Stronach krempelt Partei komplett um

Frank Stronach
Nach der Wahlschlappe hagelte es Rauswürfe. Eine Abspaltung steht im Raum.

Es war die Nacht der langen Messer: Nach dem mageren Abschneiden bei der Nationalratswahl baute Frank Stronach Mittwochabend seine Partei kräftig um. Mit den Parteichefs in Kärnten und Salzburg mussten gleich zwei Obmänner zurücktreten.

Schon am Nachmittag hatte es erste Gerüchte gegeben über eine Entmachtung von Gerhard Köfer. „Ja, Köfer ist nicht mehr Parteichef, aber er bleibt Landesrat. Damit ist er ausgelastet genug“, bestätigte Stronach dann dem KURIER. Das selbe Schicksal ereilte kurze Zeit später den Salzburger Hans Mayr. Ihnen folgen Siegfried Schalli bzw. Helmut Naderer nach.

Bereits am Dienstag wurde die niederösterreichische Klubchefin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger von Stronachs Assistentin Renate Heiser-Fischer abgelöst. Die steirische Spitzenkandidatin Waltraud Dietrich wurde Mittwochabend aus dem Parteivorstand ausgeschlossen, Ex-Klubchef Robert Lugar (der nach seiner Demontage kurz zum Partei-Generalsekretär erhoben werden sollte) wurde zudem zum einfachen Abgeordneten degradiert.

Mit Kathrin Nachbaur (34) hat Frank Stronach seine engste Vertraute zur Klubobfrau gemacht. Gefragt nach dem Grund für den Parteiumbau sagt sie: „Wir haben bei den Wahlen nicht das Ergebnis erreicht, das wir uns erwartet haben. Um in Zukunft besser abzuschneiden, müssen wir in den Ländern bessere Strukturen aufbauen.“ Stronach habe mit Köfer und Mayr telefoniert. „ Meine Aufgabe ist es nun, ein gutes Verhältnis mit den Landesparteien aufzubauen.“

Abspaltung?

Das könnte schwierig werden. Köfer bezeichnete es im KURIER-Gespräch als „eigenartig, dass ausgerechnet die Landespartei, die Stronach bis jetzt den größten Erfolg eingebracht hat, derart beschnitten wird.“ Gefragt, ob er Frank Stronach zum politischen Überleben braucht, sagte Köfer zur Wiener Zeitung: „Nein, braucht man nicht.“ Auch Hans Mayr hatte nach der Demontage von Lugar einen heftigen Disput mit Stronach am Telefon. Hinter vorgehaltener Hand sprechen einige Team-Mitglieder bereits von einer möglichen Abspaltung.

Geldhahn abgedreht

Insider vermuten zudem Geld als Motiv für den Umbau. Durch die Demontage der Landeschefs könnten diese nicht mehr auf die Parteikassen zugreifen. Ein Indiz dafür könnte der Umbau im Bundesvorstand sein: Mit Denise Pucher holte Stronach eine Mitarbeiterin seiner Stronach-Group als Finanzreferentin in den Vorstand, der seit Mittwoch nur noch aus Stronach, Nachbaur und Pucher bestehen soll. Als enger Berater fungieren soll Partei-Anwalt Michael Krüger – einstiger Kurzzeit-Justizminister. Zur Presse sagte Nachbaur zudem, Stronach werde vorerst kein Geld mehr an die Partei spenden.

„Stronach-Tussi“

Mit Nachbaur tritt eine Frau das Polit-Erbe von Frank Stronach an, die in ihrem Umfeld als charmant und zielstrebig beschrieben wird. Die Steirerin wollte seit geraumer Zeit in die Politik. Frank machte es möglich. „Weil Kathrin so begeistert war, habe ich die Partei gegründet“, sagt er. Jetzt hat die Juristin fünf Jahre Zeit, aus Freigeistern (O-Ton Nachbaur) eine Partei zu formen. Politische Mitbewerber sind von ihr weniger angetan: Nach einem TV-Interview postete der oberösterreichische SP-Chef Josef Ackerl auf Facebook: „Die Stronach-Tussi ist eine Beleidigung für Österreich.“ Das Team Stronach forderte eine Entschuldigung – und bekam sie.

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