde er am 28. Februar 1989 zum Präsidenten gewählt. Im November 1990 schied er aus dem Parlament aus und wurde 1991 Präsident des Pensionistenverbandes und danach Ehrenpräsident.

Für seine Verdienste wurde Pöder mit hohen Auszeichnungen geehrt: 1989 erhielt er das "Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich", 1990 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. Trotz aller Macht und Einfluss, die ihm seine Spitzenfunktionen bescherten, galt Pöder als bescheiden, als "leiser Mächtiger". "Mächtiger als Macht ist Maß" war sein Wahlspruch, wie er selbst bei seiner 80er-Feier im Parlament sagte. Viele SPÖ-Politiker mit Gewerkschaftswurzeln sehen in ihm ihren "politischen Ziehvater", so der jetzige Sozialminister Rudolf Hundstorfer.

Reaktionen

Kein Wunder, dass viele das Ableben Pöders mit Betroffenheit kommentierten - Weggefährten aus der Sozialdemokratie und der Gewerkschaft, aber auch der ÖVP. Pöder habe "es verdient, dass ihm die Republik Österreich ein ehrendes Andenken bewahrt", betonte Bundespräsident Heinz Fischer in einer Aussendung.

Fischer - dessen unmittelbarer Vorgänger Pöder an der Spitze des Nationalrates war - zeigte sich "betroffen". Denn bei seinem letzten Besuch im Spital habe sich Pöder zuversichtlich und interessiert an allen öffentlichen Angelegenheiten gezeigt. Die jetzige Nationalratspräsidentin Barbara Prammer würdigte Pöder als "aufrechten Demokraten und überzeugten Parlamentarier". "Die Sozialdemokratie verliert einen großen und bedeutenden Mitstreiter", stellte Bundeskanzler Werner Faymann fest.

Für viele Gewerkschafter war und bleibe Pöder Vorbild, "nicht zuletzt, weil er stets besonnen, aber hartnäckig für seine Standpunkte und für die Interessen der arbeitenden Menschen eingetreten ist", würdigte ÖGB-Präsident Erich Foglar einen "politisch engagierten Menschen, dem es nicht egal war, wie die Welt um ihn herum aussieht". Dies bestätigte Christian Meidlinger, der Vorsitzende der GdG-KMSfB. Auch die Wiener SPÖ trauert um "einen aufrichtigen Genossen, der vielen von uns Vorbild war", wie Bürgermeister Michael Häupl und Klubchef Rudi Schicker in einer Aussendung bekundeten.

"Besonders schmerzlich" war der Verlust für Karl Blecha, Nachfolger Pöders als Präsident des SPÖ-Pensionistenverbandes: "Wir verlieren mit Rudolf Pöder einen visionären Seniorenpolitiker, einen Parlamentarier und Gewerkschaftsvorsitzenden ersten Ranges und erster Güte, die Stadt Wien einen ihrer Ehrenbürger, einen treuen Sozialdemokraten und vor allem einen besonders liebenswerten Freund." Pöders Verdienste in der Seniorenpolitik - nämlich den Seniorenrat gemeinsam mit seinem VP-Pendant Stefan Knafl zum Sozialpartner entwickelt zu haben - veranlasste auch den Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, Andreas Khol, zur Würdigung. Er erinnerte daran, dass mit Pöder "auch die gute Zusammenarbeit mit der Arbeiterpartei sichergestellt" gewesen sei.

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