Heinz Fischer verteidigt Willkommenskultur

Fischer mit Caritas-Präsident Landau am 11. September 2015 am Westbahnhof.
Aufmuntern sei besser als wegschauen. Kritik an EU-Ländern, die das Asylrecht negieren.

Bundespräsident Heinz Fischer nimmt die Willkommenskultur in Schutz. Es sei besser einem verängstigten Flüchtlingskind am Wiener Westbahnhof einige aufmunternde Worte zu sagen als wegzuschauen oder sich feindselig zu verhalten, sagte Österreichs Staatsoberhaupt laut Aussendung beim sogenannten Fastensuppenessen der Katholischen Frauenbewegung in der Hofburg.

Offenbar ein "Kampfbegriff"

Fischer missfällt, dass der Begriff der Willkommenskultur offenbar ein Kampfbegriff sei, "mit dem man den Eindruck erwecken will, dass Flüchtlinge wie Luxustouristen behandelt werden, die man nach Österreich einlädt und ihnen einen roten Teppich ausrollt, was aber weder in Deutschland noch in Österreich noch sonst wo der Fall ist".

"Was viele Flüchtlinge auf dem Weg von zerbombten syrischen Städten über gefährliche Zwischenstationen und Zwischenstrecken bis zu den Flüchtlingslagern oder Auffanglagern in Mitteleuropa erleben und erleiden, ist wahrscheinlich gerade jenen nicht bewusst, die eine angebliche 'Willkommenskultur' ironisieren und kritisieren", so Fischer weiter.

"Schmerzhafter" Widerspruch

Dass die Regierung "die unbestrittenermaßen nicht unbegrenzte Aufnahmekapazität unseres Landes in sachlich begründeten 'Richtwerten' festschreibt", hält Fischer für richtig. Es sei nicht zu übersehen, dass es einen "schmerzhaften und schwer zu lösenden Widerspruch" zwischen Asylrecht und drohender Überlastung gibt.

Kritik übte Fischer an Ländern wie Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen - freilich ohne diese zu nennen. Fischer sagte, die Flüchtlingsdebatte dürfe nicht dazu dienen, "Augen, Ohren, Herzen und Grenzen gegenüber Flüchtlingen so dicht wie möglich zu verschließen und das Asylrecht pauschal zu negieren, wie das manche europäische Länder zulasten aller anderen tun."

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