Frauentag: "Lichtjahre bis zur Gleichstellung"
Wie steht es um die Rechte der Frauen, was sind die wesentlichen Hürden auf dem Weg zur definitiven Gleichstellung – und warum brauchen Österreich und die Welt im Jahr 2017 immer noch einen symbolischen Tag, an dem der Emanzipation bzw. der Gleichberechtigung besonders gedacht wird? Anlässlich des Weltfrauentages 2017 bat der KURIER die jüngsten Nationalratsabgeordneten der sechs im Parlament vertretenen Fraktionen, drei gleichlautende Fragen zum Thema zu beantworten. So unterschiedlich die ideologischen Zugänge auch sein mögen, in einem sind sich die sechs Frauen einig: Es bleibt noch viel zu tun.
Daniela Holzinger-Vogtenhuber, 29, Vöcklabruck, SPÖ
1. Die Gleichberechtigung ist in den letzten Jahrzehnten durch Frauen wie auch durch Männer vorangetrieben worden. Trotz allem gibt es noch Lücken. Besonders sinnvoll ist der Frauentag 2017, weil wir im Zusammenhang mit Migration und Flüchtlingsbewegungen sehen, dass die Gleichberechtigung der Frau keine Selbstverständlichkeit ist. Wir müssen den Frauentag nützen, um betroffenen Frauen ihre Rechte in unserem Land zu vermitteln.
2. Es sind viele Bereiche, in denen es Verbesserungen braucht – deshalb ist auch ein Mix an Maßnahmen nötig. Bei allen Maßnahmen muss Geschlechtergerechtigkeit im Vordergrund stehen und deshalb müssen wir sicherstellen, dass weder in die eine, noch in die andere Richtung Diskriminierung entsteht. Ausschlaggebend sollen lediglich Leistung und Qualifikation sein, nicht das Geschlecht.
3. Der Frauentag ist dann obsolet, wenn nur noch persönliche Präferenzen und Qualifikation hinsichtlich Job-Wahl etc. darüber entscheiden, ob Frauen in gewissen Positionen tätig sind oder nicht, und wenn es keine äußeren Zwänge oder gläsernen Decken gibt.
Eva-Maria Himmelbauer, 30, Horn, Abgeordnete der ÖVP
1. Der Frauentag hat natürlich noch seine Berechtigung, da er auf ein Ungleichgewicht in vielen gesellschaftlichen Bereichen wie Erziehung, Pflege, Gehalt und Karriere hinweist.
Gerade junge Frauen wünschen sich, aufgrund ihrer Leistung beurteilt zu werden und nicht nach ihrem Geschlecht. Bei jüngeren Generationen sind dieses Bewusstsein und die Sensibilität dafür schon stark ausgeprägt.
2. Gerade in der Berufswahl zeigen sich Unterschiede, die auch Auswirkungen auf Gehalt und Karriere haben. Als Informatikerin wünsche ich mir mehr Frauen in technischen Zukunftsberufen. Gleichermaßen braucht es mehr Männer in Bildungsberufen. Immer noch Thema ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier müssen wir Betreuungsmöglichkeiten schaffen, die sich an der Lebensrealität junger Familien orientieren.
3. Wenn kein Unterschied besteht, ob ich Mann oder Frau bin, sondern die Fähigkeiten zählen. Auch müssen wir uns von vorgegebenen Lebensführungen lösen. Es ist genauso in Ordnung, länger bei den Kindern zu bleiben – egal ob als Mann oder Frau –, wie rasch in den Beruf zurückzukehren.
Petra Steger, 29, Wien, Abgeordnete der Freiheitlichen
2. Bis zum nächsten Frauentag müssen dringendst Fortschritte im erwähnten Bereich der Lohnzahlungen erzielt werden. Denn wichtig ist es, die Chancengleichheit der Frauen auch durch Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Einkommen zu verbessern. Gerade Mütter müssen noch besser unterstützt werden. So sind endlich vier volle Jahre für jedes Kind an Kindererziehungszeiten für die Pensionsanrechnung sicherzustellen.
3. Ich halte es für wichtig, dass der Frauentag uns ein Mal jährlich die Probleme vor Augen führt. Viel wichtiger wäre es allerdings, endlich konkrete Handlungen zu setzen, die geeignet sind, die Chancengleichheit und Gleichberechtigung für die Frauen zu stärken.
Sigrid Maurer, 31, Telfes, Abgeordnete der Grünen
2. Bis zum nächsten Frauentag hätte ich gerne ein eigenständiges Frauenministerium – zu dessen Einrichtung wäre jetzt Gelegenheit.
3. Nach Jahrtausenden des Patriarchats wird es den Frauentag immer brauchen – hoffentlich irgendwann als Freuden- und Gedenktag, um die erreichte Gleichstellung zu feiern.
Claudia Gamon, 28, Feldkirch, Abgeordnete der Neos
2. Es ist schwer, in einem Jahr aufzuholen, was jahrzehntelang versäumt wurde. Was schnell auf den Weg gebracht werden könnte, wäre ein Stufenplan für den Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag eines Kindes. Auch eine Reform von Kinderbetreuungsgeld und Karenz mit dem künftigen Ziel einer 50:50-Aufteilung der Betreuung zwischen Männern und Frauen könnte man angehen.
3. Der Frauentag sollte nicht mit einem Ablaufdatum versehen werden. Denn selbst wenn es in – hoffentlich – absehbarer Zukunft einen gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt gibt, wäre es wichtig, sich die Errungenschaften der Vergangenheit in Erinnerung zu halten.
Martina Schenk, 44, Graz, Abgeordnete des Team Stronach
2. Den immer häufiger werdenden Übergriffen von Flüchtlingen aus dem afrikanischen und asiatischen Raum gegen die sexuelle Integrität muss dringend Einhalt geboten werden!
3. So lange in Teilen dieser Welt die Frauenrechte durch Gesellschaft oder Religion noch immer beschnitten werten, brauchen wir den Weltfrauentag, um auf diese Missstände hinweisen zu können.
Kommentare